Bad Tölz:Kreis-Zuschuss soll Tölzer Geburtshilfe retten

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Die jährliche Beteiligung könnte bis zu einer Million Euro betragen. Kooperation mit anderen Kliniken im Gespräch.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Es ist ein Rettungsversuch mit vielen ungelösten Fragen. Der Kreisausschuss des Kreistags hat Landrat Josef Niedermaier (FW) zu Verhandlungen über eine finanzielle Beteiligung des Landkreises an der Tölzer Geburtshilfe ermächtigt. Mit diesem "Sicherstellungszuschuss", wie es Niedermaier nennt, soll eine Hauptabteilung Geburtshilfe an der Asklepios Stadtklinik in Bad Tölz dauerhaft eingerichtet werden. Das ist nur in Kooperation mit einem anderen Krankenhaus möglich. Infrage kommt die Kreisklinik Agatharied in Hausham, Landkreis Miesbach, mit ihrem Perinatalzentrum. Wie hoch der Zuschuss sein wird, kann derzeit niemand abschätzen. In der Sitzung war die Rede von bis zu einer Million Euro pro Jahr. Und noch eines wurde im Ausschuss deutlich: Die Zukunft der Geburtshilfe an der Kreisklinik in Wolfratshausen ist mehr als ungewiss.

Ein perinataler Schwerpunkt wie in Agatharied befindet sich in Krankenhäusern, die eine Geburtsklinik mit angeschlossener Kinderklinik vorhalten. Damit wird sichergestellt, dass Notfälle jederzeit adäquat versorgt werden können. Agatharied und Bad Tölz zusammen wären im Bereich Geburtshilfe und Kindermedizin in der Lage, ein größeres Spektrum an Operationsmöglichkeiten anzubieten, was für Ärzte in Weiterbildung attraktiv ist. Denn geeignete Ärzte zu finden, ist der Knackpunkt. Personal von Agatharied würde die Schwangeren in Bad Tölz mitbetreuen.

Die Tölzer Geburtshilfe steht unter anderem vor dem Aus, weil beide Belegärzte die Belastung mit an die 600 Geburten im Jahr nicht mehr stemmen können. Alle Bemühungen des Stadtklinik-Betreibers Asklepios, eine Hauptabteilung zu schaffen, waren erfolglos, weil kein Personal gefunden wurde. Wie Niedermaier ausführte, müssten in einer Hauptabteilung ein Chefarzt, zwei Oberärzte und vier bis fünf Assistenzärzte arbeiten.

Dass der Landkreis eine dauerhafte finanzielle Verpflichtung über mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr eingeht, war für die Kreisräte ein Biss in den sauren Apfel. Letztlich war sich das Gremium einig, dass es den Bürgern nicht zu vermitteln sei, die Geburtshilfe am Tölzer Krankenhaus zu schließen. Vorerst läuft der Betrieb noch bis Ende März 2017. Klaus Koch (Grüne) sagte, er finde es "reichlich dreist" vom privaten Klinikkonzern Asklepios erst an die Politik heranzutreten, "wo es ums Geld geht". Die Subventionierung durch den Landkreis werde alle Gemeinden betreffen, da sie diese über die Kreisumlage mittragen. Michael Müller (CSU) fasste zusammen: Die Tölzer Geburtshilfe stehe vor der Schließung, wenn der Kreis nicht grundsätzlich einen Zuschuss von bis zu einer Million jährlich gewähren wird. "Wir subventionieren also etwas, was sich aus dem System heraus nicht mehr finanzieren lässt", sagte er mit Verweis darauf, dass auch andere Einrichtungen auf Zuschüsse pochen könnten. "Wo hören wir auf, ist die Frage." Dem pflichteten viele Kreisräte bei. Auch sind sie in Sorge, wie es mit der Geburtshilfe in Wolfratshausen weitergehen wird. Zwei Stationen in einem Landkreis werde es nicht geben können, erwiderte der Landrat. Niedermaier will versuchen, ob die Geburtshilfe in Wolfratshausen ebenfalls in die neue Kooperation aufgenommen wird.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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