Bad Tölz:Zweifel am Immobilientausch

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Die Stadt will die Franzmühle von der Pfarrei Maria Himmelfahrt erwerben. Bürgermeister Josef Janker sieht dort "großes Potenzial". (Foto: Manfred Neubauer)

Der geplante Tausch von Madlschule, Franzmühle und Kloster entzweit die Politik in Bad Tölz. Bei den Freien Wählern ärgern sich die Kulturschaffenden, weil der Bürgermeister nicht mit ihnen gesprochen hat.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Erzdiözese übernimmt das Klostergebäude neben der Franziskanerkirche von der Stadt, die dafür das Pfarrheim Franzmühle bekommt und das Kulturhaus Alte Madlschule an die katholische Pfarrgemeinde abgibt: Der umstrittene Ringtausch dieser Immobilien, den Bürgermeister Josef Janker (CSU) und die Stadtverwaltung ins Gespräch gebracht haben, entzweit die Stadträte.

Dies wurde jüngst in der Mitgliederversammlung der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) deutlich. Im Kern gehe es ja nur um den Tausch von Kloster und Franzmühle, "die Madlschule ist da eher außen vor", beschwichtigte Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann. Dagegen fragte der ehemalige Stadtrat Ralph Munkert, warum die Stadt das Kloster abgeben sollte, das sie mit viel Aufwand renoviert und zu einem "sozialen Kompetenzzentrum" entwickelt habe.

Als Tobias Fuhrmann, Gründungsmitglied der Theatergruppe "Komische Gesellschaft", am Ende ein Stimmungsbild von der FWG verlangte, ob die Madlschule als Kulturhaus erhalten bleiben solle, hob nur etwa die Hälfte der rund 30 Anwesenden die Hand.

Das Gedankenspiel erhitzt die Gemüter

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Noch handelt es sich bei der Immobilien-Rochade bloß um eine Idee. Die Stadt hat zunächst ein Gutachten bestellt, um den Wert der Gebäude zu ermitteln. Gleichwohl erhitzt das Gedankenspiel die Gemüter. Die "Komische Gesellschaft" und der Kulturverein "Lust" sehen das "subkulturelle Flair" in ihrem Stammsitz Madlschule in Gefahr und werfen dem Bürgermeister vor, sie in den Plan nicht eingeweiht zu haben.

Das unterstrich Susanne Pienkowski, die Mitglied in beiden Vereinen ist, bei den Freien Wählern: Gestört habe sie, "dass der Bürgermeister nicht mit uns gesprochen hat". Auch Tobias Riesch, Schriftführer der Tölzer Schützenkompanie mit dem Spielmannszug, hätte sich mehr Kommunikation gewünscht. "Wir fühlen uns ein bisschen alleine gelassen." Der Spielmannszug habe in der Madlschule einen Schulraum mit viel Aufwand akustisch für sich nutzbar gemacht, sagte Riesch. "Wir möchten nicht vergessen werden und uns auch nicht arg verschlechtern."

Der Spielmannzug der Tölzer Schützenkompanie hat sich einen Proberaum in der Alten Madlschule hergerichtet. (Foto: N/A)

Für FWG-Ortsvorsitzenden Hanspeter Mair darf man in dem Kulturhaus allerdings "nicht genau hinschauen", was den Brandschutz angeht. Stadtrat Michael Lindmair sagte, erst müsse der Wert der Gebäude ermittelt werden, danach "braucht es einen Dialog mit allen". Ähnlich äußerte sich Stadtrat Florian Rein, der noch viel Diskussionsbedarf sieht, wenn das Vorhaben konkret werden sollte.

Stadträtin Plöckl will das Gespräch mit den Kulturvereinen

Uneins ist auch die SPD. Anders als ihre Stadtratskollegen Willi Streicher und Jürgen Renner sei sie bei der Madlschule der Ansicht, "dass die Leute, die da drin sind, gut da drin sind", sagt Stadträtin Camilla Plöckl. Wichtig sei ihr, das Gespräch mit den Kulturvereinen zu suchen. "Vielleicht findet man einen Mittelweg." Übers Knie brechen sollte man jedenfalls nichts, so Plöckl.

Auch die Grünen diskutierten in ihrer Mitgliederversammlung am Mittwochabend über den möglichen Immobilien-Tausch, den Stadtrat Franz Mayer-Schwendner halb im Scherz als "Tölopoly" bezeichnet. Die Haltung der Grünen: Bevor die Stadt die kulturelle Infrastruktur in der Madlschule in Frage stelle oder gar zerstöre, sollte geklärt werden, ob die Pfarrgemeinde dieses Haus wirklich brauche.

Meyer-Schwendner verweist darauf, dass der Kirche zwischen Frauenfreithof und Schulgraben neben der Stadtpfarrkirche noch einige Räume gehörten, die seines Wissens nach leer stünden. Dort sollte man zuvörderst prüfen, ob man die Bedürfnisse an Räumen befriedigen könne.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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