Energiewende:Kochler zweifeln am Jochberg-Projekt

Lesezeit: 2 min

Gemeindeverwaltung und Planer stellen sich in der Bürgerversammlung den Fragen zum Pumpspeicherwerk. Die Fragerunde fällt kurz aus, der Rechenschaftsbericht dafür umso länger.

Petra Schneider

Der Saal der Heimatbühne war voll, denn viele Kochler fragen sich, was sie von dem "Mammutprojekt" im Naherholungsgebiet haben. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Interesse war groß, etwa 200 Bürger waren in den Saal der Heimatbühne gekommen, in den Bürgermeister Thomas Holz am Dienstag zur Bürgerversammlung eingeladen hatte. Vertreter der Energieallianz Bayern waren dabei, die das Projekt Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg noch einmal vorstellen sollten. Die Fragerunde fiel vergleichsweise kurz aus, der zweistündige Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters samt Film über eine Bergwacht-Übung dafür umso ausführlicher.

Stefan Reil von der Ingenieursgesellschaft Hydroprojekt erklärte, warum sich der Jochberg nach einer Reihe von Voruntersuchungen in den bayerischen Alpen als bester Standort erwiesen habe: Die Mulde bei der Jochbergalm, eine Fallhöhe von 600 Metern zum Walchensee, ein Anschluss an die Energieableitungen des Walchenseekraftwerks. Die Eingriffe in die Natur könnten gering gehalten werden.

Doch so leicht konnte er die Kochler nicht überzeugen: Jost Knauss, ehemaliger TU-Professor, fragte, ob Pumpspeicherkraftwerke überhaupt rentabel seien. "In den 70er Jahren waren die total out, weil die Differenz zwischen billigem Pumpstrom und verkauftem Strom zu gering war." Die Schwankungsbreite bei erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind werde immer größer, stimmte Michael Hofmann, Geschäftsführer der Tölzer Stadtwerke, zu. "Der Bau am Jochberg steht erst in fünf Jahren an, dann werden wir sehen, wie sich das entwickelt."

Herwig Höfner aus Walchensee kritisierte, dass am Jochberg ein Naherholungsgebiet geopfert werde. "Und was haben wir davon?" Hofmann betonte, dass die Energieallianz, ein Zusammenschluss kommunaler Stadtwerke, stark in der Region verwurzelt sei. Die Standorte der Energieerzeugung würden zunehmend sichtbar, "aber dafür bleibt das Geld auch bei uns".

Susanne Feneberg bezweifelte, dass ein solches "Mammutprojekt" überhaupt notwendig sei. Mit kleineren Speichern wie Batterien oder Elektromobilen und mit einer intelligenten Steuerung des Stromverbrauchs wären Pumpspeicherkraftwerke vielleicht überflüssig. "Die Stadtwerke könnten das so steuern, dass der Strom am billigsten ist, wenn viel da ist." Hofmann sagte, dass die Bundesnetzagentur bereits an intelligenten Steuerungssystemen arbeite. Andere Speichersysteme wie Elektromobile seien möglich, aber nicht ausreichend. "Derzeit müssen Windräder abgeschaltet werden, weil der überflüssige Strom nicht gespeichert werden kann."

In seinem Jahresbericht hatte der Bürgermeister zuvor betont, dass Kochel eine weltoffene Gemeinde sei, die sich intensiv um die derzeit neun in der Gemeinde lebenden Asylbewerber kümmere. Wie Holz durch Zufall erfahren hatte, sollten 50 weitere Asylbewerber in Kochel einquartiert werden. Weil aber eines der vorgesehenen Gebäude inzwischen abgerissen und das andere, der "Schmied von Kochel", bald wieder als Hotel eröffnet werde, hätten sich beide Optionen zerschlagen. Darüber sei er sehr froh, sagte Holz, denn 50 Asylbewerber in einer so kleinen Gemeinde zu integrieren, wäre seiner Ansicht nach kaum möglich gewesen.

Den größten Ausgabeposten im diesjährigen Haushalt stellt die Sanierung und Erweiterung des "trimini" dar, die rund 2,7 Millionen Euro kosten wird. Eigentlich hätten die neuen Saunen und das Sole-Becken bereits fertig sein sollen. Weil die vorgefundenen Fundamente aber nicht mit den Plänen übereinstimmen, sei man immer noch damit beschäftigt, diese zu stützen.

© SZ vom 28.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: