Geretsried:Sportvereine wettern gegen Sparpläne der Stadt

Lesezeit: 2 min

Kein Eishallendach, kein Kunstrasenplatz - und das Hallenbad lässt auf sich warten: Funktionäre schreiben einen Brandbrief. Bürgermeister Müller kontert.

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Die Interessengemeinschaft der Geretsrieder Sportvereine (IGS) wehrt sich gegen die Haushaltspläne der Stadt Geretsried. Nach Ansicht der IGS enthält der derzeitige Plan untragbare Entbehrungen für den Sport. Die Vorwürfe: Das Eisstadion soll erst von 2019 an ein Dach erhalten, für das Hallenbad sind heuer bislang nur zwei Millionen Euro eingestellt und der Kunstrasenplatz der Fußballfreunde Geretsried ist gestrichen worden. Angesichts der Wahlkampfversprechen sei dies die "größte anzunehmende Watschn", schreibt die IGS. Während Sportreferent Wolfgang Werner (SPD) Verständnis für die IGS zeigt, ist Bürgermeister Michael Müller (CSU) stocksauer.

"Wir erinnern uns noch sehr gut an den Abend im voll besetzen Ratsstubensaal Anfang 2014", beginnt das von Harald Zajdlik, Heidrun Rösing und Mathias Renz unterzeichnete Schreiben die IGS. Damals versicherten alle Bürgermeisterkandidaten mitten im Wahlkampf, wie sehr ihnen der Sport am Herzen liege. Gerade das Eisstadion, das Hallenbad und der zweite Kunstrasenplatz seien immer die wichtigsten Themen gewesen. Bis vor der ersten Haushaltslesung habe die IGS "noch fest an die zukunftsnahe Umsetzung der Projekte geglaubt", heißt es weiter. "Vielleicht hätten wir noch besser hinhören sollen."

Geretsried
:Eisstadion noch lange oben ohne

Vor zehn Jahren musste das Dach weg, weil es einzustürzen drohte. Doch die Stadt will erst in Jahren mit Planungen für ein neues beginnen.

Von Konstantin Kaip

Die IGS betont ihr Engagement in der Jugend- und Integrationsarbeit, fast 10 000 Menschen bringe die Gemeinschaft in Bewegung, außerdem koordiniere sie den Belegungsplan der Geretsrieder Sporthallen, was eigentlich eine städtische Aufgabe sei. Alles ehrenamtlich. Befremdlich wäre es daher nach Meinung der IGS, "wenn die Stadtoberen den Empfehlungen des Finanzausschusses folgen und damit signalisieren, dass sie ihre Sportvereine immer nur kurz vor anstehenden Wahlen schätzen". Sie appelliert an den Stadtrat, den Sport zu berücksichtigen - oder auf die Sportlerehrung im Herbst zu verzichten, die dann "nur noch eine Farce" wäre.

Bürgermeister Müller bezeichnet das Schreiben als "bodenlos, unfair und unsachlich", das Vorgehen der IGS sei "keine Umgangsweise und kein Stil". Besonders ärgere ihn, dass sich die Briefautoren mit dem Haushalt nicht auseinandergesetzt hätten - zumindest müsse er davon ausgehen. Denn die Stadt wolle heuer zwei Millionen Euro für den Sport aufwenden, was fast doppelt so viel sei wie in den vergangenen Jahren. Falsch sei die Behauptung, es seien nur zwei Millionen Euro für das neue Hallenbad eingestellt worden, denn im gesamten Finanzplanungszeitraum - von 2016 bis 2019 - liege die Investitionssumme bei 13,6 Millionen Euro. Die zwei Millionen Euro seien nur die erste Rate. Müller verglich dies mit dem alten Hallenbad, das jährlich 500 000 Euro koste.

Der Bürgermeister verweist auf den erhöhten Zuschuss an den Eissport-Club - statt nur 56 000 Euro gibt die Stadt von diesem Jahr an 76 000 Euro - und die Sanierung von Piste und Bande im Eisstadion für weitere 600 000 Euro, die ebenfalls noch 2016 in die Hand genommen werden sollen. Und er wirbt um Verständnis dafür, dass der Kunstrasenplatz vorerst gestrichen wurde, immerhin seien die Kosten von ehemals 500 000 Euro auf mehr als eine Million angestiegen. Angesichts der hohen Summe von knapp 50 Millionen Euro, welche die Stadt bis 2019 auch in den Sport investieren wolle, müsse der IGS "doch klar sein, dass das nicht von heute auf morgen geht".

Schuldenabbau
:Gewerbesteuer soll zwei Millionen Euro mehr bringen

CSU und SPD in Geretsried wollen die Unternehmensabgabe drastisch Punkte erhöhen, um investieren zu können - etwa in günstige Wohnungen und die S-7-Verlängerung.

Von Thekla Krausseneck

Sportreferent Werner sagt, ihm sei nicht klar gewesen, dass die Überdachung des Eisstadions bis 2019 verschoben werden soll. Weil das Dach im Wahlkampf von allen Kandidaten versprochen wurde, könne er verstehen, dass der Frust bei der IGS jetzt hochkomme. Wäre die Gewerbesteuer - wie von der SPD schon lange gefordert - bereits früher erhöht worden, hätte der Investitionsstau vermieden werden können, sagt Werner. Die Hoffnung aufgegeben hat der Sportreferent aber noch nicht: Der Haushalt 2017 könne die Möglichkeit bieten, das Projekt Eisstadion vorzuziehen.

Der Haushalt 2016 war in der Januarsitzung des städtischen Haupt- und Finanzausschusses erstmals vorgestellt worden, voraussichtlich im Februar wird ihn der Stadtrat endgültig beschließen.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: