Kloster Benediktbeuern:Versteckte Botschaften

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Bei Petrus beginnt das "Credo in deum" in der Klosterbasilika. Die weiteren Teile sind laut Heribert Muser so angeordnet, dass sie sich "nur einem Engel oder Geist" erschließen, der sich im Zickzack-Flug durch das Kirchenschiff bewegt. (Foto: Klaus Eder/oh)

Der Benediktbeurer Historiker Heribert Muser widmet sich in einem kleinen Band den zwölf Aposteln in der Basilika.

Von Arnold Zimprich, Benediktbeuern

Hoch oben in der Benediktbeurer Klosterbasilika, noch über dem Kreuzgesims, stehen die zwölf Apostel, "dem irdischen Bereich entzogen", wie Heribert Muser in seinem Bändchen "Das Benediktbeurer Credo" schreibt. Gestaltet wurden sie von einem anonymen "Apostelmeister", wie bereits der Benediktbeurer Kunsthistoriker und Pater Leo Weber einst konstatierte. Die Figuren sind in Nischen unterhalb der Deckengemälde Georg Asams untergebracht und werden von Putti flankiert. Dass sie höchst interessante Botschafter sind, hat Muser durch intensive Forschungen herausgefunden. Die Ergebnisse hat er nun bei einem Vortrag im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern vorgestellt.

Für Kirchenbesucher, die sich nicht wie Muser auf die Hilfsbereitschaft eines Mesners verlassen und so in die höheren Bereiche des Kirchenschiffs emporsteigen können, bleiben die Botschaften der Apostel kaum entzifferbar - zu klein sind die Textfragmente, die von Putti mal auf Schriftrollen, mal in aufgeklappten Büchern präsentiert werden. "Ich selbst entdecke immer noch weitere Aspekte", freut sich der Experte, "ich bin immer noch nicht fertig."

Heribert Muser bei seinem Vortrag im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Muser leitete länger als ein Vierteljahrhundert das Kempfenhauser Gymnasium. Er wohnt in Benediktbeuern und hatte ein enges Verhältnis zu Pater Leo Weber. "Wir führten fruchtbare Gespräche." Weber war es dann auch, der Muser zum Verfassen seines Büchleins inspirierte, in dem der Pädagoge die Botschaft der zwölf Apostel analysiert. Das Büchlein ist Weber gewidmet. Eine "Puzzle- und Fotoarbeit" sei es gewesen, sagt Muser, der weder Kunsthistoriker noch Theologe ist. Umso bemerkenswerter ist, welche Details er zu Tage gefördert hat.

Unterstützt wurde er von dem Lenggrieser Fotografen Klaus Eder, der ihm half, die Textfragmente zu dechiffrieren - "eine mühevolle, aber unvermeidliche Retuschierarbeit". Schnell wurde deutlich, dass es Teile des Apostolicums sind, also des apostolischen Glaubensbekenntnisses. "In der römisch-katholischen Liturgie wird es an Sonn- und Feiertagen in der heiligen Messe nach der Predigt gesungen", erklärt Muser. Mit seinen knapp formulierten Artikeln sei es inzwischen häufiger in Gebrauch als das weitschweifige, sich gegen Irrlehren absichernde Nicäno-Konstantinopolitanische Symbolum (großes Credo).

Bei Jakobus dem Älteren wurde die Inschrift von einem unkundigen Restaurator namens Doll mit teils undeutbaren Schriftzeichen und der Ergänzung "reov. MDCCLXXXVIII F. Doll" übermalt. (Foto: Klaus Eder/oh)

Das Bekenntnis wird von den Aposteln indes nicht linear, sondern im Zickzack präsentiert. Es beginnt bei Petrus und endet bei dem "nicht ganz voll angesehenen Matthias". So ist unter Kirchengelehrten umstritten, ob Matthias oder Paulus von Tarsus der von Gott vorgesehene zwölfte Apostel war. Die kuriose Anordnung erschließe sich "nur einem Engel oder Geist", der sich im Zickzack-Flug durch das Kirchenschiff bewege, so dass sich die richtige Abfolge ergebe, erörtert Muser.

Welche Geheimnisse birgt das Kloster noch?

Dass die Klosterkirche bereits Ende des 18. Jahrhunderts renoviert wurde, ist unumstritten - und auch, dass der Wessobrunner Freskant Franz Edmund Doll, anstatt die Originalschrift zu restaurieren, diese teils überpinselt und sich gar noch selbst verewigt hat. Muser mutmaßt, dass sich hundert Jahre nach dem Bau der Kirche "nicht nur dem biederen Handwerker Doll der Sinn des zu restaurierenden Gesamtwerks nicht mehr erschloss", sondern das dies womöglich auch für seinen Meister Thassilo Zöpf und die klösterlichen Auftraggeber zutraf.

Angesichts der Muserschen Erkenntnisse fragt man sich, welche Geheimnisse im Benediktbeurer Kloster noch der Entdeckung harren. So wusste bis dato nicht einmal der Klosterpater und ZUK-Mitgründer Karl Geißinger, der sich im Kloster auskennt wie wenig andere, von der Botschaft der Apostel.

Weitere Informationen zum Bändchen "Das Benediktbeurer Credo" gibt es bei Martin Blösl vom Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern unter martin.bloesl@zuk-bb.de

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