Reden wir über:Schwarmträge Supervölker

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Markus Gulde steht an einem Stock mit hoffentlich sanftmütigen Bienen - sonst drohen Stiche. (Foto: privat/oh)

Markus Gulde, Leiter des Bienenköniginnen-Zuchtkurses im Imkerverein Geretsried, erklärt, wie Bienenzucht erfolgreich wird.

Interview von Lorenz Szimhardt, Geretsried

Markus Gulde ist Leiter des Bienenköniginnen-Zuchtkurses im Imkerverein Geretsried. Im Rahmen dieses Kurses bringt der 51-Jährige den Teilnehmenden etwas über die Zuchtziele und die Entwicklung der Bienenkönigin bei. Zudem zeigt er den Neu-Imkerinnen und Neu-Imkern, wie man eine Bienenmade in ein Königinnennäpfchen umlarvt, damit sie von einem zuvor vorbereiteten Pflegevolk zur Königin herangezogen wird, und wie diese später in ein Begattungskästchen umgesetzt wird. Dafür braucht es neben großem Bienen-Wissen auch eine ruhige Hand und ein gutes Auge.

SZ: Herr Gulde, wie oft wurden Sie schon von Bienen gestochen?

Markus Gulde: Also, wenn ich alles zusammenrechne bestimmt schon mehr als 500 Mal.

Wieso arbeiten Sie trotzdem gerne mit Bienen?

Weil mir die Bienenstiche mittlerweile nichts mehr ausmachen. In einem gewissen Sinne sind die Stiche sogar gesund, weil Bienengift vor rheumatischen Erkrankungen schützt.

Sind Sie ein Royalist oder wieso konzentrieren Sie sich bei der Zucht auf die Königinnen?

Die Königinnen sind die Mütter aller Arbeitsbienen und von der Genetik der Königin hängt ab, welche genetische Ausstattung ihre Nachkommen, also die Arbeitsbienen, haben und wie leistungsfähig diese sind. Alle Arbeitsbienen in einem Bienenstock tragen zur Hälfte die Gene der Königin und zur Hälfte die Gene der Drohnen, mit denen sich die Königin gepaart hat. Die Königin ist auch die einzige Biene im Stock, die Nachkommen hervorbringen kann. Deswegen ist sie so wichtig.

Was ist für eine erfolgreiche Königinnenzucht wichtig?

Bei der Zucht ist vor allem eine größere Anzahl von Bienenvölkern wichtig, die man nach ihrer Leistungsfähigkeit bewerten kann. Die Bienen der besten Völker sind sanftmütig, krankheitsresistent, winterfest, schwarmträge und haben eine hohe Honigleistung. Schwarmträge bedeutet, dass die Völker nur selten schwärmen und so ihre Leistungsfähigkeit erhalten bleibt. Zudem sollten die Bienen wabenstet sein, das heißt, dass sie bei der Entnahme der Waben nicht gleich wegfliegen. Ein Bienenvolk, das alle diese Eigenschaften in sich vereint, nennt man ein wenig hochgestochen Supervolk. Ein solches Volk zu züchten ist das Ziel, auf das der Imker hinarbeitet. Es tatsächlich zu erreichen, das ist allerdings sehr schwierig. Von den Königinnen der besten Völker, die so viele Eigenschaften eines Supervolkes wie möglich erfüllen, kann man dann nachziehen. So erhöht man die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Nachkommen dieser Königin wieder leistungsfähig sind.

Im Jahr 2019 gab es das Volksbegehren "Rettet die Bienen". Haben Sie seitdem Veränderungen in der Imkerei bemerkt?

Das Interesse an Bienen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Mitte der 1990er-Jahre hat es so ausgeschaut, als würde die Imkerei langsam aussterben. Damals haben das größtenteils nur noch alte Leute betrieben. Aber ab Anfang der 2000er-Jahre hat es dann wieder einen Aufschwung gegeben und auch heute kommen wieder mehr junge Leute dazu. Das Volksbegehren hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Anfängerkurse bei uns im Imkerverein Geretsried wieder voll sind. Es besteht sogar mehr Nachfrage, als Plätze zur Verfügung stehen. Das ist aber nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Imkervereinen so.

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