Bad Tölz-Wolfratshausen:Hohe Dunkelziffer bei Corona-Zahlen

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Gesundheitsamt kommt bei Abklärung der Fälle nicht mehr nach

Von Florian Zick, Bad Tölz-Wolfratshausen

Das Tölzer Gesundheitsamt schlägt Alarm: Weil die Anzahl der Corona-Ansteckungen im Landkreis derzeit exponentiell zunimmt, bleiben bei der Behörde mehr und mehr Fälle liegen. Am Mittwoch waren es mehr als 150 positive Tests, die noch nicht näher bearbeitet worden sind. "Leider kommen wir hier nicht mehr zeitnah hinterher, so dass gerade Kontaktpersonen oft lange auf einen Anruf oder eine E-Mail von uns warten müssen", sagt Stephan Gebrande, Leiter des Gesundheitsamts. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) mahnt aufgrund der angespannten Situation deshalb dazu, besondere Vorsicht walten zu lassen. "Geht sorgsam mit den aktuellen Freiheiten um", sagt er. "Und wenn sich jemand infiziert - dann seid's ehrlich und sagt euren Kontakten Bescheid, was los ist! Und bitte - lasst euch impfen, und zwar so schnell wie möglich! Das bringt uns garantiert weiter", so Niedermaier.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die Sieben-Tage-Inzidenz für Bad Tölz-Wolfratshausen am Mittwoch zwar mit 144,3 an - also nahezu unverändert im Vergleich zu den vorangegangenen Tagen. Tatsächlich dürfte der Wert bei der aktuellen Infektionsrate im Landkreis aber deutlich höher liegen. Dass die Zahlen des RKI dies noch nicht ausweisen, liegt am Meldesystem für Corona-Fälle. Zunächst bekommen nämlich die jeweils zuständigen Landratsämter die Meldungen aus den Laboren. Erst wenn die Fälle geprüft sind, wenn klar ist, welcher Gemeinde die betroffene Person angehört, ob sie Symptome zeigt oder wegen der Infektion womöglich sogar im Krankenhaus behandelt werden muss, wird der Fall an das RKI weitergemeldet. Da sich die Fälle im Tölzer Landratsamt aber derzeit stapeln, entsprechen die offiziellen Inzidenzwerte für den Landkreis aktuell nicht dem tatsächlichen Infektionsgeschehen.

Das Landratsamt hat sich am Mittwoch deshalb dazu entschlossen, die Infektionszahlen so zu veröffentlichen, wie es sie von den Laboren bekommt. Demnach sind beim Gesundheitsamt derzeit 479 positive Fälle gemeldet. Nur 321 davon wurden allerdings schon bearbeitet und ans RKI weitergeleitet, der Rest ist noch nicht final abgeklärt. Als die Fallzahlen noch niedriger waren, sei es immer gut gelungen, die Leute schnell zu erreichen, in Isolation zu schicken und die Kontaktpersonen abzuklären, erläutert Marlis Peischer, Sprecherin des Landratsamts. Das sei bei der aktuellen Infektionslage nicht mehr der Fall. Abhilfe zu schaffen, sei aber überaus kompliziert, sagt Landrat Niedermaier. Denn die einzige Möglichkeit sei es eigentlich, die für die Nachverfolgung der Corona-Fälle zuständige Abteilung personell aufzustocken. "Der Markt für mehr geeignetes Personal ist aber nicht gerade üppig", so Niedermaier. Externe Unterstützung gebe es derzeit nicht. "Und zuletzt müssen auch wir immer wieder Ausfälle verkraften."

Gesundheitsamtschef Gebrande gibt sich dennoch halbwegs gelassen, da aktuell kaum Corona-Kranke in Kliniken behandelt werden müssen. Von den 321 nachgewiesenen und schon abgearbeiteten Fällen liegen derzeit nur elf in einem Krankenhaus, lediglich zwei davon auf der Intensivstation. Bei der hohen Zahl an noch nicht abgeklärten Fällen, die derzeit im Landratsamt auf Bearbeitung warten, ist allerdings auch klar, dass in den nächsten Tagen die Fallzahlen und damit die Inzidenz stark steigen werden.

© SZ vom 14.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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