Musik-Größen in der Kurstadt:Streicher-Zentrum Bad Tölz

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Christoph Kessler, der künstlerische Leiter der "Quartettissimo"-Reihe, wartet wieder mit internationalen Ensemble-Größen auf. (Foto: Manfred Neubauer)

Die renommierte Reihe "Quartettissimo" startet in ihre fünfte Saison.

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Bad Tölz

Die Streichquartett-Reihe "Quartettissimo" startet im November in ihre fünfte Saison. Den Auftakt der Konzerte im Kurhaus gibt das von der Kritik gefeierte Belcea-Quartet am Donnerstag, 3. November. Viel Transparenz im Klang ist den vier Londoner Streichern wichtig, ebenso ein hohes Maß Expressivität. Als man vor fünf Jahren anfing, Bad Tölz zu einem Streichquartett-Zentrum zu machen, so der künstlerische Leiter Christoph Kessler, war man über die Resonanz auf die ersten Konzerte überrascht. Kessler, Amateur-Cellist und passionierter Streichquartett-Liebhaber, agiert - ganz im positiven Sinne gemeint - nach dem Motto: "Nicht kleckern, sondern klotzen."

Im weiteren Verlauf der Saison folgen noch zwei renommierte Ensembles aus Russland und den USA, zunächst mit dem Borodin Quartet aus Moskau (15. Januar), dann mit dem Juilliard String Quartet aus New York (19. März). Im Falle des ersteren ist sich Kessler natürlich bewusst, dass dessen Anreise mit einer Aufregung im Vorfeld verbunden ist. "Die Grenze muss natürlich weiterhin offenbleiben, was im Moment der Fall ist." Es gebe noch Flugrouten, um nach Europa zu kommen, fügt er hinzu. Seine Zuversicht auf dieses seit 77 Jahren bestehende Ensemble gründet Kessler auf die Tatsache, dass die Borodin Musiker auch in Hochzeiten des sogenannten "Kalten Krieges" in den 1950-er und 1960-er Jahren als sowjetischen Ensemble im Westen gastieren konnten. Eine ähnlich lange Geschichte hat das Juilliard String Quartet aus New York aufzubieten. Unter anderem bringt es für sein Gastspiel das zehnte Streichquartett von Jörg Widmann mit, das die Julliards Ende Oktober in den USA uraufführen werden.

Damit ist dann in Bad Tölz der Bogen zur jüngeren Generation geschlagen. Denn gleich nach der "Quartettissimo"-Saison folgt im Frühjahr (16. bis 20. April) der erste internationale Streichquartett-Wettbewerb in Bad Tölz. Derzeit laufen noch die Bewerbungen, von denen acht Ensembles für eine Hauptrunde und ein Finale ausgewählt werden. "Wir haben bislang Zusagen aus den USA, aus Kanada, aus Australien und aus ganz Europa, von England über Polen, Spanien, Österreich: Also das wird sehr international besetzt sein", freut sich Christoph Kessler. Für die siebenköpfige Jury haben er und das Tölzer-Organisationsteam renommierte Mitglieder gewinnen können. Vorsitzender ist Günther Pichler, der ehemalige Primarius des legendären Wiener Alban Berg Quartetts. Alle drei Jahre soll der Wettbewerb, der Preisgeldern von insgesamt 27 000 Euro umfasst, stattfinden. Für den Sieger am 20. April 2023 winkt ein Auftritt beim Tölzer Festival der Preisträger, die Kessler und sein Team für Januar 2024 geplant haben. Zwischen dem 18. und 26. Januar konzertieren dann neben dem noch zu ermittelnden Tölzer Gewinner das Barbican Quartet aus London (Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs 2022), das Isidore String Quartet aus den USA (Gewinner des Streichquartett-Wettbewerbs im kanadischen Banff 2022) und das Leonkoro Quartett (Gewinner des Streichquartett-Wettbewerbs in Bordeaux 2022). Spätestens dann, so sagt Kessler, dürfte Bad Tölz dann als ein Zentrum renommierter Streichquartette gelten.

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