Kulturspielstätte geschlossen:Tölzer "Lust" muss umziehen

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Die Decke über der Bühne bröckelt. Beim Hagelsturm Ende August ist die Alte Madlschule in Tölz beschädigt worden. (Foto: Peter Knoblich/oh)

Wegen des Hagelschadens in der Alten Madlschule finden die Veranstaltungen des Kulturvereins im Gewölbekeller des Gasthauses statt.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Als das Hagel-Unwetter am 26. August über dem Landkreis wütete, kam Bad Tölz glimpflich davon. Mit einer Ausnahme: Die Alte Madlschule, Heimat des Kulturvereins Lust, wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. "Wir waren die einzigen in Tölz, die es erwischt hat", sagt Sprecher Peter Knoblich. So schwer, dass die Alte Madlschule vermutlich bis zum ersten Quartal 2024 nicht bespielbar ist. Eine Interims-Lösung ist aber bereits gefunden: Das Team vom "Gasthaus" sei sofort bereit gewesen, einzuspringen, sagt Knoblich. Bis auf Weiteres werden deshalb alle Veranstaltungen im dortigen Gewölbekeller stattfinden.

Mit Schrecken erinnert sich Knoblich an jenen Samstag vor gut drei Wochen: Der Sturm hatte das Blechdach des historischen Gebäudes in der Schulgasse angehoben, "es stand wie eine Sardinenbüchse offen". Die Feuerwehr sei sofort zur Stelle gewesen und habe den ersten Stock ausgepumpt, in dem praktisch aus jeder Steckdose Wasser geströmt sei. Es sei zwar gelungen, das Blechdach wieder zurückzubiegen und mit Folien abzudichten. Aber Wände und Decken hätten sich mit Wasser vollgesogen, der Kamin sei abgebrochen. Wegen statischer Probleme sei ein Betretungsverbot verhängt worden.

Der Wasserschaden erinnert an den Sturm, der das Dach "wie eine Sardinenbüchse" geöffnet hat. (Foto: Peter Knoblich/oh)

Mitglieder des Lust-Teams hätten zuvor noch fieberhaft ausgeräumt und gerettet, was zu retten war; die alten Veranstaltungsplakate aus knapp vierzig Jahren etwa, die die Wände der kleinen Bar zierten. Gleich am Sonntag habe man sich ans Telefon gehängt und nach Alternativlösungen gesucht. Tino Kellner vom "Gasthaus" sei sofort bereit gewesen, dem Kulturverein übergangsweise eine Heimat zu geben, sagt Knoblich. Innerhalb von fünf Tagen seien die Veranstaltungstermine gebongt gewesen.

Für die Zuschauer ändert sich außer dem Ort nichts: Der Kellerraum im Gasthaus ist in etwa so groß wie die Madlschule, es gibt einen Barbetrieb, und der Kartenverkauf läuft wie gehabt über Schreibwaren Zauner. Allerdings gibt es keine Termine an Samstagen, weil das Gasthaus den Raum dann für eigene Veranstaltungen braucht. Einzige Ausnahme ist der zweite Lehards-Abend am 4. November. Die Verlegung ins Gasthaus sei aus der Not geboren, "aber keine Notlösung", betont Knoblich. "Wir sind wahnsinnig froh und dankbar, dass wir unser Programm größtenteils anbieten können."

Die alten Plakate konnten großteils gerettet werden. (Foto: Peter Knoblich/oh)

Es startet am Donnerstag, 21. September: Sebastian Horn, Josef Brustmann und Benni Schäfer präsentieren ihr brandneues Projekt. Neue, vom Leben geschriebene Lieder und alte bayerische Volkslieder werden in einem Drei-Männer-Gesang zu Zither, Gitarre und Bass zum Leuchten gebracht, "mächtig und schön", wie es in de Ankündigung heißt. Am 30. September folgt die Harfenistin Evelyn Huber mit einem Soloprogramm. Im Oktober ist erst mal Pause, weil für die an Samstagen gebuchten Künstlerinnen und Künstler eine Terminverschiebung nicht möglich gewesen sei, sagt Knoblich. Im November geht es dann mit den Lehards Abenden am 3. und 4. November weiter. Fix ist auch bereits der 24. November, an dem der Gitarrist Sebastian Schwarzenberger mit seiner Band spielt.

Die Alte Madlschule sei zurzeit eingerüstet, dann müssten das Dach repariert und die Innenräume komplett saniert werden. Die Unterstützung der Stadt, der das Gebäude gehört, sei "ganz toll", lobt Knoblich. Bleibe zu hoffen, "dass das Haus bald wieder trocken und schön ist" - zumal im kommenden Jahr das 40. Jubiläum anstehe, das man eigentlich groß feiern wollte. "Und wir sind einfach schwer verliebt in die Madlschule".

Infos unter www.kulturverein-lust.de.

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