Flussfestival:Der "Aufstand" als krönender Abschluss

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Mit dem Stück von Günter Wagner über den Spanischen Erbfolgekrieg und die Sendlinger Mordweihnacht geht das Wolfratshauser Flussfestival zu Ende

Von Thekla Krausseneck

Was für zwei Wochen: eine volle Tribüne an allen Veranstaltungstagen, Luise Kinseher, Piet Klocke, die Bananafishbones, Ganes und Django 3000 - und am Ende, die Palette der bayerischen Stars vervollständigend, die sich auf dem Flussfestival das Mikrofon in die Hand gegeben haben, Winfried Frey in Günter Wagners Theaterstück "Aufstand".

Mit dem Stück Der Aufstand! Die wahre Geschichte der Sendlinger Mordweihnacht ging das Flussfestival zu Ende (Foto: Hartmut Pöstges)

Drei Aufführungen dieser historischen Erzählung der Sendlinger Mordweihnacht haben am Freitag, Samstag und Sonntag das Festival abgerundet, das Wolfratshausen den Juli über in das kulturelle Zentrum des Oberlands verwandelt hatte. Die Handlung des Aufstands dreht sich um die vermutlich "erste Revolution in Mitteleuropa", sei also ein wichtiger Teil der Geschichte, sagte Wagner den 350 Zuschauern.

Der Kurfürst Max Emanuel verweilt im Exil, während die Habsburger in Bayern regieren und die Bauern unter der Last der Steuern fast zerbrechen lassen. Als alles unerträglich wird, fangen die Bauern an, von Aufstand zu reden. Einer ihrer Zunft, der von Fernsehschauspieler Frey dargestellte Bauer Jakob Klinger, will sich dem Aufstand zuerst nicht anschließen. Aber als die Armee seinen Sohn holen kommt, paddelt er im Boot seinen Freunden nach, die bereits aufgebrochen sind.

Einem historischen Stück wohnt immer auch die Gefahr inne, dass es sich selbst in politischem Hickhack verliert. Ließe sich doch noch allerlei schildern, vom Exil des Kurfürsten bis hin zu den Wirren am Habsburger Hof. Indem "Aufstand" auf dieses Beiwerk verzichtet, entsteht eine kurzweilige Handlung, die den Zuschauer in Atem hält und dabei alles erzählt, was in einer detaillierteren Version Länge mal Breite gezeigt worden wäre.

Das überwiegend professionelle Ensemble trug zu der atmosphärischen Dichte das Seine bei: Ob Andreas Borcherding als arroganter Kurfürst, der dem Bauern zu verstehen gibt, er sei nur ein Schaf, das einen Schäfer brauche, Ferdinand Ascher als gewissenloser Soldat, der nicht mehr weiß, wie viele Frauen er geschändet hat oder Winfried Frey als Bauer, der mit einem finsteren Knurren droht, den zu erschlagen, der seinen Sohn holen komme - sie ließen mit ihren glaubhaften Darbietungen das Publikum reihenweise erschaudern.

Wie gut das Team eingespielt war, zeigte sich auch im Krisenmanagement. Als Klinger den Soldaten niederschlug, fiel dem das cremefarbene Mikrofon vom Ohr. Niemand schien darauf zu reagieren, es wurde einfach weitergespielt - doch als der Soldat aufwachte und zu sprechen begann, hing das Mikrofon wundersamerweise wieder dort, wo es hingehörte.

© SZ vom 22.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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