Fasching im Loisachtal:Auf zu neuen Höhen

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Der Bichler Faschingszug hat unter anderem den Freizeitdruck in den Bergen aufs Korn genommen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In Bichl schlängelt sich ein Gaudiwurm durch die Gemeinde und spießt Lokales wie Überregionales auf. Hunderte säumen teils fantasievoll kostümiert die Straßen.

Von Arnold Zimprich, Bichl

Gut, die Rahmenbedingungen hätten bis zu einem gewissen Grad besser sein können. Aber die Narren im Süden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen lassen sich natürlich nicht aufhalten, schon gar nicht von kaltem Wetter. Schließlich bieten Lokalpolitik, überregionale Entscheider und globale Lenker jede Menge Steilvorlagen für diverse Schlenker - ins Satirische. Und manchmal ist es einfach ein allgemeiner Seitenhieb, der da in teils wochenlanger Vorbereitung unbedingt als Spruch oder visueller Gag unters Volk gebracht werden soll. So schlängelte sich am Sonntag in Bichl wieder ein großer Faschingszug durch die Straßen, vorbei an zahlreichem, oft fantasiereich und aufwendig kostümiertem Publikum.

Beste Stimmung trotz Kälte und Regen in Bichl. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Political Correctness war dabei nicht immer im Fokus, etwa, wenn in Bichl ein "Pozilist" mit Schweineohren dargestellt wurde - selbstverständlich "aus eigener Züchtung". Mehrfach thematisiert wurde zudem das Stadt-Land-Gefälle: "Ist das Stadtkind noch so doof, g'scheid wird's auf dem Bauernhof!" In diesem Fall ging es um den geplanten Bauernhofkindergarten "Füllersrieder Heuhupfer". Auf Spielzeugtraktoren sitzende Kinder aus der Familie "Aggro Agrar" forderten Knete - "für Papa auch", sowie "Süßigkeiten für alle". Die Kleinen setzen sich außerdem für eine Streichung der Hausaufgaben ein. Und ein Steinbock der Benediktenwand warnte "seine Mädels" vor "Schweizer Sextouristen" - eine Anspielung auf die Umsiedelungsaktion.

Auch die Umsiedelung von Steinböcken aus der Schweiz an die Benediktenwand war Thema. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Überhaupt, die Berge: insbesondere der Freizeitdruck und der Übertourismus wurden aufs Korn genommen, teils mit äußerst aufwendig gestalteten Wagen, darunter einem, der den Ansturm auf den Gipfel der Zuspitze darstellte.

Eines schien die Bichler zudem ganz besonders zu bewegen: ihre Bahnverbindung. Aber die "Kochesääbahn is ned im Stress, is jetz nur no Wiesnexpress", haben die Bichler erkannt. Und auch die neue Oberleitung "is ned dumm, da kimmt ma jetz mit da Flying-Fox von Bichl nach Kochel rum."

Die Kochelseebahn bewegt die Bichler. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Bürgermeister der Nachbarkommune sammelte derweil "Almosen für die Geldlosen", also die Penzberger ein, und auch Berlin blieb nicht verschont: "Was kann das sein? Löwe oder Schwein?" fragte ein Schild.

Berlin wollte einen Löwen jagen, der sich als Wildschwein entpuppte. Eine Steilvorlage für den Bichler Gaudiwurm. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eines war am Ende klar: Das Themen-Füllhorn der Bichler war heuer so prallvoll, dass sie auch 50 statt der geschätzt 25 Wagen hätten bespielen können.

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