Bier-Tradition:Mit Bock auf die Josefi-Saison

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Süffiges Bier statt ekeligem "Mooswasser": Beinahe wäre die Josefi-Bock-Tradition in Reutberg ausgestorben. Doch jetzt lebt sie wieder auf.

Bernhard Lohr

Es waren traurige Zeiten auf dem Reutberg. Viele in Sachsenkam und Umgebung denken nur mit Graus zurück an den Niedergang der Brauerei Mitte der 80er Jahre. Damals stand die seit dem Jahr 1677 währende Tradition des Bierbrauens auf dem Klosterberg vor dem Ende. Großbrauereien machten der kleinen Brauerei mit ihrer Konkurrenz zu schaffen. Und die Brauerei selbst hatte Fehler gemacht.

Bierkönigin Barbara I. (Mitte) und ihre getreuen Braugenossen feiern den Faßanstich für das 24. Josefifest. (Foto: Manfred Neubauer)

Treue Kunden im Oberland wandten sich von ihrem Bier ab und redeten vom "Reutberger Mooswasser", weil das Bier nicht mehr recht schmeckte. Da passte ins Bild, dass es damals auch eine Zeitlang keinen Josefi-Bock mehr gab, und das Josefifest am Kloster nicht gefeiert wurde. Erst als sich die Reutberger ihrer Traditionen besannen, ging es wieder bergauf.

Der Josefi-Bock ist Teil dieser Tradition, die wieder hochgehalten wird. Braumeister Michael Pichler hat 1020 Hektoliter von dem Starkbier gebraut, von kommendem Montag an wird es ausgeliefert. Und so ist an diesem Montagabend im Bräustüberl wieder ein Anlass für die Vorstandsmitglieder der Genossenschaft, für den Geschäftsführer der Brauerei Stephan Höpfl und den Sachsenkamer Bürgermeister Johann Schneil zusammenzukommen, um die "Josefi-Bock-Saison" mit einer kleinen Zeremonie zu eröffnen.

"Sehr gut, sehr süffig", lobt die Reutberger Bierkönigin Barbara Bernwieser, 26, das Bier mit dem Krug in der Hand. "Einfach süffig und gut", sagt Braumeister Pichler und ergänzt: "Da kann man nicht mehr sagen."

Natürlich würde im Bräustüberl niemand etwas auf das Bier kommen lassen, das mit einer Stammwürze von 17,8 Prozent und 6,9 Prozent Alkohol in den Kesseln der Brauerei am Reutberg gebraut und im Betrieb der Brauerei in Aying in Flaschen abgefüllt wurde. Unter anderem wird es am Höhepunkt des Reutberger Jahres auf dem Josefifest der Brauerei ausgeschenkt das vom 18. bis 27. März am Fuß des Klosterbergs gefeiert wird. Dort kommen am 23. März auch die Genossenschaftsmitlieder zusammen, um auf der Generalversammlung zu hören, wie es um ihre Brauerei steht.

Adolf Förg, 75, hat deren Wiederauferstehung erlebt. Der Sachsenkamer fing 1952 als Lehrbub in dem Betrieb an, wurde Brauer, war später für den Fuhrpark zuständig und arbeitete praktisch in allen Bereichen der Brauerei. Heute ist er Dritter Vorstand der Genossenschaft und erzählt mit Genugtuung, wie nach der Krise 1987 die Kehrtwende geschafft wurde. Damals taten sich Anhänger der Brauerei zusammen, gründeten den Freundeskreis "Rettet den Reutberg" und verhinderten, dass die seit dem Jahr 1924 als Genossenschaft existierende Brauerei mit dem Holzkirchner Oberbräu fusionierte. Man machte sich auf, um neue Mitglieder zu gewinnen.

Im Jahr 1988 wurde laut Förg auch der Josefi-Bock wieder angesetzt, und das Josefifest rund um den bis 1969 in Bayern als offiziellen Feiertag begangenen Josefstag am 19. März fand wieder statt. "Irgendwie muss der Reutberg wieder einen Namen bekommen", ruft Förg seine Gedanken von damals in Erinnerung.

Die Wiederbelebung gelang. Heute ist die Klosterbrauerei eine von drei selbständigen Genossenschaftsbrauereien in Oberbayern. Sieben eigene Lkw transportieren das Bier bis nach München. Rund 2000 der 5100 Genossen kämen aus München, sagt Höpfl. 18000 Hektoliter würden von 17 Mitarbeitern im Jahr produziert und ausgeliefert. Sechs Biersorten würden das ganze Jahr über produziert.

Ein großer Erfolg war die Biersorte "Kloster-Hell". Nach der Einführung konnte Höpfl auf der Generalverammlung 2009 einen 23-prozentigen Zuwachs verkünden. So etwas gab es seither nicht wieder. Expansion ist nun im kleinen Stil geplant. Demnächst soll es das dunkle Weißbier, die Daisenberger Weiße, in Flaschen geben. Noch wird das nach Pfarrer Alois Daisenberger, dem Gründer der Genossenschaft im Jahr 1924 benannte Bier, nur in Gaststätten ausgeschenkt.

© SZ vom 19.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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