"Fahrradfreundliche Kommune":Bad Tölz will Radverkehr fördern

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Navigationspfeile für Fahrradfahrer hat Bad Tölz vor gut einem Jahr auf mehreren Wegen im Stadtgebiet anbringen lassen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt strebt die Zertifizierung durch die Arbeitsgemeinschaft AGFK an. Der Anteil der Fahrradfahrer am Binnenverkehr soll bis 2027 auf 20 Prozent verdoppelt werden.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bad Tölz ist eine Stadt der Fußgänger und Radfahrer. Das zeigt sich gerade im Frühjahr und Sommer, wenn die Straßen und Wege voll von ihnen sind. Im Binnenverkehr wählen 39 Prozent die eigenen Beine zur Fortbewegung, zehn Prozent das Fahrrad - so steht es im Tölzer Verkehrsentwicklungsplan. Der Anteil des Radverkehrs soll nun in den nächsten fünf Jahren verdoppelt werden. Dies hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend einmütig beschlossen. Außerdem strebt die Kurstadt die Auszeichnung "Fahrradfreundliche Kommune in Bayern" an, wofür die nötigen Finanzmittel jedes Jahr im Haushalt eingeplant werden sollen.

Für Falko Wiesenhütter hat das Radeln in Bad Tölz etliche Vorteile. Die Fahrten seien oftmals kürzer als mit dem Auto, die zeitintensive Parkplatzsuche entfalle, das Ganze sei billiger und auch noch gesünder, listete der Geschäftsführer im Rathaus auf. Um das Radfahren zu fördern, ist in den vergangenen Jahren in Tölz einiges geschehen. Neue Wegweiser wurden aufgestellt, Rad- und Fußgängerfurten eingezeichnet, Fahrrad-Piktogramme und Abbiegepfeile markiert, Bordsteine abgesenkt, wenig benutzte Gehwege für Radler freigegeben, Radstrecken neu befestigt. Das soll noch intensiviert werden, um den Ansprüchen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK) zu genügen. "Die AGFK erwartet nicht mehr nur Mindestkriterien, sondern die Zertifizierung als Voraussetzung für die Mitgliedschaft", sagte Wiesenhütter. Dafür bekomme man eine Menge Hausaufgaben.

Einige hat Bad Tölz schon erledigt, andere stehen noch an. So hat die Stadt die Stelle einer Radverkehrsauftragten eingerichtet und mit Sabrina Lorenz besetzt. "Bürgerinnen und Bürger sowie Vereine haben somit für ihre Anliegen eine direkte Anlaufstelle im Rathaus", erklärte Wiesenhütter. Zudem will die Stadt unter anderem weitere Schutzstreifen für Radler, Ladestationen für E-Bikes oder auch mehr Abstellmöglichkeiten für Räder schaffen. Ins Detail mochte der Geschäftsführer im Rathaus nicht gehen. Dies sei ja etwa auch Aufgabe der Verkehrskommission, sagte er. Bei dieser Radverkehrsförderung gehe es "ums Große und Ganze", nicht um Einzelmaßnahmen, betonte Bürgermeister Ingo Mehner (CSU).

In der Nockhergasse gibt es eine Engstelle an der Jägergasse. Die Stadt lässt derzeit die Kosten für eine radlerfreundliche Lösung prüfen. (Foto: Manfred_Neubauer/Manfred Neubauer)

Johanna Pfund (Grüne) war die Zielmarke der Stadt zu wenig ambitioniert. Die Verwaltung hatte zunächst vorgeschlagen, den Radverkehrsanteil bis 2027 nur um fünf Prozent zu steigern. "Das hehre Ziel, das zu verdoppeln, würde uns gut anstehen und die Lebensqualität der Stadt erhöhen", sagte Pfund. Womit sich die Grünen im Stadtrat denn auch durchsetzten. Darüber hinaus mangelt es Pfund zufolge an Abstellflächen für Fahrräder, ganz besonders bei den Märkten. Nötig seien auch eine verstärkte Suche nach Schutzstreifen und verbesserte Verkehrsführung an der Gaißacher Straße/Osterleite. "Vielleicht kann man da farblich etwas machen", sagte sie. Schlussendlich wollte sie auch wissen, wie der Stand der Dinge bei der Engstelle in der Nockhergasse am denkmalgeschützten Haus Jägergasse 2 sei.

"Das ist eine eigentumsrechtliche Frage", erwiderte Bürgermeister Mehner. Und auch eine der Finanzen. "Wir sind momentan an der Kostenermittlung, die wir dann im Stadtrat präsentieren." Offen zeigte sich der Rathauschef, was Schutzstreifen für Radler angeht. Das Problem dabei sei, dass die Straßen mitunter nicht breit genug dafür seien und auch die Abbiegemöglichkeiten fehlten. "Aber wir sind intensiv dran." Wiesenhütter versicherte, dass die Stadt derzeit an allen von der Grünen-Fraktionssprecherin genannten Punkten arbeite.

Auf die Radoffensive Bayern der Staatsregierung verwies Christof Botzenhart (CSU). Ob daran gedacht sei, dass Bad Tölz an diesem "Flaggschiff-Projekt" teilnehme, fragte er nach. Solche Gelegenheiten werde man nutzen, zunächst sei aber das Zertifizierungsverfahren an der Reihe, antwortete Wiesenhütter. Ob dies am Ende nur "eine schöne Absichtserklärung" sei, wollte Willi Streicher wissen. Mitnichten, sagte der Geschäftsleiter: "Das ist niemals endend, es muss nach einer gewissen Zeit wieder erneuert werden."

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