Otmar Huber zum Neunzigsten:"Störrischer Landrat" mit viel Energie

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Bei der Feier zu seinem 90. Geburtstag konnte Otmar Huber (vorne rechts) viele Hände schütteln. Hier gratuliert Andreas Wiedemann, Zweiter Bürgermeister von Bad Tölz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Altlandrat Otmar Huber wird zu seinem 90. Geburtstag gefeiert und Nachfolger Josef Niedermaier schildert seine Erlebnisse mit ihm.

Von Petra Schneider, Königsdorf

So eine große Geburtstagsfeier zu seinem 90. Geburtstag hatte sich Altlandrat Otmar Huber eigentlich nicht gewünscht. Dass es sich Josef Niedermaier aber nicht nehmen ließ, für seinen Vorvorgänger "eine illustre Runde" einzuladen, freute den rüstigen Jubilar dann aber doch sichtlich.

"Dass wir den Tag heute feiern, und dass von den Alten so viele da sind, das überrascht und freut mich", sagte er. An die 50 Gäste waren am Donnerstag ins Posthotel Hofherr gekommen - Weggefährten, Altbürgermeister, ehemalige Mitarbeiter des Landratsamts, amtierende Bürgermeister - die Huber, der fast 30 Jahre die Geschicke des Landkreises prägte, hochleben ließen.

Das Trio Ossiander-Darchinger spielte, und statt langer Reden war Gelegenheit, um über alte Zeiten zu ratschen. "Ich weiß, du magst Laudationes überhaupt nicht", sagte Niedermaier, der stattdessen von seinen persönlichen Erlebnissen mit dem Jubilar erzählte. Über die Greilinger Mülldeponie zum Beispiel, die für Huber zu den größten Herausforderungen seiner Amtszeit zählte. In der Hochphase des Konflikts hätten Gegner am Tölzer Bahnhof einen Galgen mit dem Konterfei Hubers aufgestellt. "Das war für mich Ansporn, selbst mitzugestalten", erinnerte sich Niedermaier.

Unvergessen auch Hubers grüner Mercedes, mit dem er durch den Landkreis fegte, die Langlaufski im Kofferraum, um schnell in der Mittagspause ein paar Runden zu drehen. Oder jener für Niedermaier denkwürdige Sonntagvormittag: In der Jachenau war Bürgerversammlung, und Huber hatte auf seiner Rennradstrecke, mit der er sich auf den Ironman-Wettbewerb in Hawaii vorbereitete, einen kleinen Rucksack dabei. In der Jachenau angekommen, zauberte er einen Trachtenanzug aus dem Rucksack, besuchte die Bürgerversammlung, zog sich wieder um - und radelte weiter.

Tempo habe der Altlandrat immer gegeben, bei der Umsetzung der Gebietsreform ebenso wie beim Thema Müll oder den Finanzen. Er sei ein "störrischer Landrat" gewesen, einer, der nie an die CSU-Parteilinie angepasst gewesen sei, aber mit ungeheurer Energie Dinge angepackt habe.

Auch Huber selbst wandte sich in einer kurzen Rede an die Gäste. Dass es ihm immer "pressiert" habe, das sei ja bekannt. Das habe Gründe, erklärte er: Der Krieg habe ihm die Jugend gestohlen. Mit 15 Jahren wurde Huber als Flakhelfer eingezogen, kam in Kriegsgefangenschaft und schuftete vier Jahre in einem Kohlebergwerk. "Das hinterlässt Spuren, die ich mit sportlicher Betätigung ausgeglichen habe", sagte Huber.

In der Nacht vor der Geburtstagsfeier hat er noch schnell ein Gedicht geschrieben. Ein Dankeschön für das "Zuviel der Ehre", wie er, flüssig und ohne Brille, vortrug. "Ich freue mich über jeden Tag, den mir der liebe Gott noch schenken mag."

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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