Reden wir über:Meckernde Helfer

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Bernd Lang, ökologischer Trassenmanager bei Bayernwerk Netz (Foto: Bayernwerk/oh)

An die 30 Ziegen werden von Mai an in der Pupplinger Au Büsche und Gräser kurz halten. Das dient dem ökologischen Trassenmanagement. Bernd Lang erklärt, was es damit auf sich hat.

Interview von Nina Pia Becker, Wolfratshausen

Von Mai an weiden Ziegen unter der Hochspannungsleitung in der Pupplinger Au. Damit will der Strombetreiber Bayernwerk Netz den Pflanzenwuchs unter der Leitung regulieren und eine sichere Energieversorgung gewährleisten. Der Netzbetreiber kooperiert bei diesem sogenannten ökologischen Trassenmanagement mit einem lokalen Ziegenhalter. Die etwa 30 Burenziegen sollen Gräser und Büsche fressen und dadurch die Trasse freihalten. Bernd Lang ist der verantwortliche Trassenmanager bei Bayernwerk Netz. Sein Ziel ist es, den Maschineneinsatz unter der Stromleitung möglichst zu ersetzen und stattdessen auf eine Beweidung mit Tieren zu setzen. Neben dem Schutz der Leitungen soll das auch der Artenvielfalt in der Pupplinger Au dienen.

SZ: Herr Lang, bisher kennt man Kühe in der Pupplinger Au, warum setzen Sie beim Management der Hochspannungstrassen auf Ziegen?

Bernd Lang: Ziegen passen am besten auf die Fläche. Im vorgesehenen Bereich in der Pupplinger Au wächst ein undurchdringliches Gestrüpp von Schlehen. Um den Bewuchs kurz zu halten, sind Ziegen die bessere Option. Denn eine Kuh frisst zwar Gras, würde sich aber nicht von Gebüschen und Gehölzen ernähren. Außerdem schälen die Burenziegen die Rinde von Kiefern und Fichten und dämmen diese dadurch ein.

Ziegen sind Kletterkünstler. Haben Sie Sorge, dass sie Masten oder andere wichtige Infrastruktur erklimmen könnten?

Ziegen sind immer neugierig, aber die engen, steilen Streben eines Masten werden die Tiere nicht hochsteigen. Wir haben die Erfahrung, dass die Kletterkunst der Tiere kein Problem sein wird. Der aufgestellte Elektrozaun kann von den Ziegen auch nicht überwunden werden.

Was sollen die Ziegen in der Pupplinger Au denn abknabbern - und was lieber nicht?

Die Ziegen dürfen alles auf der Fläche fressen. Es wachsen dort hauptsächlich Fichten, Kiefern und natürlich die Schlehenbüsche. Der gesamte Bewuchs soll frühzeitig so kurz gehalten werden, dass die Pflanzen in Zukunft ausreichend Abstand zu den Stromleitungen behalten. Durch den Einsatz der Tiere entstehen offene Flächen, die eine Habitatverbesserung etwa für Reptilien darstellen. Seltene Pflanzen, wie bestimmte Orchideenarten, der gelbe Frauenschuh, das breitblättrige Laserkraut, Ochsenkerzen oder der Schwalbenenzian können sich durch die Beweidung erholen, regenerieren und vermehrt auftreten. Ohne das ökologische Trassenmanagement würden Fichten oder Kiefern den Bestand dominieren.

Die Pupplinger Au ist ein beliebtes Ausflugsziel. Können Besucher die Ziegen streicheln und füttern oder wäre das kontraproduktiv?

Fremde Tiere zu füttern ist wie immer und überall untersagt. Streicheln wird eher schwierig sein, denn die Tiere sind meistens scheu. Ich nehme an, dass sich die Ziegen nicht so gerne nah am Zaun aufhalten werden. Spaziergänger dürfen die Tiere natürlich von den Wegen aus beobachten und fotografieren, aber mehr bitte nicht.

Wie lange werden die Tiere dort bleiben?

Ich schätze, bis in den Spätherbst, das hängt immer von der Witterung ab. Aber auf jeden Fall bis September oder Oktober, eventuell auch bis November. Spätestens im Winter werden die Ziegen bis zu ihrem nächsten Einsatz im Frühjahr wieder zurück in den Stall gebracht.

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