Stadterneuerung:Geretsried feiert seine Neue Mitte

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"Jetzt ist die große Stunde gekommen": Bürgermeister Michael Müller (Mitte) durchschneidet mit Ehrengästen, Anwohnerinnen und Anwohnern das Band. (Foto: Hartmut Pöstges)

Hunderte Gäste kommen zur Einweihung des Karl-Lederer-Platzes und der Egerlandstraße. Es sei "enorm viel geschaffen" worden, sagt Bürgermeister Michael Müller - und erntet Bravo-Rufe für ein Versprechen.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Genug Platz zum Feiern hat sie ja, die Neue Mitte: Unzählige Menschen sind am Freitag auf den Beinen, um die Eröffnung des neuen Geretsrieder Stadtzentrums festlich zu begehen. "Mit einem Ansturm in der Größenordnung habe ich nicht gerechnet", strahlt ein glücklich und erlöst wirkender Bürgermeister Michael Müller (CSU). Riesenstimmung auch auf dem Karl-Lederer-Platz und der Egerlandstraße: Hunderte von Bürgerinnen und Bürgern amüsieren sich den ganzen Nachmittag über bei einem halben Dutzend Musikkapellen, Foodtrucks, Stelzenläufern und Programm für die Kleinen.

Die Stadt hatte sich nicht lumpen lassen und zur offiziellen Einweihung ordentlich was springen lassen. Kinder planschen vergnügt in den neuen Wasserläufen und dem organisch geformten Brunnen mit Trittsteinen. Überall sind Liegestühle aufgestellt, und an der Egerlandstraße prangt ein neues Wahrzeichen in Form eines übergroßen Schriftzugs mit den Buchstaben I und GER und dazwischen einem Herz.

Von New York nach Geretsried: Das Logo mit Herz, unzählige Male weltweit kopiert, ist nun auch in der Neuen Mitte angekommen. (Foto: Hartmut Pöstges)
Planschen in der Neuen Mitte: So feiern Kinder die Eröffnung der neu gestalteten Egerlandstraße. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um 18 Uhr ist es nach der kirchlichen Segnung dann soweit: Bürgermeister Müller schreitet im Beisein von vielen Ehrengästen wie Projektbeteiligten, Bürgermeistern umliegender Kommunen und weiteren Kommunalpolitikern zur Tat, sprich zum Durchschneiden des Bands. Zuvor musste noch auf die Schnelle ein halbes Dutzend Scheren gekauft werden, denn nicht nur den Ehrengästen wird ein Schneidewerkzeug in die Hand gedrückt, sondern auch einigen Anwohnerinnen und Anwohnern. "Jetzt ist die große Stunde gekommen", kündigt Müller an, "auf die wir Tage, Monate, ja sogar Jahre gewartet haben."

Er erinnert an die lange Vorgeschichte des Projekts. Zunächst hatte es Pläne gegeben, zuerst die Böhmwiese zu bebauen. Doch 2015 kam im Stadtrat die Idee auf, die sogenannte T-Zone mit Karl-Lederer-Platz und Egerlandstraße zeitlich vorzuziehen. "Erst das Ortszentrum auf dieser Seite der B11 bauen", lautete daraufhin das Motto. Man könne vieles schön oder nicht schön finden, so Müller, aber in kurzer Zeit sei enorm viel geschaffen worden.

"Wer in den Siebziger- oder Achtzigerjahren hier wohnte, wird sich noch an die vierspurige Straße mit zwei begleitenden Parkstreifen erinnern", ruft Müller den Umstehenden ins Gedächtnis. Nun gebe es eine Neue Mitte mit Fußgängerzone und Aufenthaltsqualität sowie einer verkehrsberuhigten Geschäftszone mit Tempo 20.

Müller verspricht den Bürgern noch mehr Grün im Zentrum - an der spärlichen Begrünung inmitten all des Betons hatte sich viel Kritik entzündet. "Ab Oktober werden hier weitere Bäume gepflanzt und es werden noch mehr Pflanztröge aufgestellt", stellt er unter Bravorufen in Aussicht. Ihm sei die Diskussion darum bekannt. Die Stadt wolle einen Mittelweg gehen zwischen einem Platz für Veranstaltungen und dem Bedürfnis der Bürger nach mehr Begrünung.

Die spärliche Begrünung hat viel Kritik ausgelöst. Im Oktober sollen weitere Bäume gepflanzt werden. (Foto: Hartmut Pöstges)
Nach dem Festakt ziehen Landsmannschaften und Vereine weiter zum Waldsommer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dass in der Neuen Mitte Leben einzieht, dafür sollen Frequenzbringer wie der Vollsortimenter, der Discounter und die Geschäfte des täglichen Bedarfs sorgen. Danksagungen gehen auch an die Investoren, die hier gebaut haben, wie die Bauunternehmen Krämmel, Adamek und Hölzel, die Sparkasse und die Baugenossenschaft. Nach dem großen Festakt geht es schließlich in einem gemeinsamen Festzug mit den Landsmannschaften in Tracht und den Geretsrieder Vereinen zum Waldsommer-Volksfest.

Die hochaufragenden Häuserfluchten mögen noch etwas befremdlich wirken. Bei der Einweihungsfeier hört man wenig Kritik. All die Jahre hatte ja manch einer gezweifelt, ob sich die asphaltierte Parkfläche alias Karl-Lederer-Platz trotz aller Bemühungen jemals in ein attraktives Stadtzentrum verwandeln würde, das die Bedeutung der größten Kommune des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen angemessen unterstreicht. Lange hatte der Fokus der nach dem Krieg entstandenen Stadt auf Funktionalität, auf der temporeichen Entwicklung von Industrie und Wohnungen gelegen. Am Freitag lässt sich beobachten, dass die Bürger ihre Neue Mitte mit Freude annehmen: Junge wie Alte sitzen auf den Bänken und verfolgen das bunte Treiben in der Fußgängerzone, Kinder spielen am Wasserlauf, die Jugend misst sich beim Skateboard fahren, Leute stehen an der Eisdiele an oder trinken einen Spritz. Die Neue Mitte ist angekommen.

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