Egling:"Wir sind die Hälfte der Gesellschaft"

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Sonja Galli-Krottenthaler bewirbt sich wieder für die Freien Wähler als Gemeinderätin. Frauen haben ihrer Überzeugung nach "mehr Kontakt mit dem gesamten Lebensalltag".

Von Claudia Koestler

"Dafür, dass wir so wenige sind, werden wir Frauen durchaus gehört", sagt Sonja Galli-Krottenthaler. "Wir bringen so manche Diskussion ins Rollen, das muss man klar sagen." (Foto: Hartmut Pöstges)

Sie ist eine der fleißigsten, wenn es darum geht, Bürgerinteressen im Eglinger Rat einzubringen oder Diskussionen mit Argumenten zu unterlegen: Sonja Galli-Krottenthaler (Freie Wähler) ist seit sechs Jahren Gemeinderätin. Die geborene Aumühlerin ist 53 Jahre alt, selbständige Augenoptikermeisterin, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Seit sie das Amt der Gemeinderätin innehat, ist sie auch Familienbeauftragte der Gemeinde.

SZ: Frau Galli-Krottenthaler, in Egling sind derzeit nur vier von 20 Gemeinderäten Frauen. Warum?

Sonja Galli-Krottenthaler: Das ist äußerst schade, dass Frauen derzeit unterrepräsentiert sind. Denn ich finde es sehr wichtig, dass sich Frauen engagieren. Sie sind diskussionsfreudiger, manchmal zum Leidwesen der Männer. Aber sie schauen auch genauer hin, und Frauen sind in solchen Ämtern wichtig, weil sie vielen Themen aus dem Leben und Alltag heraus sehr nahe sind. Schule und Betreuung etwa, Kinderkrippe, Verkehr, sichere Straßen, öffentliche Verkehrsmittel bis hin zum Baurecht - das greift alles ineinander und wurzelt daraus.

Kandidieren Sie deshalb wieder?

Ja, aber auch, weil das soziale Engagement in der Familie liegt, mein Vater war schon im Gemeinderat. Seit ich Kinder habe, bin ich im Elternbeirat, da habe ich die Mittagsverpflegung eingeführt und dabei gemerkt, man kann wirklich etwas bewirken. Das nicht ohne Widerstände, aber ich hatte große Freude daran, und so engagierte ich mich weiter.

Was ist Ihnen heute wichtig in Ihrer Arbeit?

Dass die dörfliche Struktur erhalten bleibt. Die Möglichkeit, im Ort zu wohnen und zu arbeiten, und dass mehrere Generationen unter einem Dach leben können. Das alles hat enorme Auswirkungen auf die künftigen Themen rund um den demografischen Wandel. Kinder, die hier aufgewachsen und verwurzelt sind, müssen eine Chance haben, hier zu bleiben. Wir dürfen die Tür nicht weiter öffnen, dass sich nur noch Kapital hier einkauft.

Ist es eine logische Konsequenz oder doch ein Klischee, dass eine Frau Familienbeauftragte in Egling wurde?

Ich wollte das Amt machen, weil ich mich in dem Bereich seit Jahren engagiere mit Privatinitiativen. Für Rumänien etwa sammle ich seit 20 Jahren. Kürzlich hatte ich die Geretsrieder Asylbewerber zur Augenvermessung bei mir und ich versorge sie kostenlos mit Brillen, wenn nötig. Als Familienreferentin bin ich aber auch durchaus beansprucht worden. Ich sehe mich dabei als Vermittlerin für die passenden Hilfestellen. Ich bin keine Sozialtante mit Helfersyndrom, aber ich finde, man muss immer lösungsorientiert arbeiten. Das kommt mir da zu Gute.

Sind Frauen die besseren Politiker?

Verallgemeinern kann man es nicht. Aber sie haben meist mehr Kontakt mit dem gesamten Lebensalltag, da sind wir mittendrin und zuständig.

Wagen sich die Frauen im Eglinger Rat auch an die großen politischen Stellschrauben?

Das ist, was ich vorher meinte: Bauen ist kein hartes Männerthema, sondern betrifft uns genauso.

Wird das im Eglinger Rat denn auch goutiert?

Dafür, dass wir so wenige sind, werden wir Frauen durchaus gehört. Wir bringen so manche Diskussion ins Rollen, das muss man klar sagen.

Sie wünschen sich nach der Wahl also mehr Mitstreiterinnen?

Wir sind die Hälfte der Gesellschaft, da wäre es wünschenswert, wenn wir auch annähernd so in den Räten vertreten wären. Auf alle Fälle würde das gerechtere Mehrheitsverhältnis mehr Vielfalt bringen. Ein Gemeinderat ist nun mal die Basisform der Demokratie. Auf der Liste der freien Wähler stehen allerdings diesmal auch nur vier Frauen. Vielleicht trauen sich Frauen weniger zu? Aber eine Kandidatur lohnt sich definitiv! Zugleich wünsche ich mir aber generell mehr Beteiligung der Bürger und der Öffentlichkeit. Wir als Vertreter der Gemeinde müssen erfahren, wo's brennt. Ich nehme das sehr ernst, dass ich gewählt wurde, um die Interessen der Bürger zu vertreten.

© SZ vom 14.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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