Ende der Open-Air-Arena:Alles unter einem Dach

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Präsident Thomas Ranft freut sich, dass seine River Rats nun wieder eine richtige Heimat haben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach zwölf Jahren hat das Eisstadion des ESC River Rats Geretsried an der Jahnstraße wieder einen Deckel. Richtig fertig wird die Halle allerdings erst im März. Dann können dort künftig auch Konzerte stattfinden

Von Arnold Zimprich, Geretsried

Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht, lacht Thomas Ranft: "Dass es möglichst lange so bleibt!" Stolz führt der hochgeschossene 66-Jährige durch die traditionsreiche Eishalle an der Jahnstraße, die in den vergangenen Monaten eine komplett neue Dachkonstruktion bekommen hat und die um zusätzliche Räumlichkeiten erweitert wurde. Rund zehn Monate dauern die Arbeiten inzwischen schon. Aber was ist das schon gemessen an den zwölf Jahren, die die River Rats komplett ohne Dach auskommen mussten?

"Wir haben großes Glück", sagt Ranft, der Präsident des Eishockeyvereins. "Rund die Hälfte der Spieler unserer ersten Mannschaft sind Handwerker", erklärt der studierte Soziologe. Ohne die tatkräftige Unterstützung aus den eigenen Reihen hätte es nie so schnell geklappt mit dem Umbau, ist sich Ranft sicher. So aber können seit Ende November die verschiedenen Teams der River Rats wieder in ihrer Heimatstadt aufs Eis - auch, wenn m neuen Stadion noch immer nicht alles fertig ist. Im März sollen die Arbeiten an der Halle dann abgeschlossen sein.

Ranft führt ins Innere der Halle. Gewaltige Holzträger überwölben die Eisfläche, Musik schallt aus den Lautsprechern, ein paar Eiskunstläuferinnen ziehen elegant ihre Kreise. "Unsere Eismeister können nun schon Mitte August mit der Präparierung der Eisfläche beginnen", erläutert Ranft. "So steht den Mannschaften schon im September eine Trainingsfläche bereit", erläutert er. "Wir sind wetterunabhängig und hinken den anderen Mannschaften in der Vorbereitung nicht mehr hinterher."

Noch ist am neuen Stadion in Geretsried nicht alles fertig. An manchen Ecken sieht es noch nach Baustelle aus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Während der Baustelle mussten die Spieler den weiten Weg bis nach Mittenwald antreten, um trainieren zu können. "Das konnte man den Spielern neben Beruf und Familie sowieso nur vorübergehend zumuten", so der Präsident der River Rats.

Es darf in Geretsried mit Fug und Recht von einer neuen Eissportära gesprochen werden, die nun in der Stadt an der Isar anbricht. "Geretsried wird von außen als Eissportstadt wahrgenommen", sagt Ranft. Es sei wichtig, dass das auch weiterhin so ist. In den Siebziger- und Achtzigerjahren haben die Geretsrieder Eishackler, die damals noch kein eigenständiger Verein waren, sondern noch im TuS organisiert waren, in der Oberliga gespielt. Träumt man angesichts des neuen Stadions nicht vom Aufstieg? "Ein klares Nein. Ich sehe uns nicht als Profimannschaft", sagt Ranft bestimmt, der für die FDP im Münchner Stadtrat und auch im dortigen Sportausschuss sitzt. "Wir spielen in der Bayernliga und da fühlen uns auch wohl."

Um einen Mehrwert für die Stadt zu bieten, wurde das Stadion als Veranstaltungsstätte genehmigt. "Die Halle kann auch für Konzerte genutzt werden", erklärt Ranft. "Wenn eine Kommune so viel Geld in die Hand nimmt, muss das auch gut angelegt sein", sagt er. Zwar wurde die Anzahl der Plätze von 2500 auf 1500 reduziert, das reiche jedoch für die meisten Einsatzszenarien aus.

Die Umkleiden und - noch wichtiger - das Eis sind schon einsatzbereit. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Start im runderneuerten Stadion ist den River Rats jedenfalls gelungen. "Die U 20 hat ihr erstes Spiel gewonnen", sagt Ranft erfreut. Das sei auch dem Können von Torfrau Johanna May zu verdanken gewesen. "Anders als beim Fußball spielen beim Eishockey Männer und Frauen zusammen." Ein bekanntes Beispiel sei Viona Harrer vom EC Bad Tölz, erläutert Ranft. Und auch die erste Mannschaft der River Rats habe das erste Spiel im neuen Stadion gewonnen. So könne es weitergehen. Mit dem aktuell 9. Platz in der Bayernliga ist Ranft zufrieden - Luft nach oben gebe es natürlich immer. Einige Talente, die den Verein aufgrund der ungünstigen Spiel- und Trainingsbedingungen verlassen hatten, sind angesichts des aufgerüsteten Stadions zurückgekehrt, zum Beispiel Florian Strobl.

Dass man sich vor rund zwölf Jahren aus dem TuS löste, war für Ranft ein notwendiger Schritt. "Natürlich hat das der TuS damals nicht gerne gesehen", sagt er. Die Abteilung Eissport sei aber schlichtweg zu groß geworden, habe eine zu hohe Eigendynamik entwickelt. Es wurde schwierig, zwischen den Bedürfnissen zu vermitteln. Rückblickend habe man alles richtig gemacht, wie ein Blick auf die Nachwuchsarbeit verdeutliche. "Nachwuchssorgen haben wir keine", sagt Ranft. Es gibt eine Sport-AG mit dem Geretsrieder Gymnasium und Kooperationen mit Kindergärten. Allein in der Bambini-Gruppe tummeln sich mehr als 50 kleine Kufenfans.

Stolz ist Ranft insbesondere darauf, dass es eine Gruppe gibt, in der Menschen mit Behinderungen auf dem Eis stehen. "Wir haben da ein paar sehr engagierte Leute, überhaupt würde ohne unsere rund 600 Mitglieder und den harten Kern gar nichts passieren", sagt Ranft. So aber gebe es mitunter ein Überangebot an Betreuern, die sich um die Belange der Behinderten kümmern, die zum Teil von den Oberland-Werkstätten vermittelt werden.

Die Weichen sind also gestellt in Geretsried. Ist es da nicht an der Zeit für den Mittsechziger, sich zur Ruhe zu setzen? "Ich habe kürzlich angedeutet, dass ich nicht ewig weitermachen kann", sagt Ranft und muss lachen. "Das kam im Verein gar nicht gut an. Aber mit 70 ist definitiv Schluss."

© SZ vom 02.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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