Glasfaserausbau:Langsam zum schnellen Internet

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Der Ausbau des Glasfasernetzes für schnelles Internet kommt in den Städten und Gemeinden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen unterschiedlich voran. (Foto: Hartmut Pöstges)

Seit einigen Jahren werden gigabitfähige Kabel in die Rohre des Landkreises verlegt. Wo es schon schnelles Internet und wo es noch weiße Flecken gibt: ein Überblick.

Von Veronika Ellecosta, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Ton knarzt, das Bild ruckelt, gleich werden die Gesichter in der Videokonferenz einfrieren. Langsames Internet macht den Arbeitsalltag mühsam, besonders dort, wo er mit digitalen Mitteln bestritten wird und ebenjene Onlinemeetings zur täglichen Routine gehören. Abgesehen davon gehört Streamen und Surfen in hoher Qualität längst zur Grundvoraussetzung für einen Wohnort. Während die Daten in Städten schon vermehrt in Gigabit-Geschwindigkeit durch die dort verlegten Glasfaserleitungen sausen, bewegen sich viele Menschen im ländlichen Raum aber oft noch in gedrosseltem Tempo durch das Web.

Kommunen bemühen sich seit einigen Jahren, die Situation zu verbessern, Bund und Land greifen den Gemeinden besonders auf dem Land beim Glasfaserausbau mit Förderungen unter die Arme. Eine davon ist der Höfebonus vom Freistaat, der schnelles Internet in abseits gelegene Bauernhöfe und Weiler bringen will. Auch der Bund beteiligt sich mit dem Programm Gigabit-Förderung. Das Digitalministerium schießt hier 44 Millionen Euro für den Ausbau von Gigabit-Infrastruktur in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. In einigen Kommunen gibt es schon Verträge mit Telekommunikationsunternehmen, anderswo bauen Anbieter Glasfaser eigenwirtschaftlich aus. Grabungen und Verlegungen verzögern sich jedoch derzeit wegen Lieferkettenproblemen und Rückstaus bei den Bauaufträgen häufig.

Im Oktober 2016 wurde in Icking der erste Spatenstich für den Breitbandausbau gesetzt - eine gemeindliche Initiative für schnelleres Internet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Icking

Die Isartal-Gemeinde nahm eine Vorreiterrolle ein und hatte bayernweit als erste ein eigenes Glasfasernetz: Bereits 2016 ging Icking in den Bau, in der ersten Phasen wurden Haushalte auf Gemeindekosten an die Leitungen angeschlossen. Mittlerweile sind zwischen 900 und 950 Haushalte angebunden, Störungen gibt es laut Kommune nicht. Jährlich kommen fünf bis zehn Haushalte dazu, die den Anschluss mittlerweile selbst finanzieren müssen.

Wolfratshausen

Mit Fördermitteln konnten in der Flößerstadt bisher entlegene Zonen wie die Münsinger Straße an Glasfaser angebunden werden. Im ganzen Stadtgebiet sei Glasfaser eigenwirtschaftlich aber nicht stemmbar, heißt es aus dem Rathaus. Jüngst haben zwar Spartenträger Interesse angemeldet, zuvor müssen aber rechtliche Fragen geklärt werden.

Münsing

Münsing darf zumindest im Außenbereich demnächst mit Glasfaser rechnen: Die Planungen für einen geförderten Ausbau sind weitgehend abgeschlossen, die Telekom will nächstes Jahr mit den Arbeiten beginnen. Für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau im gesamten Gemeindegebiet ist die Kommune derzeit nicht attraktiv, deshalb hat Telekom einen Ausbau für 2028 angekündigt.

Interesse an der Kommune hatte auch "Unsere Grüne Glasfaser" angemeldet: Im Frühjahr 2023 wollte das Tochterunternehmen der Telefónica und der Allianz mit einem flächendeckenden Ausbau beginnen. Laut Josef Limm, dem Technischen Leiter der Gemeinde, ist die UGG bisher untätig geblieben. Wie es weitergehe, sei unklar. Von der UGG heißt es knapp, dass der Glasfaserausbau in Münsing "konkret in Umsetzung" sei.

Egling

2019 ging in Egling schnelles Internet in den Ortsteilen Eulenschwang, Oberegling, Puppling und Reichertshausen in Betrieb. Für den Ortskern laufen gerade Markterkundungen über die verschiedenen Glasfaser-Anbieter. Ergebnisse gibt es derzeit nicht.

Eurasburg

Für Glasfaserausbau rief Eurasburg alle drei Förderverfahren von Bund und Land ab. Die Verteiler für die Glasfaser sind schon verlegt, dieses Jahr will die Telekom Höfe und Weiler an Glasfaser anbinden, was 2019 vertraglich beschlossen worden war. Mit Ende des Jahres sollen dann alle Förderprogramme beendet sein.

Geretsried

In der Vergangenheit setzte auch Geretsried einige Förderprogramme um. Die Telekom hat nun angekündigt, Glasfaser eigenwirtschaftlich auszubauen und die Stadt flächendeckend zu erschließen, will sich dafür aber noch drei bis vier Jahre Zeit lassen.

Das Ausbaugebiet in der Gemeinde Könogsdorf. Bis 2028 will die Telekom die Glasfaserleitungen direkt in die Häuser verlegen. (Foto: Privat/oh)

Königsdorf

Der berühmte letzte Meter fehlt in vielen Ortsteilen von Königsdorf noch: Die Telekom will die Glasfaserleitung für das Jahr 2028 direkt in die Häuser verlegen. Die Verteilerkästen sind innerorts zumindest schon verlegt. Weiler wie Kreut und Zellwies sind bis dato nicht an gigabitfähige Infrastruktur angeschlossen, hier will die Telekom im laufenden oder im kommenden Jahr mit Ausbauarbeiten beginnen.

Dietramszell

Auch in Dietramszell erschließt die Telekom derzeit abseits gelegene Weiler auf Vertragsbasis von 2019, dazu gehören etwa Dietenhausen, Niederreuth, Ried und Untermühltal sowie die Eglinger Straße in Ascholding. Rathaus, Grund- und Mittelschule schloss die Telekom mit öffentlichen Geldern bereits 2022 an. Fürs laufende Jahr plant zudem der Anbieter EDV-Team Oberland den Glasfaserausbau in den Ortsteilen Hechenberg und Bairawies.

Bad Heilbrunn

Den Zuschlag fürs Höfe-Förderprogramm erhielt auch hier die Telekom. Nun hat sie bis 2024 Zeit, alle entlegenen Ortsteile mit Glasfaser auszustatten. Derweil laufen die Planungsarbeiten. Zudem möchte das Unternehmen die Gemeinde eigenwirtschaftlich flächendeckend erschließen, konkrete Termine gibt es hierzu aber nicht.

Bad Tölz

Denkmalschutz und komplexer Straßenbau machten es der Telekom vor allem im historischen Zentrum von Bad Tölz schwer, die Glasfaserrohre zu verlegen. Voriges Jahr grub der Anbieter sich in die Marktstraße, der Bau wurde am Jahresende wegen Leonhardi und Christkindlmarkt unterbrochen und soll nach der Frostperiode abgeschlossen werden. Weitgehend fertiggestellt ist hingegen der Ausbau bereits in anderen Vierteln wie das Badeteil und Straßen, darunter die Schlesier-, Sudeten- und Karwendelstraße. Folgen sollen noch Teile im Gries, die Salzstraße und Am Schlossplatz, sowie Teile an der Lenggrieser Straße. Gebiete in der Osten der Stadt - Am Sportpark, Am Lettenholz und um die Flintkaserne - will die Telekom zeitnah mit Glasfaser versorgen.

Gaißach

Gaißach hat sich nach ersten Anschlüssen 2020 über das erste Förderverfahren derzeit beim Gigabitprogramm beworben und erkundet derzeit den Markt. Wie es nun weitergeht, will die Gemeinde Anfang Februar besprechen. Mit Glasfaser verbunden sind seit vergangenem Jahr Schule und Rathaus sowie Haushalte entlang der Trasse.

Sachsenkam, Reichersbeuern und Greiling

Der Anbieter UGG plant in den drei Gemeinden die Umsetzung von Glasfaserprojekten ohne staatliche Zuschüsse. Zu diesem Zweck hatten sich Sachsenkam, Reichersbeuern und Greiling zusammengeschlossen. Laut Josef Wagner, dem Geschäftsstellenleiter von Reichersbeuern, ist es aber anders gekommen: Die UGG beteiligt sich aktuell an einem kommunalen Branchendialog. Welches Telekommunikationsunternehmen am Ende den Zuschlag für den Ausbau bekommt, ist ungewiss. Lediglich Telekom hatte sich aus dem Dialog bereits herausgenommen.

Benediktbeuern

Benediktbeuern ist eine der wenigen Gemeinden, die den Glasfaseranschluss über Förderprogramme bis zu den Grundstücken schon hat. Nur im Ortskern gibt es keine Glasfaser - er fällt aus den Förderrichtlinien raus, weil es dort bereits Internet von 30 Megabit pro Sekunde gibt und das Areal damit nicht als unterversorgt gilt.

Lenggries

Auch in Lenggries hat sich die Telekom angekündigt: 94 Prozent aller Haushalte will der Anbieter bis 2026 mit Glasfaser ausstatten. Über Förderverfahren eins, das bereits abgeschlossen ist, sind Ortskern und die Ortsteile Letten, Leger, Winkl und Fleck verbunden. Über den Höfebonus, wofür die Gemeinde bereits 2017 und 2018 Verträge unterschrieben hat, sollen entlegenere Gebiete erschlossen werden: Vorderriß, die Bergbahn-Talstation, das Kieswerk Willibald. Wegen hoher Auftragslasten hat die Telekom die Umsetzung verschoben und erst kürzlich mit Grabungen begonnen.

Schlehdorf und Kochel am See

In diesen beiden Gemeinden wollte die UGG Glasfasernetz rasch ausbauen. Weil es aber Verzögerungen gab, kündigten die beiden Gemeinden die Kooperationsverträge. Die UGG erklärte ihre Verzögerungen mit Materialengpässen und Lieferkettenprobleme durch den Ukrainekrieg. Nun rückt die Telekom nach. Die Trassenplanung wurde abgestimmt, man hält am Baubeginn 2024 fest.

Jachenau

In der Jachenau hat ein örtlicher Anbieter, EDV-Team Oberland, über das erste Förderverfahren das Untertal ausgebaut. Über Förderungen sind auch Rathaus und Schule bereits mit Glasfaser verbunden. Aktuell steht die zweite Ausschreibung für das Obertal aus, wo Markterkundungen starten.

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Telekom baut Infrastruktur aus
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