Pandemie:"Die Auslastung wird noch höher werden"

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An der Belastungsgrenze: Das Personal auf den Intensivstationen hat sich seit der vorangegangenen Corona-Welle um 20 Prozent reduziert, damit ist das Potenzial der Abteilungen gesunken. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Lage auf den Intensivstationen ist zunehmend angespannt. Klinik-Koordinator Martin Dotzer über die Corona-Lage im Landkreis.

Interview von Kathrin Müller-Lancé

Die Corona-Lage in Bad Tölz-Wolfratshausen ist äußerst angespannt. Am Freitag waren von den 24 Intensivbetten im Landkreis nur zwei nicht belegt. Was das für die Kliniken bedeutet, erklärt Martin Dotzer (), der Corona-Koordinator für den Krankenhausverbund Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen.

SZ: Herr Dotzer, momentan sind im Landkreis noch zwei Intensivbetten frei.

Martin Dotzer: Das ist eigentlich gar nichts. So ein Bett ist schnell belegt. Die Situation ist momentan sogar noch angespannter als bei der letzten Welle. Damals hatten wir im Zweckverband Oberland noch 120 Intensivbetten zur Verfügung. Heute sind es wegen des Personalmangels nur noch 91.

Muss eine Herzinfarkt-Patientin aus Tölz dann in einen anderen Landkreis?

In den anderen Landkreisen sieht es auch nicht besser aus. Aber es bleibt keiner auf der Straße. Die Kliniken sind verpflichtet, die Notfallversorgung zu gewährleisten - also müssen sie umstrukturieren.

Das heißt?

Um die Notfallpatienten versorgen zu können, muss das noch vorhandene Personal in der Notfallversorgung konzentriert werden. Wenn die Intensivstationen mehr als 90 Prozent ausgelastet sind, geht vieles andere nicht mehr. Die Kliniken können dann zum Beispiel keine elektiven Patienten mehr aufnehmen, also solche, deren Operation sich aufschieben lässt. Das sind Leute, die sich die Hand gebrochen haben und bei denen Material entfernt werden muss. Oder Patienten, die ein neues Hüftgelenk bekommen sollten. Das sind keine Notfälle.

Wie lange kann das gut gehen?

Bei der ansteigenden Inzidenz muss man berücksichtigen, dass wir immer 14 Tage hinterher laufen. Es dauert ja, bis die Leute nach der Ansteckung erkranken und ins Krankenhaus müssen. Die Auslastung wird noch höher werden. Ich hoffe, dass die Gesundheitsminister bei ihrem Treffen etwas beschließen, das uns hilft.

Was würden Sie sich wünschen?

Die Kliniken brauchen für den Mehraufwand einen finanziellen Ausgleich. Und ich muss sagen, dass viele Regeln - Kontakte beschränken, FFP2-Maske tragen - schon Sinn ergeben, auch für Geimpfte.

Noch zwei Sätze zur Impfung?

Über 90 Prozent der Corona-Patienten auf unseren bayerischen Intensivstationen sind nicht geimpft. Die Impfung ist nach wie vor der bestmögliche Schutz.

© SZ vom 06.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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