Aus dem Geretsrieder Stadtrat:Fünfzig Millionen Euro für die Mittelschule

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Vom Look der Siebzigerjahre werde nichts übrig bleiben, sagt Bürgermeister Müller durchaus erfreut. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt Geretsried beginnt im kommenden Jahr mit der seit 2016 diskutierten Sanierung und Erweiterung an der Adalbert-Stifter-Straße. Erst 2030 kann die Schule in Betrieb gehen.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Trotz klammer Kasse soll an der Bildung nicht gespart werden. Fast 50 Millionen Euro investiert die Stadt Geretsried in den Neu- und Umbau der Adalbert-Stifter-Mittelschule, die im Jahr 2030 in Betrieb genommen werden soll. Das Architekturbüro Haindl und Kollegen aus München stellte am Montag die Planungen vor; der Stadtrat genehmigte sie einstimmig.

Es kann also demnächst losgehen, nachdem sich das Projekt zur Generalsanierung und zur Zusammenlegung mit der Karl-Lederer-Schule seit 2016 hinzieht, vor allem weil noch auf die Genehmigung von ganz oben zum Ausbau auf fünf Klassen pro Jahrgang gewartet werden musste. Die Substanz des 50 Jahre alten Betonbaus sei insgesamt aber solide, befand Projektleiter Christian Hertneck. Weil damals ordentlich gebaut wurde, muss die Tragstruktur nicht saniert werden. Raus müssen aber die schadhaften Innenwände. In der Holzständerbauweise nisten sogar Mäuse.

Viel zu tun gibt es auch außen. Die Fassade muss komplett abgebrochen und energietechnisch saniert werden, die in verschiedenen Jahrzehnten gestückelte Architektur soll eine einheitliche Linie bekommen und die von Sichtbeton und Waschbeton geprägte Siebzigerjahre-Optik verschwinden. Nicht gefallen hat den Planern auch der schattige Pausenhof und der unscheinbare Zugang zur Schule, der sich zwischen Turnhalle und Parkhaus quetscht.

Die Planer haben den Auftrag, eine Schule für 750 Schülerinnen und Schüler zu bauen. Im sanierten Altbau sollen 325 unterkommen, im durch einen Zwischenbau verbundenen dreigeschossigen Neubau noch einmal so viele. Genehmigt sind von der Regierung 30 Klassen, inklusive je einer Förder- und einer Deutschsonderklasse.

Und so sieht der Fahrplan für das Riesenprojekt aus: Die Bauarbeiten beginnen mit dem Neubau, während im alten Haus der Schulbetrieb normal weitergeht. Sobald der Neubau autark läuft, ist die Bestandsschule an der Reihe. Die Musikschule zieht übergangsweise in den Neubau und dann wieder zurück an den alten Platz, wenn alles fertig ist.

Hartneck stellte auch die Raumplanung des Neubaus vor. Im Untergeschoss ist die Technik, im Erdgeschoss sind Gruppenräume, Büros, die offene Ganztagsschule und die Lehrküche untergebracht. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich Klassen- und Fachräume. Die Raumstruktur folgt klassischen Ansätzen mit Klassenräumen links und rechts eines Gangs. "Wir haben den Typus 'Flurschule' gewählt", erklärte Hertneck, da sich die Lehrer mit Verweis auf die Schülerklientel gegen die Einführung freierer pädagogischer Modelle wie Lerninseln ausgesprochen hätten.

Im dritten Obergeschoss ist die Mensa mit Dachterrasse untergebracht. Sie wird von einer Cateringfirma beliefert. In den Verbindungsbau ziehen die Schulverwaltung und das Lehrerzimmer ein. Den Pausenhof sehen die Planer zwischen Haupteingang und Turnhalle vor.

Der neue Schulbau bekommt eine Fassade aus Holz. Auch die Haustechnik wird runderneuert. Der Projektleiter ist optimistisch, dass sich das Ganze am Ende sehen lassen kann: "Das wird ein schöner, attraktiver Neubau, der da im Wald steht."

Auch Bürgermeister Michael Müller (CSU) sah vergnügt aus, als er erklärte, dass man sich von der ganze Schülergenerationen prägenden Optik mit den blauen Fenstern und dem Waschbeton jetzt verabschieden müsse. Dass das Vogelhaus im Zuge der Bauarbeiten aufgegeben werden muss, bedauerte Sabine Gus-Mayer (CSU): "Das ist furchtbar traurig, das gehört doch zu unserer Stadt dazu." Müller verteidigte es, dass die Tiere nun notgedrungen zu einem Vogelverein in Karlsruhe umziehen müssen. Trotz aufwendiger Suche habe sich niemand bereitgefunden, die jahrelange ehrenamtliche Betreuung fortzusetzen. "Es gibt keinen Kümmerer mehr", sagte Müller, "und die Stadtverwaltung kann keine Vogelhäuser betreiben."

Anlass zur Diskussion gab der Neubau einer zweiten Zufahrt zur Schule von Norden her. Sie ist notwendig für den Baustellenverkehr, da der Landkreis keine Erschließung über seine eigenen Flächen erlaubt. Das rief im Stadtrat zunächst Irritation hervor, bis Bürgermeister Müller den neuen Zuweg mit Sicherheitsbedenken wegen einander begegnender Laster, der Schülerströme und des öffentlichen Radwegs für sinnvoll erklärte.

Ein Kraftakt für die Stadt sind die Kosten. Sie werden auf 48,6 Millionen Euro geschätzt. Davon entfallen 26,5 Millionen auf den Neubau, zwölf Millionen auf die Generalsanierung, 2,6 Millionen auf die Außenanlagen und 7,4 Millionen auf Planungs- und Nebenkosten. Zu erwarten ist eine Fördersumme von 20 Millionen Euro.

Abschließend wurde noch der Zeitplan vorgestellt. Das Gelände wird erst im kommenden Jahr nach den Sommerferien vorbereitet. Der Neubau soll bis zu den Winterferien 2028 stehen, das ganze Schulprojekt aber erst zum Schuljahr 2030 fertig sein.

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