Energiewende:Windrad über dem Bergwald

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Die Wolfratshauser Stadtwerke prüfen, ob sie die Windkraft für die Stromproduktion nutzen können. Mit der Atomkrise in Japan wächst das Interesse an Ökostrom.

Bernhard Lohr

Noch ist die Skepsis groß. Doch bei den Stadtwerken im Landkreis und bei der Energiewende Oberland wächst nach der Abkehr der Staatsregierung von der bisherigen Atompolitik die Hoffnung auf eine Renaissance der regenerativen Energieträger. Die Verbraucher jedenfalls goutieren Ökostrom nach den Ereignissen in japanischen Atomanlagen mehr denn je.

Die Stadtwerke Wolfratshausen lassen untersuchen, ob auf einem Grundstück am Bergwald eine Windkraftanlage gebaut werden kann. (Foto: dpa)

Bei den Stadtwerken Bad Tölz, die ausschließlich Ökostrom anbieten, wächst die Nachfrage. Die Wolfratshauser Stadtwerke lassen derzeit prüfen, ob oberhalb des Bergwalds eine Windkraftanlage errichtet werden könnte.

Stadtwerke-Leiter Jürgen Moritz sagte, es gehe in der Expertise um eine Windkraftanlage auf einem Grundstück der Stadtwerke oberhalb des Bergwalds. "Wir warten auf eine gutachterliche Stellungnahme." Dabei ist der Bau der Anlage bisher nur ein Gedankenspiel. Bürgermeister Helmut Forster (Bürgervereinigung) sagte, es gebe keinerlei Pläne in diese Richtung. Freilich stehe den Stadtwerken frei, unverbindliche Untersuchungen anzustellen. Wer vom Atomstrom unabhängig werden wolle, sagte Forster, müsse sich allerdings auch mit solchen Fragen befassen.

Die Stadtwerke setzen aber auch sonst auf erneuerbare Energien. Vergangenen November ging eine Fotovoltaikanlage mit 60 Kilowatt Leistung auf dem Dach des Stadtwerke-Gebäudes in Betrieb. Eine weitere ist heuer geplant. Mittelfristig könnte bis zum Jahr 2015 ein Hackschnitzel-Blockheizkraftwerk entstehen.

Seit gut einem Jahr ist man in Wolfratshausen Vertriebspartner der Stadtwerke in Bad Tölz, die nicht zuletzt auch mit Hilfe ihres eigenen Wasserkraftwerks an der Isar zum reinen Ökostromanbieter geworden sind. Einen Großteil liefert das Wasserkraftwerk Kaprun im Salzburger Land, in diesem Sommer entsteht in der Oberpfalz ein Windpark, an dem die Tölzer beteiligt sind.

Vor der Umstellung bezogen sie zu einem Drittel Atomstrom. Heute arbeiten die Stadtwerke eng mit der Bürgerstiftung Energiewende Oberland zusammen und gelten vielen als Vorbild. Geretsried zum Beispiel erwägt, wie die Tölzer mit seinen Stadtwerken ins Stromgeschäft einzusteigen.

Den Tölzern kommt in diesen Tagen der Abschied vom Atomstrom zugute. Geschäftsführer Michael Hofmann sagte, "wir spüren durchaus, dass sich Kunden interessieren und nachfragen". Das gelte "verschärft" jetzt, da Zweifel an der Sicherheit von Kernkraftwerken wachsen. Die Stadtwerke wittern, dass sie als Stromversorger künftig stärker gefragt sein könnten, wenn die Energiewende klappen soll. Jürgen Moritz von den Stadtwerken Wolfratshausen sagte, die Laufzeitverlängerung sei jedenfalls "nicht förderlich" gewesen, bei dem Versuch, mit regenerativen Energieträgern eigene Aktivitäten zu entwickeln.

Thomas Martin, Geschäftsführer der Energiewende Oberland GmbH, hat in einigen Jahren zwei Bürgersolarprojekte auf öffentlichen Gebäuden verwirklicht. Mehr als 100 Personen engagierten sich finanziell und profitieren von der zuletzt immer wieder gekürzten Einspeisevergütung für Solarstrom. Mitte des Jahres soll es möglich sein, für den Solarpark III Anteile zu zeichnen, für den womöglich Module auf dem Dach des Ickinger Gymnasiums installiert werden.

Martin sagte, mit Solarstrom könnte bis 2020 bis zu 40 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt werden. Doch dazu müsste die Politik die Kürzung der Förderung rückgängig machen und die Energiewende wollen. "Ich glaube da noch nicht dran. Ich halte da viel für Wahlkampftaktik."

© SZ vom 19.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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