Bergsport in Corona-Zeiten:Bergjause auf die Hand

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Auf der lange geschlossenen Bayernhütte am Brauneck bieten neue Pächter Essen und Getränke für Skitourengeher und Winterwanderer zum Mitnehmen an.

Von Benjamin Engel, Lenggries

Unglücklicher hätte es kaum beginnen können: Die acht Jahre lang geschlossene Bayernhütte am Brauneck konnte erst im Vorjahr wieder öffnen. Darüber konnten sich die neuen Pächter aber nur sehr kurz freuen. Lediglich zwei Tage lang konnten sie zu Beginn der bayerischen Herbstferien Gäste bewirten. Dann mussten Michael Geyer und seine Frau Natascha Fruscella-Geyer schon wieder zusperren. Der Freistaat hatte die Pandemie-Beschränkungen für die Gastronomie verschärft.

Geschlossen bleiben muss der Ski- und Hüttenbetrieb auf dem Brauneck wie in ganz Bayern bislang auch im Winter. Einfach still halten, das wollten der 49-Jährige und seine 47-jährige Frau nicht. Sie bieten deshalb Getränke und Essen am Berg zum Mitnehmen an. "Solange wir das dürfen, behalten wir das bei", sagt er.

Ende Dezember habe er damit angefangen, täglich zwischen 9 und 16 Uhr zu öffnen, schildert er - und das bei jedem Wetter. Nur am vergangenen Montag bremste ihn Schneebruch auf dem Zufahrtsweg aus dem Tal aus. "Was sollen wir uns unterkriegen lassen", sagt Geyer. "Wenn man selbständig ist, muss man jeden Tag kämpfen."

Dass das Paar rührig ist, zeigen auch ihre vielen Einträge auf der Facebook-Seite und dem Blog der Bayernhütte. Unter Skitourengehern und Winterwanderern hat sich ihr Service am Lenggrieser Hausberg jedenfalls schon herumgesprochen. An schönen Tagen kämen einige und freuten sich, am Berg eine Brotzeit zu bekommen, sagt Geyer. Beliebt seien etwa der Kaiserschmarrn oder die Schweinsbratensemmel zum Mitnehmen. Sogar kontaktlos mit dem Handy könnten die Gäste bei ihnen zahlen und ließen sich vielfach einfach im Schnee nieder, um zu essen und zu trinken.

Ob sich das Angebot auf die Hand rechnet, möchte sich Geyer gar nicht erst fragen. In München führt er seit 1998 das Mini-Hofbräuhaus im Englischen Garten. Mit seiner Frau hat er den Kiosk mit gemütlichem Außengarten zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Vor allem Hundebesitzer kehren nach einem Spaziergang gerne ein. 365 Tage im Jahr mache er normalerweise auf, sagt Geyer. So habe er das auch bei der Bayernhütte am Brauneck halten wollen.

Die Entwicklung der geschichtsträchtigen Hütte hatten Michael Geyer und Natascha Fruscella-Geyer lange beobachtet. 1929 hatte der bayerische Verkehrsbeamtenverein die Bayernhütte als Erholungsheim für seine Mitglieder errichtet und für die Bewirtung von Gästen geöffnet. Seit Sommer 2012 jedoch war der Betrieb geschlossen.

Erst hatte der langjährige Pächter aus Altersgründen aufgehört. Als der Eigentümer-Verein daraufhin das Gebäude verkaufen wollte, platzte das Geschäft zunächst. Eine Grunddienstbarkeit wurde bekannt, wonach der Betrieb als öffentliche Gaststätte eigentlich nie zulässig war. Dem damaligen Mitinhaber der Münchner Augustiner-Brauerei, Jannik Inselkammer, gelang es zwar, das im Gespräch mit den Grundnachbarn auszuräumen und die Hütte zu kaufen. 2014 starb er jedoch bei einem Skiunfall in Kanada. Schließlich erwarb die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung die Bayernhütte und begann zu sanieren. Die Stiftung hält die Mehrheit Augustiner-Bräu Wagner KG und fördert Projekte in den Bereichen Tradition, Brauchtum, Heimatgedanke, Denkmalschutz, Kunst oder Kultur.

Direkt am Fuße des Seufzerwegs, der vom Tal auf das Brauneck Richtung Bayernhütte führt, wohnt das Ehepaar Geyer. Im Ort sei natürlich über das Haus am Berg und die Sanierung gesprochen worden, sagt Geyer. Es sei nahe gelegen, sich als Pächter zu bewerben. "Wir haben ein zweites Standbein gesucht", sagt er. Dass es geklappt hat, freut ihn. Zudem sei er dankbar, dass ihn die Stiftung unterstütze.

Mit einem geländegängigen Fahrzeug samt Kühlmöglichkeit bringen Geyers derzeit täglich Lebensmittel und Getränke hoch zur Hütte. Einen seiner sieben festangestellten Mitarbeiter nehme er immer mit zur Bayernhütte. Trotz aller Widrigkeiten bleibt er optimistisch. "Das ist für uns alle nicht leicht", sagt er. "Aber irgendwie müssen wir da durch."

© SZ vom 25.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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