Geretsried:Huber GmbH will kräftig expandieren

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Insolvenz war gestern: Huber Präzisionstechnik setzt nach der Übernahme durch eine Grazer Industrieholding auf neue Mitarbeiter und das Rennsport-Geschäft - und präsentiert hohe Ziele.

Ingrid Hügenell

Die neue Leitung hat sich viel vorgenommen: Bis 2015 soll sich der Umsatz der Huber GmbH auf 30 Millionen Euro fast verdoppeln, bei dann 250 Mitarbeitern. 2011 erwirtschafteten 180 Mitarbeiter 16 Millionen Euro Umsatz. Die neue Leitung ist zur Hälfte die alte: Geschäftsführer Josef Niggl bleibt nach der Übernahme durch die Grazer Industrieholding Pankl GmbH am Standort Geretsried in seiner Position. Er teilt sich die Geschäftsführung mit Engelbert Pürrer, der von der Pankl GmbH kommt.

Große Pläne hegen die beiden Huber-Geschäftsführer Engelbert Pürrer (links) und Josef Niggl in Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nur mit Pürrer zusammen könne er das Geretsrieder Unternehmen auf eine Mitarbeiterzahl über 200 aufbauen, ist Niggl überzeugt, wie er am Dienstag bei einem Pressegespräch sagte. Der Österreicher seinerseits sprach voll Enthusiasmus von dem "großen Erfolg", den er für Huber kommen sehe. Die Firma soll breiter aufgestellt werden als bisher und beispielsweise den Anteil der Produkte für die Luft- und Raumfahrt am Umsatz von fünf auf zehn Prozent steigern.

Die starke Fokussierung auf die Herstellung von hochpräzisen Motor- und Getriebeteilen für den Rennsport und dabei auf den Hersteller BMW hatte dazu geführt, dass in der Wirtschaftskrise die Aufträge wegbrachen und die Firma 2009 Insolvenz anmelden musste. Niggl und vor allem Bürgermeisterin Cornelia Irmer lobten bei dem gestrigen Gespräch Insolvenzverwalter Josef Hingerl für sein Engagement bei der Rettung der Firma. "Aber Hingerl war gestern, und Pankl ist heute", sagte Niggl weiter. "Das Unternehmen wird wohlbestellt übergeben."

Inhaber Gerold Pankl, mit dem er seit langem befreundet sei, habe beste Kontakte in die Rennsportbranche, etwa zu Ferrari, sagt Niggl. Diese werde man selbstverständlich nutzen. Auch Pürrer will von der Insolvenz am besten gar nichts mehr hören, sondern lieber nach vorne schauen. Und das heißt, dass möglichst schnell 25 neue Mitarbeiter eingestellt werden sollen, davon zuvörderst zwei bis drei Programmierer.

Niggl setzt dabei wie früher auf gut ausgebildete Fachleute, die gerne um die 50 Jahre alt sein dürften, weil diese sich nicht einarbeiten müssten, sondern sofort anfangen könnten zu arbeiten. Dennoch sei der Altersdurchschnitt mit 34 Jahren gering, sagt Niggl. Ausgebildet werde ebenfalls weiterhin. Die Personalentwicklung werde auf professionelle Beine gestellt, kündigt Pürrer an.

Mit den neuen Mitarbeitern und der wohlmeinenden Commerzbank als Hausbank will die Huber GmbH künftig vermehrt auch in den Bereichen Wehr- und Medizintechnik tätig werden. Man werde aber keine Waffen bauen, sagt Pürrer. Auftraggeber sei die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG. KMWeg ist laut der eigenen Internetseite "Marktführer in Europa für hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge".

Ein Medizintechnik-Projekt läuft und bringt Niggl zum Schwärmen. Wie er berichtet, hat ein Ingenieur eine neuartige Hüftgelenksprothese aus Titan entwickelt, konnte aber lange keinen Betrieb finden, der diese auch bauen konnte. Auch bei Huber habe man zunächst gedacht, das gehe nicht. "Dann hat ein junger Bursch' gesagt, Herr Niggl, das mach' ich Ihnen", erzählt der Geschäftsführer. Und tatsächlich habe der 22-Jährige die Prothese entwickelt, die nun von der Obersteirischen Feinguss in Kapfenberg gefertigt werde - einer Schwesterngesellschaft unter dem Dach der Pankl GmbH. Ein Synergieeffekt, der auch Pürrer freut.

Kein Wunder, dass Bürgermeisterin Irmer bei solchen Nachrichten strahlt, und der Firma die volle Unterstützung der Stadt verspricht. Niggl weiß gleich ein erstes Beispiel, wo der Schuh drückt: Die Firma hat zu wenig Parkplätze für so viele Mitarbeiter.

© SZ vom 11.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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