Ferien auf dem Bauernhof:Ein Idyll zum Anfassen

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Zicklein, Kühe und Löwenzahngelee - die Münsinger Familie Klostermeier bietet Urlaubsgästen auf ihrem Bauernhof eine Menge Abwechslung.

Johanna Wimmer

Aufgeregt stehen einige Kinder am Fuß eines Hügels. Nervös wippen die Kleinen von einem Fuß auf den anderen, klatschen in die Hände, zappeln herum und untermalen die Szenerie akustisch mit hektischem Durcheinanderplappern. "So ist das jeden Tag, kurz vor fünf Uhr", erklärt Hertha Klostermeier, Besitzerin des Waldhauserhof in Holzhausen bei Münsing.

Zusammen mit Bauer Hans Klostermeier dürfen die Kinder die Kühe von der Weide holen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Kinder, die da so ungeduldig Tag für Tag an der selben Stelle stehen sind Feriengäste. Sie erwarten Hertha Klostermeiers Mann Johann oder auch einfach den Bauern Hans, "So nennt ihn jeder hier". Er holt die Kühe von der Weide hinter einer Baumkette, und allein das schon erweist sich offenbar als aufregendes Erlebnis für die Jüngsten.

Lächelnd steht Hertha Klostermeier da, mit verschränkten Armen, und sieht ihrem Mann mit seinem Gefolge stolz hinterher: "Er ist gefragt bei den Kindern." Diese Bewunderung scheint Klostermeier auch voll zu genießen. So marschiert er mit einem langen Holzstock stramm voraus und dreht sich gelegentlich um, um nach dem Rechten zu sehen.

Nicht nur er scheint bei den Feriengästen beliebt zu sein. "Die sind hier einfach alle so herzlich", schwärmt eine Familienmutter aus München. Mit "alle" meint sie allerdings nur das Ehepaar Klostermeier und deren jüngste Tochter. Zu dritt sind sie zuständig für Landwirtschaft, Ferienwohnungen und das Wochenend-Café, das in erster Linie Tochter Claudia Klostermeier leitet.

In dem gemütlichen kleinen Café steht sie und lächelt geduldig. Die 23-Jährige wartet darauf, dass die Eieruhr klingelt und die Tortenböden aus dem Ofen genommen werden können. Und wenn man sich genauer im Raum umsieht, ist unschwer zu erkennen, dass die junge Frau Kochen, Backen und Einmachen wie sonst kaum etwas liebt.

Wanderungen mit der Kräuterpädagogin

In einem hohen Bauernschrank stapeln sich wie zum Beweis kleine und große Gläser und Flaschen. Löwenzahn- und Holunderblütengelee steht auf den Gläsern. "Alles selbstgemacht", sagt sie und lacht.

Sichtlich stolz zieht sie einen Ordner unter dem Tresen hervor und schlägt ihn vorsichtig auf. Dann streicht sie über einzelne eingeheftete Folien, auf denen verschiedene Gewächse abgebildet sind. Gundermann, Spitzweg sind zu erkennen - mit all dem kennt sie sich als Hauswirtschaftstechnikerin und Kräuterpädagogin bestens aus.

Wenn die junge Frau nicht gerade bei ihrem Teilzeitjob im Altersheim beschäftigt ist, bietet sie für die Feriengäste Kräuterwanderungen an. Dabei spazieren die Teilnehmer durch die freie Natur und werden von der Expertin auf Pflanzen hingewiesen, die Uneingeweihte ansonsten kaum wahrnehmen würden.

Familie Klostermeier gibt sich große Mühe, den Wünschen ihrer Gäste, den großen und kleinen, gerecht zu werden. Im Garten stehen Spielzeuge bereit, ein Trampolin, eine Schaukel, kleine Fahrzeuge, manchmal wird auch Ponyreiten angeboten - eben alles was ein Kinderherz so begehrt. Doch auch die Erwachsenen sollen in dem ländlichen Idyll auf ihre Kosten kommen

Die kleine Stephanie spielt am liebsten mit den Zicklein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Hertha Klostermeier bietet als ausgebildete Trainerin Nordic-Walking-Rundgänge an und vermittelt außerdem Massagen. Freilich ist das alles mit viel Arbeit verbunden. "Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten", sagt Hertha Klostermeier, während sie Fritzerl, ein junges Zicklein, auf den Arm nimmt und ihm liebevoll über das weiche Fell streicht. "Sonst würden wir das ja gar nicht schaffen." Man glaubt es ihr sofort, bei fünf Ferienwohnungen, 15 Milchkühen, den zahlreichen Haustieren und dem Hof-Café.

Manchmal kommen die Gäste sogar von weither angereist. Spanien, Amerika, alles sei dabei, erzählt Hertha Klostermeier. Aber selbst da weiß sich die standhafte Bäuerin bei der Verständigung zu helfen. "Ich kann zwar nicht gut Englisch, aber ich red' es halt." Sie und ihre Tochter Claudia lachen herzlich. Sie verlieren den Mut nicht, trotz der vielen Arbeit. "Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder sich freuen", findet Hertha Klostermeier.

Melken üben an der Holzkuh

Die Bäuerin steht immer noch am Zaun, als die Kühe von der Weide über einen kleinen Hügel zurückkommen, der Bauer und die Kinder laufen hinterdrein. Anschließend wird im Stall gemolken. Die Kleinen wollen auch dabei mithelfen, weiß Klostermeier. "Dafür haben wir unsere bravste Kuh", scherzt sie.

Die 51-Jährige meint damit eine geschnitzte Holzkuh, die man mit Wasser befüllen kann, damit es beim Melken auch ein Erfolgserlebnis gibt. Sie steht im Garten bereit und bleibt stets geduldig, wenn einige Kinder ihr Plastikeuter zusammenpressen. Was für die Klostermeiers auf ihrem Hof in Holzhausen Alltag bedeutet, ist für die jungen Gäste ein aufregendes Abenteuer.

© SZ vom 07.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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