Geretsried/Egling:Absage an die AfD

Lesezeit: 2 min

Die Deininger Tanzlmusi will wegen des "Brimboriums" doch nicht zur Kundgebung in Geretsried auftreten. Peter Solloch, Sprecher eines Deininger Zirkels, sieht keine Probleme wegen der Nähe zu Rechtsextremisten.

Von Felicitas Amler, Geretsried/Egling

Der Deininger Tanzlmusi ist die Sache doch zu heiß geworden: Am Donnerstag sagte Nikolaus Spindler, Sprecher des vierköpfigen Ensembles, den vereinbarten Auftritt bei der AfD-Kundgebung am Samstag in Geretsried ab. Spindler erklärt, er sei vom Deininger Peter Solloch, einem erklärten AfD-Bayern-Mitglied der ersten Stunde, um die Teilnahme an einer Kundgebung gebeten worden. "Anfangs habe ich gar nicht gewusst, dass es die AfD ist", sagt der Musikant. Inzwischen, da "so ein Brimborium" um die Veranstaltung gemacht werde und diese "so hohe Wellen" schlage, wolle die Tanzlmusi aber lieber nicht mitmachen.

Man wolle es sich nicht mit künftigen Aufftraggebern verscherzen, sagt Spindler

Spindler äußert sich weder kritisch noch zustimmend zur AfD; dieser stehe er neutral gegenüber, sagt er. Die Tanzlmusi, die sonst bei geselligen Anlässen, Floßfahrten, Hochzeiten und auch schon mal bei der CSU oder der Bayernpartei auftrete, verstehe sich als Dienstleister, so Spindler. Und als solche wollten sie es sich nicht mit möglichen künftigen Auftraggebern verscherzen.

Peter Solloch wiederum, 74 Jahre alt und als Rechtsanwalt in München tätig, versteht nach eigener Aussage die Aufregung über die AfD-Kundgebung nicht. Er selbst sei "ab ovo" in der Partei, "weil mir diese Euro-Rettung nicht gefallen hat". Den späteren Rechtsruck der AfD sehe er nicht, sagt Solloch. Er jedenfalls sei umgeben von "lauter nachdenklichen Leuten".

Solloch meint damit auch seinen "Deininger Gesprächskreis", eine geschlossene Runde von 15 Personen, die sich zum politischen Austausch treffen und dazu Gäste einladen; zuletzt sei eine Bundesrichterin da gewesen. "Wir wollen AfD-Politik auf hohem Niveau vertreten", erklärt der Rechtsanwalt. Nicht alle in dem Zirkel seien AfD-Mitglieder, aber die meisten seien ehemalige CSU- oder - wie er selbst - FDP-Mitglieder. Solloch glaubt: "Wenn die CSU heute da stünde, wo sie unter Franz Josef Strauß stand, gäbe es die AfD gar nicht."

"Ja und?!", sagt Solloch zur Teilnahme von Pegida und Identitärer Bewegung

Den Hinweis, zu der AfD-Kundgebung in Geretsried riefen auch rechte und der Rechtsextremen nahestehende Organisationen wie Pegida und Identitäre Bewegung auf, beantwortet Solloch mit: "Ja, und?!" Er sehe da kein Problem: "Das sind doch keine unanständigen Leute." Seinen eigenen politischen Standpunkt definiert der Deininger Anwalt vor allem über das Wirtschaftsthema Euro.

Auf die Haltung seiner Partei zu Flüchtlingen angesprochen, sagt er, seiner Ansicht nach solle man die Grenzen schließen, "so lange Schengen nicht funktioniert". Im Übrigen finde er, 70 Jahre nach den Nazis müsse man "mal wieder zu einem normalen Patriotismus zurückfinden", ohne als rechtsextrem zu gelten.

Nach einigen Nachfragen wird Solloch deutlicher, was die Flüchtlingskrise angeht. "Wir haben für diese Leute hier keinen Bedarf", sagt er über Asylsuchende speziell aus Afrika. Wenn die Industrie sage, man brauche sie, sei das "eine völlig egoistische und kurz gedachte Hoffnung auf billige Arbeitskräfte". Es sei statistisch erwiesen, dass die Flüchtlinge "nur in unsere Sozialsysteme einwandern". Syrer könnten schließlich weder lesen noch schreiben - auf Nachfrage schränkt er ein, sie könnten nicht die lateinische Schrift. Und im Übrigen würden Straftaten von Flüchtlingen "unter den Teppich gekehrt", weil man nicht Rechten in die Hände spielen wolle.

Solloch betont aber, er habe versucht, auf die Veranstalter der AfD-Kundgebung einzuwirken, damit diese "nachdenklich und moderat" vonstattengehe. Vor allem dürfe nicht so etwas wie "Merkel muss weg!" skandiert werden. "Ich bin dagegen, im Pegida-Jargon aufzutreten."

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: