Mitbestimmung in Geretsried:"Wir haben schon viel bewirkt"

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Die neuen Jugendrätinnen und Jugendräte mit Bürgermeister Michael Müller (links) und Jugendreferent Felix Leipold (rechts). (Foto: Hartmut Pöstges)

Der neue Jugendrat setzt sich aus erfahrenen und neuen Mitgliedern zusammen.

Von Sophia Coper, Geretsried

Bundesweit wird über die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre debattiert, in Geretsried hingegen denkt man in größeren Maßstäben. Für nationale und regionale Stimmabgaben müssen Jugendliche zwar auch hier volljährig sein, Politik machen können sie aber schon davor. Bereits zum fünften Mal in Folge wurde im November der Jugendrat gewählt. Dem Gremium gehören nun an: Nico Alischer, Yasar Gencer, Luci Gomez, Victor Jaunich, Paul Kruse, Jasper Kübler, Jonathan Kübler, Rares Nistora, Raphael Pätsch, Adelina Porsche, Leonie Schemmel und Laura Wimmer. Zwischen 16 Kandierenden konnten die 2000 Stimmberechtigten wählen, die Beteiligung bei der Onlinewahl lag bei rund sechs Prozent.

Der Jugendrat ermöglicht es Jugendlichen und jungen Erwachsenen, eigene Themen in den Stadtrat einzubringen. Jüngster Erfolg ist der Pumptrack, dessen Planung und Verwirklichung auf einen Antrag und die Bemühungen des Jugendrats zurückgehen.

"Es gehört Mut dazu, zur Wahl anzutreten. Danke für euer Engagement - ob ihr gewählt wurdet oder nicht. Ohne Kandidierende gibt es keine Demokratie", bedankte sich Bürgermeister Michael Müller (CSU) bei den Kandierenden. Laut Rathaussprecher Thomas Loibl schätze sich die Stadt glücklich, dass es zum wiederholten Male gelungen sei, den Rat überhaupt aufzustellen. "In vielen Städten werden Jugendparlamente häufig wieder eingestellt, in Geretsried hingegen sind wir seit acht Jahren durchgehend dabei", erklärt er.

Laura Wimmer: Engagement für die Neue Mitte

Laura Wimmer gehört zu denjenigen, die mit dem Ratsalltag bereits vertraut sind. Für die 20-jährige Studentin aus Gelting ist es die zweite Amtszeit: "Die letzten zwei Jahre haben sich viel zu kurz angefühlt", sagt sie. Ohne den Abiturstress hofft Wimmer sich nun vermehrt der politischen Arbeit widmen zu können. "Wir haben schon viel bewirkt, und ich habe den Eindruck, dass es mit der Zeit immer mehr wird." Neben dem Pumptrack möchte sie sich vermehrt für die Umwelt in Geretsried einsetzen. "In der Ortsmitte ist es noch sehr düster und karg, dort fehlt es an Begrünung."

Leonie Schemmel: Mehr Freizeitmöglichkeiten

Auch Leonie Schemmel hat einige Ideen parat. Die 15-jährige Schülerin erfuhr durch einen Brief der Stadt vom Jugendrat und füllte sofort das beigelegte Anmeldeformular für die Bewerbung aus. "Ich finde es eine tolle Idee, im eigenen Wohnort Sachen mitzuentscheiden. Wer hat schon die Chance, sich mit 15 Jahren politischen Themen widmen zu können?" Angetreten ist Schemmel, um Geretsried kulturell zu beleben. "Es gibt ab und zu kleine Festivals in der Stadt, das auszubauen wäre schön. Generell möchte ich mich aber umhören, was den Leuten fehlt und worauf sie Lust haben." Ähnlich wie Wimmer bedauert Schemmel den Mangel an Freizeitmöglichkeiten für junge Leute in der Stadt. "Um etwas zu unternehmen, müssen wir meistens aus der Stadt herausfahren. Das ist doch schade. Ich möchte mich im Jugendrat dafür einsetzen, dass in Zukunft jeder sagt: Ich bin gerne in Geretsried."

Felix Leipold gehörte dem ersten Jugendrat an - für ihn war es das Sprungbrett in die Kommunalpolitik: Leipold ist seit 2020 Jugendreferent und Stadtrat der Freien Wähler. "In all den Jahren hat sich viel verändert. Früher wurden eher Veranstaltungen organisiert, mittlerweile geht es immer mehr um politische Mitgestaltung", sagt er. Es würden auch mal "unangenehmere Anträge" gestellt. So habe es sich beim Pumptrack um einen sechsstelligen Betrag gehandelt.

Leipold bezeichnet seine Aufgabe als "Brücke zwischen Stadt- und Jugendrat". Bei den Sitzungen stehe er den Jugendlichen beratend zur Seite, helfe bei Formulierungen und Feinheiten von Anträgen und vermittle Kontakte zu den Fraktionen. Auf die frisch gewählte neue Zusammensetzung blickt Leipold mit freudiger Erwartung: "Das ist eine sympathische Truppe mit einer guten Mischung aus erfahrenen und neuen Leuten." Sie seien fähig, in der nächsten Amtszeit "richtig Gas zu geben". Das Wichtigste sei es, keine Scheu zu haben. Man müsse sich einfach trauen, nachfragen und Anträge stellen. "Mehr als Nein sagen können die Stadträte nicht."

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