Bad Tölzer Fußgängerzone:Radler dürfen auf die Marktstraße

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Stadträte beschließen überraschend den Probebetrieb für Fahrradfahrer in der Fußgängerzone. Die Polizei erwartet keine größeren Probleme.

Klaus Schieder

Die Empfehlung der Verkehrskommission kommt völlig überraschend: Das Fahrradfahren in der Tölzer Marktstraße soll künftig erlaubt sein - in beiden Richtungen und ohne zeitliche Beschränkung. Dies hatte der Stadtrat bisher strikt abgelehnt. Doch bei der Zusammenkunft der Kommission, der neben Stadträten auch Vertreter der Polizei, der Stadtverwaltung, des Landratsamtes und des Straßenbauamtes angehören, fiel der Widerstand am Mittwoch in sich zusammen. Mit sieben zu zwei Stimmen votierte das Gremium für einen Probebetrieb, der bis zum 1. November laufen soll. Der Bau- und Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats hatte in seiner Sitzung am Donnerstagabend gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden.

Auch Karl Drexl (CSU) fügte sich der Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr, die er stets deutlich kritisiert hatte. Er apostrophierte sich denn auch als den "personifizierten FC Bayern" des Stadtrats, da er beim Treffen der Verkehrskommission "dermaßen sauber verloren" habe. Aber selbst er sage nun, "okay, täten wir's probieren". Der Gesinnungswandel in der Kommission liegt für ihn auch an der guten Grundlagenarbeit der Grünen, die im Rahmen ihres Tölzer Radewegekonzepts zumindest eine Freigabe der Marktstraße für Radler während des Lieferverkehrs verlangt hatten. "Man hat eine kleine Lösung gefordert und eine große Lösung gekriegt", räsonierte Drexl. Darüber hinaus dürfen Radler künftig die obere Marktstraße und die Hindenburgstraße probeweise entgegen der Einbahnrichtung befahren. Eine eigene Spur gibt es dort nicht.

Für Margot Kirste (FWG) wird damit nur "legalisiert, was eh' schon gemacht wird". Sie müsse nun selbst nicht mehr mit schlechten Gewissen durch die Fußgängerzone radeln. Auch Josef Gerg (CSU) plädierte für einen Probebetrieb, um Erfahrungen zusammeln und dann einen endgültigen Beschluss zu fassen. Drexl rief die Radfahrer zur Vorsicht auf: "Aber bitte mit Hirn, aber bitte mit Rücksicht." Werde ein Kind überfahren, dann heiße es gleich, "da ist wieder der Drexl schuld, da ist wieder der Stadtrat schuld." Dem entgegnete Stadtrat Franz Mayer-Schwendner (Grüne) etwas süffisant, dass es einen Toten ja schon gebe. "Du hast doch immer gesagt: Nur über meine Leiche", sagte er zu Drexl.

Die Polizei sieht keine großen Probleme auf sich zukommen. Der stellvertretende Leiter der Tölzer Inspektion Josef Mayr hält einen Fahrradverkehr in der Fußgängerzone für eine Touristenstadt sogar "nicht für verkehrt". Zumal die Gesetzeshüter mit jenen, die bislang sozusagen illegal radelten, wenig Schwierigkeiten hatten. Allerdings gelten Mayr zufolge für Radler die gleichen Vorschriften wie für die Lieferanten am Morgen: Sie dürfen nur im Schritttempo unterwegs sein. Ob dies überwachbar sei, stehe auf einem anderen Blatt, so Mayr. Radeln in der Marktstraße sollte aber "bei gesunder Vorsicht" praktikabel sein. Gottfried Krapp, Mitglied im Kreisvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), sagt, es werde erlaubt, was sich bisher nicht habe verhindern lassen. Radspuren seien bei dem dichten Treiben auf der Marktstraße nicht sinnvoll. Ausdrücklich begrüße er, dass in der oberen Marktstraße die Einbahnstraße für Radler in beide Richtung befahrbar werde.

Bevor der Probebetrieb beginnen kann, muss die Stadt erst die notwendigen Verkehrsschilder bestellen. Deshalb sei man auch gleich mit dem Thema in den Bauausschuss gegangen, erklärte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. "Es ist relativ eilbedürftig."

© SZ vom 26.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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