Geretsried:Alt und freudlos

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Der Zustand der Seniorentagesstätte ist ein Indiz dafür, dass es hier um die Belange betagter Bürger schlecht bestellt ist. Die geplante Renovierung löst die Probleme nicht.

Von Thekla Krausseneck

Die Seniorentagesstätte in Geretsried wird endlich renoviert. In der Vergangenheit hat der Raum im Vereinsheim an der Jahnstraße wegen seines heruntergekommenen Zustands längst den Ärger der Benutzer erregt, auch den der Seniorenreferentin Sabine Gus-Mayer (CSU). Die Sanierung aber ändert nichts daran, dass der Raum kaum für Senioren geeignet ist, wie der Sozialverband VdK kritisiert.

Die Renovierungsarbeiten stehen noch am Anfang, sagt Gus-Mayer. Im August wird die neue Küche kommen, es fehlen noch Tapeten, außerdem sollen Schränke für die Vereine aufgestellt werden. Ein Problem bleibt: Die Toilette ist nicht barrierefrei. Sie könnte nur behindertengerecht ausgebaut werden, wenn auf die Damentoilette verzichtet wird. Denn laut Vorschrift brauchen rollstuhlgeeignete Toiletten viel Platz, der in dem ehemaligen Bunker aber nur schwer zu schaffen ist. Ein weiteres Manko: Es gibt kein Telefon. Gus-Mayer hofft, dass bei der Renovierung ein Anschluss installiert wird. Denn wenn man nicht zufällig ein Handy dabei habe, sagte sie beim jüngsten CSU-Stammtisch, "muss man rausgehen auf die Straße und um Hilfe schreien, wenn was ist".

Wer zufällig in den Nebenraum des Vereinsheims kommt, käme spontan erst einmal nicht darauf, dass es sich hierbei um eine Seniorentagesstätte handelt. Viele Vereine treffen sich hier, vom 9-Uhr-Club über die Volkshochschule bis hin zu den Siebenbürger Sachsen. In der Stadtinfo, einer Broschüre für Geretsrieder, ist die Seniorentagesstätte unter "Offizielle Einrichtungen" aufgelistet. Aber die mehr als 40 Jahre alte Tagesstätte konnten Senioren, die auf Gehhilfen angewiesen sind, bis vor kurzem nicht einmal betreten. Ein Nebeneingang wurde erst jetzt mit einer Rampe versehen. Alternativen gibt es in Geretsried nur durch Vereine wie den VdK.

"Einen Fortschritt" sieht Arno Bock in der Renovierung der Tagesstätte. Der Pressesprecher des VdK-Ortsverbands ist aber auch der Meinung, dass noch viel getan werden müsse - nicht nur in der Tagesstätte, sondern in ganz Geretsried. Der VdK, der immer am letzten Freitag im Monat einen gut besuchten Stammtisch im Seniorenheim Haus Elisabeth veranstaltet, betrachte den Raum als Provisorium. Er fordere schon seit Jahren ein Bürgerhaus, in das sich eine neue Seniorentagesstätte integrieren ließe, sagt Bock.

Ein solches Haus wollen auch die beiden Bürgermeisterkandidaten der Freien Wähler und der CSU, bestenfalls auf der Böhmwiese. Sowohl Robert Lug (FW) als auch Michael Müller (CSU) verweisen auf das Stadtleitbild, in dem von den Geretsriedern ein Bürgerhaus gefordert wird. Ein behindertengerechter Ausbau der bestehenden Seniorentagesstätte sei mit normalem Aufwand nicht möglich, sagt Lug. Es müsste schon ein Neubau her oder ein kompletter Umbau. "Für mich gehören Senioren in die Mitte der Stadt", sagt Müller, der das Bürgerhaus genau wie Lug auf der Böhmwiese sieht. Die Seniorentagesstätte im Vereinsheim sei bis dahin - sofern es nicht zu lange dauere - eine Übergangslösung.

Vor allem in Sachen Barrierefreiheit sei Geretsried freilich generell "ausbaufähig", sagt Müller.

© SZ vom 06.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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