Bad Tölz-Wolfratshausen:"Ein bisschen mehr Unterstützung wäre angebracht"

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Stefan Kießkalt, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands. (Foto: Claudia Koestler/oh)

Stefan Kießkalt, Sprecher der Kreisfeuerwehr, wünscht sich mehr politischen Einsatz für die Ehrenamtlichen.

Interview von Annika Nopper, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Eglinger Stefan Kießkalt ist Pressesprecher der Münchner Berufsfeuerwehr. Seit 2019 übernimmt er diese Aufgabe auch ehrenamtlich für die 58 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis. Mit welchen Gedanken blickt er auf die Silvesternacht in Berlin und das neue Jahr im Landkreis?

SZ: Herr Kießkalt, sieht sich die Feuerwehr im Landkreis auch zunehmend Aggressionen ausgesetzt?

Nein, solche Übergriffe gibt es hier so gut wie nie. Das sind Großstadtprobleme. Natürlich kommt es vereinzelt zu Unverständnis, vor allem, wenn Straßen abgeriegelt werden müssen und Autofahrer nicht durchfahren können.

Was waren die größten Herausforderungen im vergangenen Jahr?

Die größte bestand darin, die Ehrenamtlichen nach Corona bei der Stange zu halten. Wir müssen den Personalstand so halten, dass jederzeit ein Ausrücken möglich ist. Das wird schwieriger. Dankbar und froh sind wir aber immer über den Zuspruch, den es bei uns noch in der Bevölkerung gibt. Vom einfachen Dankeschön über Dankeskarten bis hin zu einem kleinen Besuch auf der Wache. Über diese Anerkennung freuen sich die Kameradinnen und Kameraden.

Auf welchem Gebiet waren die Feuerwehren am meisten gefordert?

Im Landkreis sind mehr als die Hälfte aller Einsätze technische Hilfeleistungen, also Verkehrsunfälle, Wasserschäden und so weiter. Das ist schon seit Jahren so. Vergangenes Jahr gab es 2300 Einsätze, 140 mehr als im Jahr davor, davon waren etwa 400 Brände. 2020 hatten wir noch weniger Einsätze, nämlich 1809.

Woran liegt das?

Zum einen generieren größere Unwetterereignisse auf einen Schlag ganz viele Einsätze, also Sturmschäden, Hochwasser oder Schneekatastrophen. Corona hatte auch einen Einfluss auf die Einsatzzahlen, weil die Menschen weniger unterwegs waren und es somit zu weniger Unfällen kam.

Spüren Sie den Einfluss von Corona bei den Feuerwehren noch stark?

Der ein oder andere hat sich daran gewöhnt, dass er nicht jede Woche zur Feuerwehrübung gehen muss. Manche sagen: War doch eigentlich ganz schön, diese Freizeit zu haben. Geht es vielleicht auch ohne mich? Jeder Verlust ist schade, aber man kann es auch nicht aufhalten. Wir sind bemüht, die Einsatzstärke so hoch zu halten, dass das alles gut funktioniert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Feuerwehr?

Ich wünsche mir, dass dieses Ehrenamt, das leider oft als selbstverständlich angesehen wird, besser durch die Politik gestützt wird. Diskussionen gibt's darüber ja schon lange. Zum Beispiel in Form von Anrechnungen von Steuervergünstigungen bis hin zu Rentenpunkten. Aber das wird halt immer nur diskutiert. Die Leute denken: Die Feuerwehr ist da und wenn ich anruf, kommen die schon. Ein bisschen mehr Unterstützung für ein Ehrenamt, für das so viel Zeit geopfert wird, wäre angebracht. Da darf man durchaus auch mal ein bisschen mehr tun, als nur klatschen. In diesem Jahr hoffe ich natürlich auf möglichst wenig Einsätze, aber das ist nicht planbar. Und, dass alles wieder in Präsenz stattfinden kann, sodass das Wir-Gefühl in der Feuerwehr wieder stärker wird und wir dahin zurückkehren, wo wir vor Corona waren.

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