Schule in Geretsried:"Sie ist einfach anders gut"

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Schulleiterin an der staatlichen Realschule Geretsried Christine Venus-Michel. (Foto: Hartmut Pöstges)

Christine Venus-Michel ist neue Schulleiterin an der Realschule Geretsried. Die nachgeholte Amtseinführung würdigt ihre unkonventionelle Art und ihre pädagogischen Visionen.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Dass Christine Venus-Michel ein ziemlich außergewöhnlicher Mensch ist, das bekam die frischgebackene Schulleiterin bei ihrer Amtseinführung am Donnerstag gleich mehrfach bestätigt. "Sie ist anders als alle anderen, angefangen von ihrer Kleidung und Frisur bis zu ihrer unkonventionellen offenen Art", so angetan zeigte sich etwa ihr Chef, der Ministerialbeauftrage für Ostbayern, Wilhelm Kürzeder. Er ließ in seiner Rede keinen Zweifel daran, dass er große Stücke auf Venus-Michel hält, die ihre lange Mähne gern mit einem flüchtig hingezwiebelten großen Dutt bändigt und erfolgreich für ihre pädagogischen Visionen kämpft. Noch eins drauf gesetzt hatte zuvor schon Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler): "Sie ist einfach anders gut." Auch er hielt mit seiner Begeisterung für den Karrieresprung der langjährigen Konrektorin nicht hinter dem Berg: "Wow, einfach super", habe er sich gleich gedacht. Und er gestand sogar: "Das hatte ich schon lange gehofft."

Christine Venus-Michel ist seit diesem Schuljahr die neue Rektorin der Geretsrieder Realschule, nachdem ihr Vorgänger Christian Zingler sich der Liebe wegen in die Oberpfalz hat versetzen lassen. Schon die nachgeholten Feierlichkeiten zu ihrem großen Tag waren anders als man es gewohnt ist. Kollegium und Festgäste saßen nicht steif in einer Reihe, sondern durften in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre an blumengeschmückten Tischchen Platz nehmen. Venus-Michel selber saß mit den Ehrengästen ganz locker auf einem großen Sofa. "Wie bei unseren Lerninseln", scherzte sie.

Die Lerninseln sind ein alternatives pädagogisches Konzept für ein individuelleres Lernen an der Geretsrieder Realschule, das Venus-Michel mitentwickelt hat. In dem 2016 eingeführten Modell ist in den unteren Klassen der Frontalunterricht und das Klassenzimmer zugunsten von Lerngemeinschaften aufgehoben. Durch das Experimentieren mit Tablets und Lern-Apps waren digitale Kompetenzen schon lange vor Corona Thema. Es ist längst nicht die einzige Innovation an der Schule. In ihrer Amtszeit als Konrektorin hat sich Venus-Michel erfolgreich für die Verzahnung der Fächer Naturwissenschaft und Kunst stark gemacht.

Dass sie fachlich und menschlich die Richtige für den Posten ist, daran besteht für ihren Chef kein Zweifel. "Schule ist ihre Leidenschaft." Den Lobesreden schloss sich auch der Geretsrieder Bürgermeister an, der selbst Schüler an der Realschule der Stadt war. "Sie stehen für Herz und Engagement, und das braucht es, um die Schüler fit fürs Leben zu machen", sagte Michael Müller (CSU).

Kollegium und Festgäste saßen nicht steif in einer Reihe, sondern durften in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre an blumengeschmückten Tischchen Platz nehmen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Aufgeschlossen, herzlich, unerschrocken, so wirkt Christine Venus-Michel. Die 58-Jährige war selbst Schülerin am Geretsrieder Schulzentrum, das heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert. Am dortigen Gymnasium hat sie im Jahr 1982 ihr Abitur gemacht und anschließend in München Mathematik und evangelische Religion studiert. An ihre Schulzeit hat sie gute Erinnerungen: "Es wurde nicht nur gepaukt, sondern auf unsere Bedürfnisse und Stärken eingegangen", sagte sie auf Nachfrage. "Diesen offenen Schulgeist habe ich mitgenommen." Zunächst unterrichtete sie in Garmisch-Partenkirchen, 2001 wechselte sie an die Geretsrieder Realschule, seit 2013 ist sie Konrektorin. Dass sich Venus-Michel vergangenes Jahr um die Stelle als Schulleiterin bewarb, habe vor allem einen Grund gehabt: "Ich wollte das Modell der Lerninseln unbedingt noch einige Jahre begleiten."

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