Bildung:"Raus aus der Kreidezeit"

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Bürgermeisterin Elke Zehetner (l.) unterstützt Katja Wippermanns Idee der Vernetzung der VHS mit Bücherei und Musikschule. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Katja Wippermann setzt als neue Leiterin der VHS Penzberg Akzente und fördert Kooperationen

Von Klaus Schieder, Penzberg

Die Volkshochschule (VHS) Penzberg will stärker mit der Stadtbücherei und der Musikschule kooperieren. Mehr noch: Das Ziel sei ein Bildungszentrum, avisiert die neue VHS-Leiterin Katja Wippermann. Ihr schwebt neben dem Frühjahr/Sommer- und dem Herbst/Winterprogramm der Volkshochschule eine Art drittes Programm vor, das die drei Bildungseinrichtungen gemeinsam gestalten. Noch ist dies nur eine Idee. "Da sind vorher viele Gespräche nötig", weiß Wippermann. Eine offene Frage sei, "wie sich das räumlich niederschlägt". Die Antwort darauf dürfte nicht allzu schwierig sein. Schon jetzt sind VHS, Bücherei und Musikschule in der Rathauspassage beheimatet und damit Nachbarn. Die Räume seien bereits in der Vergangenheit bei Bedarf untereinander getauscht worden, sagt Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD).

Wippermann gibt ein Beispiel für eine mögliche Veranstaltung des neuen Bildungszentrums: In einer Reihe über den Wert der Demokratie, die von der Volkshochschule veranstaltet wird, lädt die Stadtbücherei zu einer Lesung mit Texten von Erich Kästner ein, der Abend wird von Lehrern der Musikschule mit Werken von zeitgenössischen Komponisten des Schriftsteller mitgestaltet. Mit Büchereichefin Katrin Fügener werde sie das Gespräch suchen, kündigt Wippermann an. Wichtig sei auch, dass man für solche Kooperationen Fördergelder bekommen könne. Die drei zentralen Bildungsinstitutionen in Penzberg gemeinsam weiterzuentwickeln, "das ist mein großes Anliegen", bekräftigt die VHS-Leiterin.

In der Volkshochschule selbst will sie in ihrem ersten Jahr zwei Schwerpunkte setzen. Der eine lautet: "Die Demokratie braucht uns - wir brauchen die Demokratie". In den Zeiten des Rechtspopulismus, der Fake News und der Hass-Tiraden in sozialen Medien sei die Frage, wie es um die Demokratie bestellt sei, "ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema", meint Wippermann. Neben zahlreichen Kursen soll es dazu auch eine Podiumsdiskussion am 10. Oktober 2019 geben. Die Überschrift: "Wo geht es hin mit der Demokratie?" Der zweite Schwerpunkt heißt "Natürlich Pfaffenwinkel". Die Vorträge und Veranstaltungen sollen sich um den Klimaschutz, um insektenfreundliche Gärten oder auch um Wildkräuter drehen.

2019 stehen außerdem zwei Jubiläen an: Die Stadt Penzberg feiert ihren 100. Geburtstag, der Verein der Volkshochschule Penzberg wird 70 Jahre alt. Neben der Podiumsdiskussion über Demokratie ist dazu ein Tag der offenen Tür in der VHS am 23. März, der Kurs "Schreib- und Erzählwerkstatt: Jugend in Penzberg" vom Februar an sowie ein Kabarettabend mit Mathias Kopetzki am 14. Mai geplant, den die Stadtbücherei mitveranstaltet. Der Schriftsteller und Schauspieler, der in Berlin lebt, stellt sein neues Programm "Bombenstimmung" vor, das sich um Migration und Fremdsein dreht.

"Bewährtes fortsetzen und Neues entwickeln": Dies hat sich Wippermann als Slogan für ihr erstes Jahr ausgesucht. Ihren Dienst trat sie schon am 1. Juli an, seither wurde die Homepage neu gestaltet. Neben einem übersichtlicheren Layout bietet sie nun einen eigenen Bereich für Stammhörer an. Der Internet-Auftritt ist eines der ersten Projekte im "Verbund der Volkshochschulen im Pfaffenwinkel", dem sich neben Penzberg auch Schongau, Peiting und Peißenberg angeschlossen haben. Ansonsten möchte Wippermann auch neue Kundengruppen gewinnen, vor allem Jugendliche, damit sie später als Erwachsene die Volkshochschule nutzen. Soweit es das Budget erlaubt, sollen Whiteboards für den Unterricht angeschafft werden. "Raus aus der Kreidezeit", sagt Wippermann.

Der Jahresetat der VHS Penzberg beläuft sich auf circa 300 000 Euro, ein Drittel davon zahlt die Stadt. 2017 gab es etwa 300 Veranstaltungen mit 3000 Teilnehmern und 100 Referenten. "Wir müssen Kurse anbieten, die dem Lebensstil der Penzberger Bevölkerung entsprechen", sagt Bürgermeisterin Zehetner. Deshalb sei es die Aufgabe der VHS-Leitung, "das Kursangebot an die Wünsche und die Bedürfnisse der Leute anzupassen". Das Herbst- und Wintersemester mit rund 200 Kursen, Vorträgen, Seminaren und Exkursionen beginnt am 8. Oktober. Ein besonderer Akzent liegt wieder auf dem Themenfeld Gesundheit.

Katja Wippermann tritt die Nachfolge von Günter Schubert an, der die VHS Penzberg 28 Jahre lang geführt hat. Die 49-jährige Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin war für die Sinus-Stiftung Heidelberg und für die Katholische Stiftungsfachhochschule München tätig. Seit 2013 war sie Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit und des Marketings für das Netzwerk der Jugendbildungsstätten in Bayern. In Penzberg habe sie sich beworben, weil es ihr wichtig sei, "wie man Bildung gerechter macht und wie man möglichst viele Menschen beim Thema Bildung mitnehmen kann", sagt sie.

Weitere Informationen unter Telefon 08856/36 15, E-Mail: info@vhs-penzberg.de, www.vhs-penzberg.de

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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