Bad Tölz-Wolfratshausen:Platz vier bei der Inzidenz

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Der Landkreis hat aktuell eine der höchsten Ansteckungsquoten bundesweit.

Von Florian Zick, Bad Tölz-Wolfratshausen

In dieser Kategorie möchte man lieber nicht vorne mit dabei sein - und trotzdem: Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen belegt bei der Sieben-Tage-Inzidenz mal wieder einen Spitzenplatz in Deutschland. Nachdem das Tölzer Gesundheitsamt den Stapel mit liegen gebliebenen Corona-Fällen am Montag teilweise abgebaut und die Neuansteckungen an das Robert-Koch-Institut (RKI) weitergemeldet hatte, schoss der Inzidenzwert wie erwartet in die Höhe. Das RKI wies für den Landkreis am Dienstag einen Wert von 263,6 aus - ein vorläufiger Höchststand. Nur in drei anderen Landkreisen in Deutschland ist die Ansteckungsquote derzeit noch höher.

Die Hochinzidenzgebiete liegen allesamt in Bayern. Für den Landkreis Straubing-Bogen bezifferte das RKI die Inzidenz am Dienstag mit 281,1, für Traunstein mit 304,8 und für das Berchtesgadener Land mit 343,3 - direkt dahinter folgt Bad Tölz-Wolfratshausen auf Platz vier. Fast 90 der 579 von den Laboren bestätigten Infektionen im Landkreis waren dort am Dienstag aber noch nicht bearbeitet. Das heißt, die Kontaktpersonen waren noch nicht ermittelt, der Gesundheitszustand der Betroffenen noch nicht abgefragt - und mithin waren die Fälle auch noch nicht an das RKI übermittelt. Die tatsächliche Inzidenz im Landkreis dürfte deshalb noch einige Punkte höher liegen als der offizielle Wert von 263,6.

Warum es den Landkreis derzeit wieder so hart trifft, dafür gibt es keine wirkliche Erklärung. Im Tölzer Landratsamt führt man als Erklärungsansatz an, dass in Grenzregionen der Transitverkehr höher sei, es also dort mehr Personen gebe, die auf der Durchreise das Coronavirus einschleppen können. Zudem sei die Impfquote im Landkreis verhältnismäßig gering. In Deutschland liegt der Schnitt bei 68 Prozent, in Bayern bei 65,8 Prozent - in Bad Tölz-Wolfratshausen dagegen sind nur 56,5 Prozent durch eine Impfung geschützt. Der alleinige Faktor kann aber auch das nicht sein. In Bremen zum Beispiel liegt die Impfquote bei 80 Prozent - so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Mit einem Inzidenzwert von 58,2 gehört aber auch Bremen zu den Gebieten mit einer Inzidenz über dem früher gültigen Grenzwert von 50.

Einen richtigen Hotspot gibt es dieses Mal auch nicht. Als es im Juli bei einer Abifahrt Geretsrieder Gymnasiasten einen Corona-Ausbruch gab, schoss der Inzidentwert im Landkreis schon einmal dramatisch in die Höhe. Da hatte Bad Tölz-Wolfratshausen zeitweise sogar den höchsten Wert in der ganzen Bundesrepublik. Aber solche eingrenzbaren Infektionsherde gibt es dieses Mal nicht. Es sei eher "ein Flächenbrand" heißt es dazu aus dem Landratsamt. In der von der Einwohnerzahl recht kleinen Gemeinde Dietramszell zum Beispiel waren am Dienstag 92 Infektionen bekannt, so viele wie in keiner anderen Kommune im Landkreis. Es gibt dort aber keinen Corona-Ausbruch in einer Schule oder einem Seniorenheim. Die Ansteckungen seien allesamt bei verschiedenen privaten Zusammenkünften erfolgt, teilt das Landratsamt mit.

Im Gesundheitsamt bemüht man sich deshalb intensiv darum, die liegen gebliebenen Fälle so schnell wie möglich abzuarbeiten. Denn erst, wenn die Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt wurden, kann die Ansteckungskette unterbrochen werden.

© SZ vom 20.10.2021 / zif - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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