Deutsche Bahn: Social Days:Mit Bagger und Bohrmaschine

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75 Bahnmanager aus ganz Deutschland arbeiten in Königsdorf für ein neues Zirkuszelt - und für sich selbst.

Johanna Wimmer

Mit Gummistiefeln und blauer Arbeiterjacke sitzt Jörg Schiemann in einem kleinen Bagger. Mit weit über die Schulter gerecktem Kopf setzt er sein Gefährt ein paar Meter nach hinten zurück. Dann kurbelt er das Lenkrad blitzschnell herum, wendet seinen Blick wieder nach vorne. Mit einem kleinen Hebel bedient er die kleine Baggerschaufel und lädt einen 150 Kilogramm schweren, kantigen Stein auf.

Zirkus- und Bewegungskunst ist eine der Säulen im Hochlandlager. Das neue Zelt bietet dafür nun wieder einen guten Rahmen. (Foto: Johanna Wimmer)

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, er wäre ein echter Bauarbeiter. Dem ist aber nicht so. Nur für drei Tage darf er das "Minigefährt", wie er es bezeichnet, sein Eigen nennen und auf die Frage, was seine derzeitige Beschäftigung ist, "Maschinenführer" antworten.

Schiemann ist, wie alle anderen, die auf dem Gelände der Jugendsiedlung werkeln, eine Führungskraft der Bahntochter DB Services. Die gemeinsame Arbeit an diesem Projekt heißt bei ihnen "Social Days". Zum fünften Mal hat das DB Services Team solche Tage organisiert. Das Unternehmen erhofft sich laut DB Services Sprecher Mathias Tank Motivation, Teamentwicklung und Vertrauensbildung der Manager zu schulen.

Dass gerade das Projekt in Königsdorf ausgewählt wurde, ist eine "riesengroße Auszeichnung", sagt Josef Birzele"unser altes Zelt war ja schon uralt". Er ist der Leiter der Jugendsiedlung und als er so über die Baustelle schlendert, muss er lächeln.

75 Bahnmanager aus ganz Deutschland haben sich auf der weitläufigen Wiese versammelt und tummeln sich nun rund um das große blau-gelbe Zirkuszelt in dunkelblauen Arbeitsgewändern. Bereits am Freitag sind sie angereist. Das Zelt selbst steht schon einige Tage, es wurde von professionellen Statikern aufgebaut. Die Manager sollen das neue Zelt nun innen und außen gestalten. Sie sägen Bretter für den Zeltboden zurecht, gestalten bunte Wegweiser und kochen.

Eine Stichsäge für die Frauen

Wer was macht, wurde per Losverfahren entschieden. "Ich glaube, die sind alle ganz neidisch, dass ich nichts machen muss", flüstert Tank und lacht. Doch die Arbeiter scheinen an der Sache Gefallen gefunden zu haben. Zumindest auf Schiemanns Gesicht, der mit seinem Bagger bei der Renaturierung des Bachlaufs mitwirkt, hat sich ein Dauergrinsen breit gemacht. Normalerweise stehen 3000 Arbeitskräfte unter ihm, heute ist er selbst einer von vielen.

Bis das Wasser richtig fließen kann, muss er noch einige schwere Wasserbausteine zum Bachbett befördern. In dem zweieinhalb Meter tiefen Graben steht ein weiterer, mit Arbeitsgewand zur Unkenntlichkeit maskierter Bahnmanager. Hektisch fuchtelt er herum, winkt zuerst mit dem linken, dann mit dem rechten Arm. Mit seiner wilden Gestik versucht er Schiemann den richtigen Ort zum Stein abladen zu weisen. "Man lernt seine Kollegen von einer ganz anderen Seite kennen", sagt Schiemann.

Nur wenige Meter weiter steht das neue Zelt. Einige Manager tragen große Bodenbretter ins Zelt, andere schrauben die Bretter fest. Auch Roland Wieden aus Berlin. Er sitzt mit seiner Bohrmaschine am Boden. Schweiß tropft von seiner Stirn. "Das ist schon ein bisschen ungewohnt", sagt er. "Aber wunderbar", fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

Als "man power" bezeichnet Tank die Schufterei im Freien. Wobei "man" nicht bedeutet, dass nicht auch Frauen am Werk sind. In dem alten Zelt der Jugendsiedlung, das mit seinen Flicken auf dem Dach schon sehr heruntergekommen und ausgebleicht aussieht, haben sich einige Damen ihre Werkstatt eingerichtet. Mit Schutzbrillen und Stichsägen ausgerüstet schneiden sie Wegweiser aus. Ines Jahnel hat dabei "sehr viel Spaß". Im wahren Leben ist sie für die Beschäftigungsbedingungen der Angestellten zuständig.

Wie sie so da steht, mit ihrem Pinsel in der Hand, scheinen ihr die Bedingungen in Königsdorf auf jeden Fall gut zu gefallen. "Ich glaube, die Frauen würden sich am liebsten eine Stichsäge zu Weihnachten wünschen", scherzt Christin Spremberg, Assistentin der Geschäftsführung in München.

Bei der Feier zum des 60-jährigen Bestehen der Jugendsiedlung werden die Manager nicht mehr da sein, sondern schon auf dem Heimweg. Schließlich müssen sie am Montag wieder im Büro sitzen.

© SZ vom 20.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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