Aktionen in Bad Tölz und Wolfratshausen:"Er ist nicht allmächtig!"

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Sie haben sich zu Aktionen am Orange Day zusammengetan: Felicitas Wolf, Claudia Harrasser, Helgard van Hüllen und Nicoline Pfeiffer (von links). (Foto: Harry Wolfsbauer)

An "Orange Days" ermutigen Soroptimistinnen, die Gleichstellungsbeauftragte, der Verein Frauen helfen Frauen und der Weiße Ring Betroffene, sich von gewalttätigen Männern zu trennen.

Von Annika Nopper, Bad Tölz

"Wir wollen sensibilisieren. Es kann jede Frau treffen", sagt Claudia Harrasser, Präsidentin des Clubs Soroptimist Bad Tölz/Isartal, der sich für die Menschenrechte und die Bildung von Mädchen und Frauen engagiert. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Felicitas Wolf, dem Weißen Ring, einer Anlaufstelle für Opfer verschiedener Straftaten, und dem Verein Frauen helfen Frauen ruft sie die Orange Days 2022 im Landkreis ins Leben.

Bereits seit 1991 gibt es die jährliche UN-Kampagne "Orange the world", die auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam macht. 16 Tage lang, vom 25. November bis zum 10. Dezember finden vielerorts verschiedene Aktionen zu dem Thema statt. Darunter Vorträge, Filmvorführungen, Diskussionen, oder es werden, wie in Bad Tölz und Wolfratshausen, Flugblätter und Orangen verteilt.

Dieses Jahr dreht sich die Aktion vor allem um Prävention. "Read the signs" lautet das Motto. Die Flugblätter geben eine Übersicht über die Anzeichen einer toxischen Beziehung, wie Eifersucht, Isolation oder Schuldzuweisung, und mehrere Hilfenummern für Betroffene. Verteilt werden die Flyer jeweils vormittags am Montag, 5. Dezember, am zentralen Omnibusbahnhof in Bad Tölz und am Freitag, 9. Dezember, am Sebastiani-Steg in Wolfratshausen.

"Bewusstmachen - Bekennen - Bewegen" ist der Grundsatz der Soroptimistinnen. Da die Frauenrechtlerinnen immer noch beim Bewusstmachen seien, gehe es bei diesen Orange Days im Landkreis darum, ins Gespräch zu kommen und die vielen Gesichter des Problems klarzumachen. Zum Beispiel, weil Frauen und Kinder nicht die einzigen Betroffenen seien. "Zunehmend mehr Männer melden sich in den Hilfestellen", sagt Helgard van Hüllen, stellvertretende Vorsitzende des Weißen Rings Südbayern.

Gleichzeitig hätten es Frauen, die gerichtlich gegen ihren Missbraucher vorgingen, immer noch sehr schwer und müssten neben den Folgen von häuslicher Gewalt auch gegen eine "Atmosphäre des Misstrauens" ankämpfen, sagt Nicoline Pfeiffer, Mitarbeiterin von Frauen helfen Frauen.

Für die Betroffenen stellten sich allerdings schon vor einem eventuellen Prozess viele Fragen. "Wo soll ich hin? Wie geht es mir psychisch? Wie geht es juristisch weiter? Spricht mich jemand aus meinem Umfeld darauf an? Gewalt in Beziehungen ist vielschichtig", betont die Gleichstellungsbeauftragte Felicitas Wolf. Sollte man in der Bekanntschaft einen Fall häuslicher Gewalt vermuten, sei es nicht gut, die eventuell betroffene Person direkt und mit "voller Breitseite" darauf anzusprechen. Vielmehr solle man einfach seine Unterstützung klarmachen, rät van Hüllen. Denn, so Pfeiffer, gewalttätige Männer schafften es sehr gut, Frauen von sozialen Netzen zu trennen. Sie glaubten dann, der Partner sei allmächtig. Wichtig sei es, den Frauen klarzumachen: "Er ist es nicht!"

Wer Betroffene aktiv unterstützen möchte, kann an der Weihnachts-Wunsch-Aktion des Clubs Soroptimist Isartal/ Bad Tölz teilnehmen. Hierbei kann man einer Frau oder einem Kind, die oder das aktuell als Opfer häuslicher Gewalt im Frauenhaus des Landkreises lebt, zu Weihnachten einen kleinen Wunsch erfüllen. "Dass man etwas füreinander tut", sei hierbei wichtiger als der materielle Wert der Geschenke, der bis zu 25 Euro betragen soll, sagt Wolf. Schon Kleinigkeiten, wie schöne Geschirrtücher, könnten beim Neuanfang nach der Flucht vor dem Partner helfen, denn, so Wolf: "Die wenigsten Frauen können viel mitnehmen."

An Bäumchen hängen Kugeln, die mit den Wünschen der Frauen und Kinder bestückt sind - zu finden in Bad Tölz in der Touristenformation, Marktstraße 48, und im Gasthof Kolberbräu, Marktstraße 29. Wer dieses Jahr einen solchen Wunsch erfüllen will, kann sich dort eine Kugel abholen, das Geschenk besorgen und danach in der Touristenformation, im Kolberbräu oder in der Geschäftsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen abgeben; Bahnhofstraße 13 in Wolfratshausen.

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