Ein kleines, bunt lackiertes Karussell dreht voll besetzt seine Runden. Musik tönt über den Karl-Lederer-Platz, vor einer Bühne eröffnen Kinder vor den bereitgestellten Stühlen neue erste Reihen und knien auf dem Boden, den Blick gespannt auf das Podium gerichtet. Am Wochenende wurde der zentrale Geretsrieder Stadtplatz mit einem Straßenkunstfestival zu einer Art Freiluft-Zirkusmanege. Weil die Veranstaltung mit zahlreichen Attraktionen für Jung und Alt im vergangenen Jahr zu einem großen Erfolg wurde, hatte sich die Stadt heuer für eine Wiederholung entschlossen.
"Geretsried macht was, das ist schön", freut sich Besucher Wolfgang Schulz, "auch die Kinder werden eingebunden", fügt er lobend mit Blick auf den Hula-Hoop-Workshop an. "Wir haben zum Auftakt heute Morgen sozusagen die Leute zusammengetrommelt", sagt Elke Latinovic, die seit 2019 in der Musikgruppe Sambavaria dabei ist. "Und beim zweiten Auftritt war dann von Anfang an super Stimmung." Unter der Leitung von Dietmar Wüst spielt Sambavaria auf brasilianischen Trommeln und lockt mit heißen Rhythmen ein motiviertes Publikum an den Platz. Angelika Graf und ihre Kinder haben das Straßenkunstfestival zufällig entdeckt: "Ich finde es sehr gut gelungen, meine Kinder sind ganz begeistert vom Kasperltheater", kommentiert sie.
Die etwas Älteren werden derweil von Solomon Solgit and friends, einem international aufgestellten Ensemble mit Künstlerinnen und Künstlern aus Armenien, Äthiopien, Las Vegas und Deutschland, mit Break Dance, Unique Bike tricks, einer menschlichen Pyramide, Luftakrobatik des Duos Elva - Ella Storme und Vanessa Sweekhorst - und Workshops unterhalten. Zu Beginn trotzen vier Tänzer mit Breakdance der Schwerkraft und wechseln kurzzeitig das Genre, um das Publikum mit einer kurzen Balletteinlage zum Lachen zu bringen. Nach ein paar Takten von ABBA hüpft ein Einrad-Künstler auf die Bühne, um seine Tricks zu zeigen. Das Publikum fiebert mit und feuert kräftig an. So gelingt es ihm, kurz später mit dem Fuß ein Zuckerstück in eine Teetasse auf seinem Kopf zu kicken, während er auf dem Einrad sitzt. Dann tritt Solgit mit einem kleinen Tisch auf, den er, gefolgt von einer neugierigen Kinderschar, über die Bühne schweben lässt. Im Anschluss zeigt ein Handstand-Künstler sein Können und schafft es, vor den schätzungsweise 350 Menschen auf einer Hand auf einer rollenden Konstruktion das Gleichgewicht zu bewahren.
An einem Tripod ist ein Ring aufgehängt, der zum Ende der Show zum Einsatz kommt. Ein Akrobatinnen-Duo gleitet in perfektem Einklang bei sphärischer Musik durch die Luft und zeigt am Ring anspruchsvolle Figuren. Das Publikum wirkt beeindruckt und belohnt die Show mit tosendem Applaus. "Mir hat alles sehr gut gefallen", lobt die Geretsrieder Besucherin Ute Fuchs das Programm.
Umrahmt wird das Festival von einem Kunsthandwerkermarkt. Das Angebot umfasst unter anderem Drechselarbeiten, Strickwaren, Schmuck, handgemachte Kinderkleidung, Herbstliches mit Blumen, Grußkarten, Edelsteinseifen, Diverses aus Papier oder handgemalte Spruchtafeln. Katharina Kerper verkauft hier Decken, Tierfiguren, Macarons, und vieles mehr, bei ihr wird alles selbst gehäkelt. "Ich bin begeistert", äußert sich die Lenggrieserin, die von ihrem Stand aus direkt auf die Bühne blickt und nebenher ein bisschen weiterhäkelt.
Mit Getränken, Gegrilltem und duftenden Waffeln kann sich das Publikum stärken, während Solgit die nächste Show ankündigt. Die Vorfreude auf das Event war bei dem Tölzer Künstler groß. "Für mich ist das besonders, ich kenne die Leute hier, das ist was anderes als bei einer großen Show in New York oder Las Vegas", erzählt er. Sein Fazit: "Es hätte nicht besser sein können!"
