Wolfratshausen:Tagespsychiatrie wird gebaut - und der Prachtbaum wohl gefällt

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An der Stelle, wo die psychiatrische Tagesklinik entstehen soll, steht derzeit noch eine mächtige Baumhasel. Um den Baum zu retten, kämpft eine Bürgerinitiative in Wolfratshausen gegen den geplanten Standort. Laut den Bauherren gibt es allerdings keine Alternative. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nachdem der Investor für ein Ärztehaus im Klinikpark abgesprungen ist, wollen die Lech-Mangfall-Kliniken dort eine Ambulanz in Eigenregie errichten.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Die Kliniken des Bezirks Oberbayern (KBO) wollen eine psychiatrische Tagesklinik im Park der Wolfratshauser Kreisklinik bauen. Das bestätigt Gerald Niedermeier, Geschäftsführer der Lech-Mangfall-Kliniken, eines Tochterunternehmens der KBO, auf Nachfrage der SZ. Nachdem im Oktober des vergangenen Jahres die Münchner Schütz-Gruppe als Investor für ein Ärztehaus im Klinikpark nach öffentlicher Kritik an dem Plan abgesprungen war, ist nun die KBO ist entschlossen, zu übernehmen. "Die Auflösung des Erbpachtvertrages zwischen Landkreis und Schütz-Gruppe war für uns die große Chance, dass wir das Projekt selbst in die Hand nehmen. Jetzt können wir als Bauherren auftreten und sind nicht länger Mieter", sagt Niedermeier.

Ein neuer Erbpachtvertrag, diesmal zwischen Landkreis und KBO, sei inzwischen ausformuliert und werde voraussichtlich in den kommenden vier bis acht Wochen unterzeichnet. Es fehlt laut Niedermeier lediglich ein Placet des Kreistages. Nach wie vor mit an Bord als Partner seien die Betreiber einer privaten Intensivpflegestation für dauerbeatmete Patienten. "Aber wir bauen unsere Tagesklinik auf jeden Fall, auch wenn der Partner abspringen sollte, wovon wir aber nicht ausgehen", sagt Niedermeier.

Dass insbesondere mit dem Standort Wolfratshausen eine geografische Lücke in der Versorgung psychisch kranker Menschen geschlossen werden muss, ist Niedermeier zufolge längst durch ein Bedarfsfeststellungsverfahren beim bayerischen Gesundheitsministerium belegt. Derzeit müssen die Patienten noch weite Wege auf sich nehmen, um behandelt zu werden. Die nächste psychiatrische Akut-Klinik liegt in Agatharied im Landkreis Miesbach. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es bislang kein Krankenhaus oder eine Abteilung in einem Krankenhaus, in dem Menschen mit psychischen Krankheiten teilstationär betreut und therapiert werden können. Für die KBO ist es also ein überfälliger Schritt, in Wolfratshausen eine Tagesklinik zu etablieren, die Platz für bis zu 20 Patienten bieten soll.

Laut Niedermeier geht es in Kürze, also nach der Vertragsunterzeichnung, bereits um die "finale Abstimmung", nämlich die Frage, wie das Gebäude im Park der Klinik aussehen soll. Dazu will die KBO einen Architektenwettbewerb ausloben. Dieser sowie ein Förderantrag bei der Regierung von Oberbayern sollen heuer noch abgeschlossen werden, so dass im Frühjahr 2018 mit dem Bau begonnen werden kann. Niedermeier rechnet mit etwa eineinhalb Jahren Bauzeit. "In der zweiten Hälfte 2019 wollen wir eröffnen", so der Plan.

Doch der Standort ist umstritten. Gegen die Pläne der Schütz-Gruppe, an selber Stelle ein Gesundheitszentrum zu errichten und Räume an die Tagesklinik, die Betreiber der Beatmungsstation sowie an Ärzte zu vermieten, hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet. Sie stemmt sich gegen eine Fällung der mächtigen Baumhasel im Klinikpark, die dem Neubau weichen müsste. Das kommunale Krankenhaus hat auf seinem Gelände zwar noch rund 650 Quadratmeter Grünfläche, aber dort befindet sich der Hubschrauber-Landeplatz. Mit den nun konkretisierten Plänen der KBO dürfte das Ende des alten Baumes näher rücken. Niedermeier selbst befürchtet, dass es "sehr, sehr schwer werden wird, die Baumhasel zu erhalten". Der Baum stehe nun mal im Weg, sowohl für den Hubschrauber als auch für das geplante Gebäude. "Wenn es irgendeine Möglichkeit geben sollte, zum Beispiel einen Teil der Baumhasel in den Gebäudekomplex zu integrieren, dann werden wir das versuchen", sagt der Geschäftsführer. Allerdings, gibt er zu, sehe er dafür zum gegenwärtigen Zeitpunkt "nur sehr geringe Chancen".

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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