Bahn:In einem Zug von München nach Kochel

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Die Eisenbahngesellschaft verspricht eine direkte Verbindung ab 2013 nach Kochel - doch die Bürgermeister im Südlandkreis zweifeln weiter.

Ingrid Hügenell

Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 soll es eine direkte Zugverbindung zwischen München und Kochel am See geben. Das lästige Umsteigen in Tutzing könnte durch den Einsatz neuer Züge der "Talent"-Reihe und einen Umbau des Tutzinger Bahnhofs entfallen. Dies hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) jüngst in München mitgeteilt.

Ab 2013 soll es eine direkte Zugverbindung zwischen München und Kochel am See geben. (Archiv) (Foto: Manfred Neubauer)

Georg Rauchenberger traut diesen Versprechungen allerdings nicht so recht. "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glauben", zitiert der Benediktbeurer Bürgermeister aus Goethes "Faust'. Denn von der Bahn sei er bisher selten positiv überrascht worden. Rauchenbergers Misstrauen ist, ebenso wie das seines Kochler Kollegen Thomas Holz, kürzlich bei dem Besuch in München geweckt worden. Die Bürgermeister der Orte, die an den Bahnstrecken von Kochel und Mittenwald nach München liegen, waren von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft eingeladen worden und bekamen dort die neuen Talent-Züge präsentiert. Diese sollen in Tutzing einfach zusammengekoppelt oder getrennt werden können.

Bisher müssen Reisende in Tutzing umsteigen, dabei den Bahnsteig wechseln - dazu und vor allem Treppe steigen. Denn der Tutzinger Bahnhof ist nicht barrierefrei ausgebaut. Das ist für alte Menschen, solche mit kleinen Kindern oder mit viel Gepäck beschwerlich, zumal zum Umsteigen oftmals nur etwa fünf Minuten bleiben.

Seit Jahren fordern die Bürgermeister der Orte an der Strecke in Übereinstimmung mit dem Fahrgastverband Pro Bahn, dass sich daran etwas ändert. Die BEG hat nun angekündigt, bis Ende 2013 Abhilfe zu schaffen. Dazu müssten in Tutzing die Bahnsteigkanten abgesenkt und die Unterführung zum Mittelbahnsteig barrierefrei gestaltet werden. Doch versprechen mochte Fritz Czeschka, Geschäftsführer der BEG, den Bürgermeistern bei ihrem Termin in München nichts. Eher nebenbei hätten sie erfahren, dass das mit dem Umbau auch nicht klappen könnte, sagt Rauchenberger.

Denn die BEG bestellt die Leistungen nur. Für den tatsächlichen Umbau ist die "DB Station & Service" zuständig. Weil aber nicht definitiv feststeht, dass der Umbau bis Dezember 2013 fertig wird, zweifeln die betroffenen Bürgermeister weiterhin daran, dass die Reise tatsächlich einmal ohne Umsteigen von München bis Kochel führt. Denn vor acht Jahren konnte man schon einmal für kurze Zeit immerhin am gleichen Bahnsteig umsteigen. Wie Rauchenberger sich erinnert, gab es dann aber Probleme mit dem Fahrplan, und nach einem halben Jahr sei das wieder passé gewesen. "Aus Sicht der BEG ist das vielleicht nur ein kleines Fragezeichen, aber für uns ist es ein großes", sagt Rauchenberger deshalb über den Umbau. "Wir werden nicht müde, die Verbesserung weiterhin zu fordern, weil die schönen Züge nichts helfen, wenn man am Bahnhof nicht trennen kann", bekräftigt Holz

Die BEG teilt auf Anfrage mit, der Ausbau in Tutzing sei wegen der Umsteigefunktion des Bahnhofs "besonders vorrangig". Das Projekt liege im Zeitplan.

© SZ vom 24.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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