Protest in Geretsried:"Keine Stimme für Neonazis"

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Resi Harth hat die Radfahrer-Gruppe angeführt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bei der Fahrrad-Demo gegen Rechtsextremismus nach Geretsried-Stein erinnert Werner Sebb an die menschenverachtende Zwangsarbeit in der Nazizeit.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Unter dem Motto "Radeln für Vielfalt" haben am Freitag fünf Dutzend Menschen an einer Demo gegen "die menschenverachtenden Machenschaften von Rechtsextremisten" teilgenommen. Die Gruppe traf sich am Neuen Platz in Geretsried und radelte, angeführt von Resi Harth mit ihrer Rikscha, nach Stein. Harth hatte ihr Gefährt mit einem Transparent versehen: "Rettet die Demokratie! Keine Stimme für Neonazis." Winkend, Klingelnd, hupend und Seifenblasen verströmend bewegte sich die Gruppe, begleitet von Polizei, voran.

Werner Sebb zitiert aus dem Geretsrieder Heft über Zwangsarbeit. (Foto: Felicitas Amler/oh)

Vor dem Jugendzentrum in Stein erinnerte Werner Sebb vom Arbeitskreis Historisches Geretsried (AKG) an die NS-Geschichte dieses heutigen Geretsrieder Stadtteils: die Zwangsarbeit für die großen Rüstungsbetriebe der Nazis im Wolfratshauser Forst. Sebb ist als Kind am 7. April 1946 mit dem ersten Vertriebenen-Transport nach Geretsried gekommen. Er recherchiert zusammen mit anderen Ehrenamtlichen seit Jahrzehnten über die Geschichte seiner Stadt. Bei der Demo las er eine Passage aus dem "Geretsrieder Heft" Nr 7.5 "Freiwillig, dienstverpflichtet und in Zwangsarbeit" aus der Reihe "Zwei Munitionsfabriken im Wolfratshauser Forst". Darin werden die harten Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Rüstungswerken geschildert. "Um den vielen Frauen in den Lagern Respekt zu zollen, ist das Heft in gendergerechter Sprache verfasst", erklärte Sebb. Er betonte außerdem, neben dem Lager Stein habe es noch das in Föhrenwald, dem heutigen Waldram, gegeben, und das Lager Buchberg. Über das damalige Leben in Stein gebe es "viele Gerüchte", der AKG sei aber stets bemüht, nur sorgfältig überprüfte Informationen zu veröffentlichen. Das Heft kann im Online-Shop des AKG bestellt werden.

Die Demo-Organisatoren, Resi Harth und Martin Lorenz, wiesen darauf hin, dass die nächste Veranstaltung turnusgemäß in zwei Wochen in Wolfratshausen geplant sei. Dort soll "ein Herz aus Menschen gebildet" werden, dazu soll getrommelt werden, um "das für die Demokratie schlagende Herz" zu symbolisieren.

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