Kreispolitik:Konkrete Schritte zur Teilhabe

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Inklusion betrifft alle Menschen, egal in welchem Alter. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Mit einer Inklusionsstrategie möchte der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Menschen mit Behinderung mehr in das gesellschaftliche Leben einbinden.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz.Wolfratshausen

Der Kreistag Bad Tölz-Wolfratshausen hatte die Verwaltung Ende 2019 damit beauftragt, eine Inklusionsstrategie zu erstellen. Das Ziel war, unter Beachtung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, die bestehenden Teilhabemöglichkeiten sowie der Selbstbestimmung von allen Menschen mit Behinderung im gesamten Landkreis weiterzuentwickeln. Was nach viel Theorie klingt, soll Schritt für Schritt mit Leben erfüllt werden. Denn Inklusion ist erst dann erreicht, wenn alle überall mitmachen dürfen. Als erstes Schwerpunktthema wurde "inklusive Verwaltung & politische Teilhabe" festgelegt.

Maria Kistler vom Sozialamt stellte vor ein paar Tagen dem Ausschuss für soziale und kulturelle Angelegenheiten des Kreistags die Inklusionsstrategie zur Kenntnisnahme vor. Damit das Werk kein "Papiertiger" bleibt, sei nun "die Politik" gefragt, es mit Leben zu erfüllen. Schließlich müsse der Kreistag entscheiden, ob er die vorliegende Strategie mit dem Schwerpunkt auf "Inklusive Verwaltung und politische Teilhabe" als vollwertige Strategie für den Landkreis anerkennt und der Auftrag damit erfüllt ist.

Knackpunkt ist die Barrierefreiheit

Die Organisation und Planung der Inklusionsstrategie hat wegen der Corona-Pandemie länger gedauert als geplant. Schließlich konnten dennoch elf Treffen in allen Sozialräumen des Landkreises veranstaltet werden. Eingebunden wurden laut Kistler Menschen mit verschiedensten Beeinträchtigungen und Behinderungen. Als Themenfelder seien Arbeit, Bildung, Mobilität und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, Freizeitmöglichkeiten, inklusive Verwaltung und politische Teilhabe, Bewusstseinsbildung, Wohnen und Bauen, Gesundheit sowie Kooperation und Vernetzung erarbeitet worden. Bei den Treffen habe sich herausgestellt, dass der größte Knackpunkt die Barrierefreiheit ist. Denn wem der Zugang verwehrt bleibe, der könne letztlich nicht selbstbestimmt leben und an der Gesellschaft teilhaben, sagte Kistler.

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zählte im Jahr 2022 insgesamt 129 530 Bürgerinnen und Bürger - 64 090 Frauen und 65 440 Männer. Bis zum Jahr 2040 wird die Bevölkerungszahl auf 141 536 Personen steigen. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 lebten im Landkreis insgesamt 15 925 Menschen mit Behinderung. Davon sind 8179 weiblich, 7745 männlich und eine Person divers.

Stellvertretender Landrat Klaus Koch (Grüne) betonte in der Sitzung, er wünsche sich, dass nun "operationalisierbare Schritte" folgten. Nicht alle könnten sofort umgesetzt werden, die Kreispolitik werde sich sicherlich auch die nächsten Jahre mit der Verbesserung der Teilhabe beschäftigen müssen. Die Ausschussmitglieder sollten das Strategiepapier mit in ihre Fraktionen nehmen und dort thematisieren. "Es geht darum, was wir konkret machen", betonte Koch. Natürlich müssten die Maßnahmen "realistisch" sein. Sozialamtschef Thomas Bigl führte aus, dass der Sozialausschuss das nächste Mal im Januar 2024 über die Inklusionsstrategie beraten werde, im Februar komme das Thema in den Kreisausschuss, ehe der Kreistag im März 2024 endgültig einen Beschluss fasse.

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