Mangel an Unterkünften:"Eher hilflos"

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Im alten Schulhaus in Linden sollten eigentlich Wohnungen für Kita-Personal entstehen. Nun muss es erst einmal als Flüchtlingsunterkunft herhalten. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit der Unterbringung der vom Landratsamt zugewiesenen Flüchtlinge tut sich Dietramszell schwer.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Aktuell leben in Dietramszell 36 Geflüchtete, die in Privatwohnungen untergebracht sind. Eigentlich müssten es aber 96 sein; Dietramszell ist im Landkreis diejenige Kommune, die die Belegungsquote am wenigsten erfüllt. Mitte September weist das Landratsamt der Gemeinde deshalb 17 Geflüchtete zu, im Oktober dann noch einmal so viele. "Diese Zuweisungen belasten die Kommune sehr", sagt Zweiter Bürgermeister Anton Huber (BLD). Die Zeit drängt, zugleich seien aber keine schnell bezugsfertigen Unterkünfte verfügbar. Der Helferkreis habe sich aufgelöst, und in der Verwaltung gebe es nicht genügend Personal für die Unterstützung der Asylbewerber. Die Kosten für nötige Umbauten, etwa Zwischenwände oder Toiletten, übernehme zwar der Freistaat; die Prüfung dauere aber rund zwei Wochen.

Immerhin lasse sich im Gemeinderat angesichts der schwierigen Lage ein Zusammenhalt feststellen, sagt Huber. In einer Sondersitzung am Dienstag, in der über mögliche Unterkünfte beraten wurde, sei der Beschluss einstimmig ausgefallen. So soll für die erste Zuteilung ein Wohnhaus in Untermühltal bereitgestellt werden, das der Gemeinde gehört und wegen eines Todesfalls frei geworden sei. Sieben Personen könnten dort wohnen, weitere zehn im Erdgeschoss des ehemaligen Kindergartens in Ascholding. Im Dachgeschoss des Gebäudes sei zusätzlich Platz für sieben Personen, die im Oktober kommen. Die übrigen zehn könnten im Erdgeschoss des alten Schulhauses in Linden unterkommen. Eigentlich wollte die Gemeinde die beiden Gebäude zu kommunalen Wohnungen vor allem für Kita-Personal umbauen. Das müsse nun aufgeschoben werden, sagt Huber. 2026 laufe allerdings die Wohnraumförderung aus.

Die Gemeinde hält am Hallenbad als Option fest

Als vierte Option hat der Gemeinderat, wie bereits im Januar, das aufgelassene Hallenbad in Ascholding angeboten. Das Landratsamt hatte dies mit Verweis auf die dafür nötigen Umbaumaßnahmen allerdings abgelehnt. Die Gemeinde sieht das anders: Im Hallenbad seien ausreichend sanitäre Anlagen vorhanden, lediglich der Boden des Schwimmbeckens müsste abgedeckt werden. "Das ist nicht anders als eine Turnhalle", sagt Huber. Die Turnhalle der Mittelschule könne jedenfalls nicht genutzt werden; wegen der laufenden Sanierungsarbeiten sei der Schulbetrieb ohnehin eingeschränkt.

Mit den beiden Zuteilungen im Herbst ist es freilich nicht getan. Weitere 71 Menschen würden vermutlich im Dreiwochenrhythmus nach Dietramszell verlegt. Wo sie untergebracht werden sollen, sei noch völlig unklar. Man habe bereits mit privaten Vermietern gesprochen, auch das ökologische Tagungshaus in Linden, das nach Lenggries umzieht, sei beim Landratsamt im Gespräch. Die Stimmung in der Gemeinde? "Eher hilflos", sagt Huber. "Es gibt kein Signal, dass es besser wird."

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