Geretsried:Klare Ansage im Trinkwasserstreit

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Landrat Josef Niedermaier verteidigt das Vorgehen der Tölzer Gesundheitsbehörde vehement und ist sich sicher, dass sie im Verfahren vor dem Münchner Verwaltungsgerichtshof Recht bekommt

Von Alexandra Vecchiato

Der Tölzer Landrat Josef Niedermaier ist vom Vorgehen des Gesundheitsamts ebenso überzeugt wie von einem Sieg vor Gericht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Landrat Josef Niedermaier (FW) stellt sich im Trinkwasserstreit vor seine Mitarbeiter im Gesundheitsamt. Und das mit deutlichen Worten. Bei einem Pressegespräch am Donnerstag verwahrte er sich vehement gegen Vorwürfe, wonach die Wasserproben, in denen Fäkalkeime gefunden wurden, womöglich wissenschaftlich fehlerhaft gewesen seien. Die Aussage von Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer, "Wir haben sauberes Wasser", halte er für gewagt.

Nun soll der Verwaltungsgerichtshof in München entscheiden, ob Geretsried und Königsdorf eine Ultrafiltrationsanlage einbauen müssen. Bis zu diesem Urteil bleibe das Landratsamt bei seiner Anordnung, dass die beiden Kommunen das Wasser desinfizieren und chloren müssen. Zusätzlich sollten die Bürger das Trinkwasser abkochen.

Niedermaier reagierte mit dem Pressetermin auch auf die persönlichen Anfeindungen der vergangenen Monate - gegen ihn und den Gesundheitsamtsleiter Franz Hartmann. Eine klare Absage erteilte der Landrat dem Vorschlag Irmers, sich an einen Tisch mit Spezialisten zu setzen. Die Gesetzeslage sei eindeutig, die Ultrafiltration die einzige Lösung. Im Übrigen habe es Gespräche mit den Kommunen und Experten gegeben. Entsprechende Protokolle und Tonbandmitschnitte lägen vor.

Auch werde das Landratsamt den "Notfall" nicht feststellen. Wie berichtet, will Geretsried prüfen, ob die Stadt einen Trinkwasser-Notverbund mit den Stadtwerken München eingehen könnte. Dazu fehle es an der Grundlage, sagte Niedermaier. Es gebe nämlich nicht zu wenig Wasser für die Versorgung der Bürger, sondern das zur Verfügung stehende sei belastet. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen - aus dem die Münchner Stadtwerke ihr Wasser beziehen - habe die Kreisbehörde zwar signalisiert, dass es einen Antrag prüfen werde. Dass dieser positiv beschieden würde, wage er zu bezweifeln, sagte Niedermaier.

Für ihn stehe fest, dass weder die Verantwortlichen in Geretsried noch in Königsdorf überhaupt verstanden hätten, warum das Gesundheitsamt die UV-Bestrahlung und die Chlorung angeordnet habe. Das sei ihm bei Gesprächen mit Irmer und dem Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel klar geworden. Die gefundenen Enterokokken seien Indikatorkeime für Parasiten, die wesentlich gefährlicher für die Gesundheit seien als Fäkalkeime. Fazit: "Wir wollen jetzt die Ultrafiltration."

Dass Enterokokken nach der UV-Bestrahlung gefunden wurden, die solche Erreger doch eigentlich abtöten sollte, sei besonders besorgniserregend, ergänzte Gesundheitsamtsleiter Franz Hartmann. Deshalb habe er als Humanmediziner die Anordnung zur Chlorung ausgesprochen, und nicht aus Willkür. Die UV-Anlage töte Parasiten, die man noch nicht oder nur sehr schwer nachweisen könne, nicht ab. Dass es aber solche Erreger im Wasser gebe, wenn dort auch coliforme Keime vorhanden sind, sei Stand der Wissenschaft. Auch wenn das Gesundheitsrisiko für 95 Prozent der Bürger nicht hoch sei, für die restlichen fünf Prozent stellten Parasiten eine Gefahr dar, vor allem für Menschen mit angeschlagenem Immunsystem. Die Chlorung und Bestrahlung einzustellen hieße für ihn, "Körperverletzung billigend in Kauf zu nehmen".

Der Landrat hofft nun auf eine schnelle Entscheidung des Gerichts. Geretsried will gegen die Anordnung des Gesundheitsamts klagen. Königsdorf hat Beschwerde bei der Regierung von Oberbayern eingereicht. Die habe mitgeteilt, dass sie weder "rechtliche noch fachliche Gründe für ein aufsichtliches Einschreiten" sehe. Deutlicher gehe es nicht, sagte Niedermaier. Er sei sich sicher, vor Gericht zu gewinnen.

© SZ vom 17.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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