Bühne:Der nächste Schritt

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Sepp Müller stellt sein erstes Soloprogramm vor: Am Freitag kommt er erstmals im Landkreis fast ohne Schlagzeug, nur mit Flöte und Ziach, auf die Bühne

Von Petra Schneider, Lenggries

Dass der Sepp Müller allein mit einer kleinen roten Plastikflöte auf der Bühne steht, ist ungewohnt. Denn seit vielen Jahren kennt man den "Mü" als Herrn der Trommeln, der mehr von hinten heraus die Bühne rockt. Zuletzt war er erfolgreich mit der Housemusi: "Nothing Else Matters" mit E-Zither, Steirischer und Schlagzeug - das war ein Fetzer, ursprünglich von der Metal-Band Metallica, der in den sieben Jahren mit der Housemusi nicht der einzige blieb.

Damit ist nun Schluss, Akkordeonist Martin Regnat ist ausgestiegen. "Der Martin hat tausend andere Projekte, und ich glaube, er hatte einfach keine Lust mehr", sagt Müller. Schade, denn gerade hatte sich die Housemusi zu einem Selbstläufer entwickelt: Fernsehauftritte mit Herbert Pixner, Konzerte in ganz Bayern, Südtirol, Österreich und im Elsass. Aber "so is hoid", sagt Müller lakonisch. Zeit für etwas Neues - für ein erstes eigenes Soloprogramm mit dem Titel "Oberbayer trifft...??!": Eine Mischung aus Geschichten, Gedichten und schrägen Liedern - fast ohne Schlagzeug, dafür mit Flöte und Ziach.

Die ersten Vorpremieren seien gut gelaufen, erzählt der Lenggrieser. Obwohl es sich komisch anfühle, alleine, ohne "Wahnsinnsmusiker", auf der Bühne zu stehen. "Wenn du nix sagst, dann is halt still". Das dürfte kaum passieren, denn wer den Mü auf der Bühne erlebt hat, kennt ihn als spontanen, witzigen Frontman. Beim Interview sitzt er in knallgrünem T-Shirt und gestreiften Wollsocken auf seinem Cajón und erzählt von den inzwischen 20 Jahren, in denen der 46-Jährige auf Kleinkunstbühnen zuhause ist.

Fünf Jahre war er einer von "De 3 luschdigen Zwoa". Er begleitete Claus von Wagner sowie die Kabarettistin Martina Schwarzmann musikalisch, die ihn ermutigt habe, solo aufzutreten. "Aber damals hatte ich noch nicht die Eier". Lieber schrieb er mit Wolfgang Krebs das Programm für dessen "Stoiberschau", stand als Hausmeister mit auf der Bühne. Ausgestiegen ist er, als Krebs für die CSU kandidieren wollte. Kabarettist und Politiker - "das geht für mich gar nicht." Dann kam die Housemusi, die CD "So is hoid". Mit Toni Fischer will er als Housemusi-Duo weitermachen. Die Housemusi wirkte auch bei "Der Schnitter", dem "Krusical" des Krimiautoren und Tierarztes Georg Unterholzer, mit.

Müller nutzte die Atempause der vergangenen Monate, kramte frühere Texte aus der Schublade und fand Perlen wie "Deandl mitm ledernen Dessous" - ein Lied, das es nie auf eine CD geschafft habe, "weil die Kollegen das zu schlüpfrig fanden." Das sei der Vorteil von einem Soloprogramm: "Ich kann alle Nummern spielen, die ich cool finde." Vor fünf Jahren hat er seine Leidenschaft für Poetry Slams entdeckt, er liest seine Texte bei Slams in der Madlschule oder in München bei den "Schwabinger Schaumschlägern".

Einige Gedichte hat er nun auch in sein Soloprogramm aufgenommen, das keinen roten Faden, aber einen thematischen Rahmen habe: Begegnungen der vergangenen Jahre, mit allerhand skurrilen Leuten, die man als Oberbayer eben so trifft. Geschichten über Maurer und Bierfahrer, über Hausmeister oder den Kriegsveteranen, den Müller während seiner Zeit als Zivi betreut hat. "Die witzigsten Menschen lernt man sowieso neben der Bühne kennen", findet der 46-Jährige. Auch er selbst hat viel erlebt, geradlinige war sein Weg nie, dafür abwechslungsreich. Müller machte eine Lehre als Elektroinstallateur, holte die Mittlere Reife nach und wollte Erzieher werden. Weil er keinen Ausbildungsplatz bekam, studierte er vier Semester Schlagzeug an der Jazzschule in München. Er arbeitete fünf Jahre im Rehazentrum Isarwinkel und jobbte bei der Mittagsbetreuung der Südschule. Im Jahr 2001 gründete er mit einem Freund die Musikschule "Trommelfell" in Bad Tölz.

2015 zog er mit seiner Frau in Lenggries seine eigene "Müsikwerkstatt" auf. Seit er 17 Jahre alt war, spielt er in diversen Bands. Müller ist ein Fan von Josef Hader, Gerhard Polt und Karl Valentin. Deren selbstironische, tragikomische Art, "das haut mich um", sagt er. "Die haben etwas zu sagen, ohne gleich den moralischen Zeigefinger zu heben."

An seinen allerersten Auftritt vor 20 Jahren erinnert er sich noch gut: 1998 war das, beim Kleinkunstabend zur Eröffnung des "Kesselhauses". Als Trommel diente ihm eine leere Regentonne.

Sepp Müller spielt sein Programm am Freitag, 5. Januar, in der Kulturbühne "Hinterhalt", Leitenstraße, Gelting, 20.30 Uhr, und am Dreikönigstag, Samstag, 6. Januar in der Waldkirche Lenggries, Beginn jeweils 20 Uhr.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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