Finanzen:Unerwarteter Geldsegen

Lesezeit: 1 min

Eine Frau zählt 500-Euro-Geldscheine, die echt sein sollten (Symbolbild). (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Die Gemeinde Dietramszell kann mehr Einnahmen durch die Zweitwohnungssteuer verbuchen als erwartet. 

Von Petra Schneider, Dietramszell

Die Einnahmen aus der Zweitwohnungssteuer, deren Einführung die Gemeinde Dietramszell Ende vergangenen Jahres beschlossen hatte, sind deutlich höher als erwartet. 18 Bescheide seien bislang verschickt und 63 000 Euro überwiesen worden, informierte Bürgermeister Josef Hauser (FW) kürzlich den Gemeinderat. Dieser Betrag werde noch auf rund 70 000 Euro steigen, weil insgesamt 22 Personen steuerpflichtig seien. Im Dezember 2022 war man in der Kämmerei von Einnahmen von rund 32 000 Euro ausgegangen - allerdings bei einem Steuersatz von zehn Prozent. Der Gemeinderat hatte diesen dann aber auf den Höchstsatz von 20 Prozent verdoppelt.

Bei Mietwohnungen wird als Berechnungsgrundlage die Jahresnettokaltmiete angesetzt, bei Wohneigentum je nach Alter der Immobilie zwischen acht und 12,50 Euro pro Quadratmeter. Auch Dauercamper werden zur Kasse gebeten. Wenn eine Zweitwohnung in Dietramszell aus beruflichen Gründen nötig ist, fällt keine Steuer an, auch nicht bei einem Bruttojahresverdienst unter 29 000 Euro. Zwar ist die Anzahl der Steuerpflichtigen, die im Dezember von der Kämmerei auf 35 beziffert wurde, mit 22 tatsächlich geringer. Die prognostizierten Einnahmen sind aber wegen der Verdopplung des Steuersatzes dennoch deutlich höher.

Ludwig Gröbmaier (CSU), der dem Beschluss im Dezember nicht zugestimmt hatte, weil er Einnahmen und Verwaltungsaufwand für unverhältnismäßig hielt, kritisierte in der jüngsten Sitzung nun diesen hohen Satz. Vergleichbare Kommunen wie Egling und Königsdorf würden überhaupt keine Zweitwohnungssteuer erheben, Lenggries und Kochel jeweils nur zwölf Prozent. Mit 20 Prozent steche Dietramszell deutlich heraus. Seinen Berechnungen zufolge beteilige sich jede Erstwohnung mit rund 1900 Euro an den gemeindlichen Ausgaben, während es bei den Zweitwohnungen 3500 Euro seien. "Für mich ist das too much", erklärte Gröbmaier. Man belaste eine kleine Gruppe, die ja nur zeitweilig die Infrastruktur nutze, über Gebühr. Bürgermeister Hauser reagierte gereizt auf die Kritik. Ständig werde gefordert, dass Dietramszell mehr Einnahmen generieren müsse. "Und wenn ich das mache, ist es auch wieder nicht recht." Für den Gemeindehaushalt seien 70 000 Euro ein nicht unwesentlicher Betrag.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: