Max Kronawitter hat dem Tod immer furchtlos ins Auge geschaut. Etwa bei seinem Dokumentarfilm "Ein Sommer für Wenke" 2011. Ein halbes Jahr lang begleitete er damals ein 13-jähriges Mädchen, das an einem unheilbaren Tumor erkrankt war und zu Hause sterben wollte. Vor gut einem Jahr bekam er selbst die erschütternde Diagnose: Gehirntumor. Innerhalb weniger Tage verlor er die Fähigkeit zu lesen und Filme zu machen. Seine Eurasburger Produktionsfirma "Ikarus" blieb geschlossen. Eine "Zeit der Ohnmacht und Verunsicherung" sei das gewesen, sagt er heute. Aber dank der Hilfe vieler Menschen sei es ihm gelungen, "mit einer neuen Herausforderung wieder Mut zu fassen". Diese neue Herausforderung liegt nun druckfrisch vor, ist im Herder-Verlag erschienen und trägt den Titel "Ikarus stürzt". Am Dienstag, 27. Februar, stellt Kronawitter seinen Erstling in Beuerberg vor.
Das Buch, das er mit Unterstützung seiner Frau Heike geschrieben hat, verbindet seine Erfahrungen als Tumorpatient mit den Erlebnissen als Filmemacher in aller Welt. Mehr als 200 Dokumentarfilme hat der 61-Jährige mit "Ikarus" realisiert - "über Menschen und Projekte, die etwas Besonderes sind", wie es auf der Homepage heißt. Geschont hat sich Kronawitter dabei selten. Er sah dahin, wo es weh tut, besuchte Aidswaisen und Müllkinder, drehte Filme über das einstige Konzentrationslager Dachau und Holocaust-Überlebende. Seine Dokumentation "Todesmarsch - Als das Grauen vor die Haustür kam" wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Dass er sich seit jeher mit Tod und Sterben befasst, erleichtere ihm nun das Leben, hat Kronawitter unlängst in einem SZ-Interview gesagt: "Es gibt kaum eine Fragestellung und, das klingt vielleicht blöd, auch kein Gefühl, das ich nicht schon zumindest theoretisch durchgemacht hatte. Ich habe nur die Seite gewechselt."
Zu seiner Buchvorstellung in Beuerberg bringt er den BR-Sprecher Johannes Hitzelberger mit. "Er wird einige Passagen lesen, weil ich noch zu langsam bin." Gastgeber sind das Kreisbildungswerk und der Christophorus-Hospiz-Verein Bad Tölz-Wolfratshausen. Wer Kronawitter kennt, weiß, dass er sich auf einen Abend voll Tiefsinn, aber auch auf Humor und Zuversicht einstellen darf. So wie er einst über Wenke gesagt hat: "Wo der Tod seine Schatten vorauswirft, ist sehr viel Leben möglich."
Dienstag, 27. Februar, 19.30 Uhr, Pfarrheim Beuerberg, Klosterstraße 2, Eintritt frei, Spenden erwünscht