Feuerwehr:Appell an die Vernunft

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Parkende Autos behindern die Feuerwehr Ebenhausen auf dem Weg zum Einsatz. Bleibt das so, kommt ein Halteverbot

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Die Feuerwehr ist auf dem Weg zum Einsatz, doch sie kommt nicht weiter, weil parkende Autos die Straße versperren. Folglich springen die Feuerwehrmänner aus dem Wagen und klingeln sich von Tür zu Tür durch, um die Besitzer der betreffenden Autos zu finden. Die Zeit verstreicht. Erst nach zehn Minuten ist ein Weiterfahren möglich.

Was absurd klingt, ist der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Ebenhausen im vergangenen Sommer in der Gartenstraße im Schäftlarner Ortsteil Ebenhausen genau so passiert. "Glücklicherweise ging es bei diesem Einsatz nicht um Leben und Tod", sagt Christian Fürst, CSU-Gemeinderat und selbst Feuerwehrmitglied der Ebenhausener Wehr. Laut Fürst war das nicht der einzige Einsatz, bei dem sich die Rettungskräfte nur mit Mühe ihren Weg durch die Gartenstraße bahnen konnten. Deshalb bekommen die Anwohner nun Post von der Gemeinde. Bessert sich die Situation nicht nachhaltig, soll es in der Konsequenz ein Halteverbot geben.

Es ist bereits das dritte Mal, dass sich kürzlich der Bauausschuss mit der Parksituation in der Gartenstraße in Ebenhausen beschäftigt hat. Anwohner stellen ihre Autos dort versetzt auf beiden Seiten der Straße ab. Grundsätzlich ist das kein Problem. Oft jedoch stehen die Autos so eng, dass Feuerwehr, Müllautos, Baufahrzeuge oder Umzugslaster nicht durchkommen.

Bereits im Juli 2017 hat der Bauausschuss beschlossen, ab der Einmündung der Zechstraße bis 20 Meter vor der Einmündung der Alpenblickstraße ein absolutes Halteverbot auf der südlichen Straßenseite, dort, wo auch der Gehweg verläuft, zu erlassen.

Als das Vorhaben bekannt wurde, beschwerten sich viele Anwohner am Telefon oder schriftlich bei der Gemeinde. Es geschah erst einmal nichts, bis sich der Bauausschuss im Mai dieses Jahres abermals mit dem Thema befasste. Das Ergebnis: Der ursprüngliche Beschluss wurde ausgesetzt und die Verwaltung sollte die Anlieger informieren, dass statt auf der südlichen auf der nördlichen Straßenseite ein Halteverbot geplant sei. Sollte sich gegen die neuen Pläne kein Widerstand regen, wollte die Gemeinde das Halteverbot auf der anderen Straßenseite erlassen. Doch erneuter Protest folgte prompt. Etwa die Hälfte der Anwohner schickte Beschwerdebriefe an die Gemeinde. Deren Tenor: Man befürchte, dass durch ein einseitiges Halteverbot, egal auf welcher Straßenseite, mehr Autos und diese mit höherem Tempo durch die Gartenstraße fahren würden. Gerade für Fußgänger werde es dann gefährlicher. Hinter den versetzt parkenden Autos steckt demnach auch so etwas wie eine private Initiative zur Verkehrsberuhigung.

Feuerwehr- und CSU-Mann Christian Fürst hat all diese Briefe gelesen. Die meisten Anwohner hätten Verständnis gegenüber der Klagen der Feuerwehr, würden jedoch gleichzeitig "nachvollziehbare Argumente gegen ein Parkverbot" äußern. In Einzelfällen fehle wiederum ihm jegliches Verständnis, etwa wenn er die Forderung lese, dass die Feuerwehr doch über eine Parallelstraße zu ihren Einsätzen fahren solle, um dem Problem aus dem Weg zu gehen. "Die Leute behindern durch ihr Parkverhalten ihren eigenen Rettungsweg und den anderer", sagt Fürst.

Die Freiwillige Feuerwehr Ebenhausen kämpft schon seit längerem darum, dass die Anwohner die Gartenstraße nicht zuparken. Besonders seit sie vor acht Jahren ein größeres Rettungsfahrzeug bekommen hat, ist die Durchfahrt nicht einfacher geworden. Grundsätzlich sei es zwar auch mit dem 14-Tonner möglich, sich "in Schlangenlinien" einen Weg durch die Gartenstraße zu bahnen. Allerdings nur, wenn die versetzt parkenden Autos weit genug auseinander stünden, so Fürst, der die Gartenstraße als "eine der zugeparktesten Straßen" in der Gemeinde bezeichnet. Er hofft, dass zukünftig wieder mehr Anwohner ihre Autos direkt auf ihrem Grundstück abstellen und nicht "auf einer öffentlichen Straße".

Die Gemeinde Schäftlarn will nun noch einmal an den guten Willen und die Vernunft der Anlieger appellieren. Sie sollen in Kürze ein Schreiben erhalten, in dem sie dazu aufgefordert werden, rücksichtsvoller und mit größerem Abstand zu parken, so dass Rettungsfahrzeuge problemlos durch die Straße fahren können. "Sollte sich die Durchfahrtssituation für die Feuerwehr nicht verbessern", heißt es im Beschluss des Bauausschusses, "wird ein einseitiges Halteverbot auf der südlichen Gehweg-Seite angeordnet." Bis Jahresende wird die Situation weiter beobachtet. Dann kommt, falls notwendig, das Verbot.

© SZ vom 10.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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