Differenzen im Kirchenvorstand:Dekan Soffel außer Dienst

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Heinrich Soffel wurde erst im März 2021 zum Dekan von Bad Tölz ernannt. (Foto: Manfred Neubauer)

Gegen den evangelischen Geistlichen läuft ein kirchenrechtliches Verfahren wegen "nachhaltiger Störung". Er selbst dementiert allerdings, dass es tiefgreifende Differenzen zwischen ihm und der Gemeinde gibt.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz

Das Verhältnis zwischen Heinrich Soffel und zumindest einigen Mitgliedern der evangelischen Gemeinde in Bad Tölz scheint tief zerrüttet zu sein. Damit begründet der Landeskirchenrat, ein Verfahren der nachhaltigen Störung gegen den Dekan eingeleitet zu haben, so die Pressestelle der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Solange es läuft, ist der gebürtige Münchner "aktuell nicht im Dienst". Dies ist auf der Homepage der Gemeinde zu lesen.

Allerdings verweisen Mitglieder des Tölzer Kirchenvorstands auf das laufende Verfahren und äußern sich zu keinerlei Hintergründen. Dekan Soffel selbst gibt sich verwundert und dementiert tiefgreifende Differenzen. "Es gibt keinen Konflikt des Kirchenvorstands mit mir", sagt er auf Nachfrage. Das Gremium sei vollkommen arbeitsfähig.

Mitursächlich für Differenzen dürfte eine Debatte aus dem Frühjahr 2022 über die Unterbringung ukrainischer Kriegsflüchtlinge sein. Damals hatte ein Helferkreis von Kirchenmitgliedern im Gemeindehaus ein bis zwei Familien unterbringen wollen. Dekan Soffel lehnte dies ab, unter anderem weil er bezweifelte, ob die Räume, die auch für Kurse und Gruppenaktivitäten genutzt würden, für Wohnzwecke geeignet seien. Der Kirchenvorstand entschied in seinem Sinne.

Von dem eingeleiteten Verfahren habe er am vergangenen Mittwoch erfahren, so Soffel. Wie dies zustande gekommen sei, verwundere ihn, reagiert er auf Nachfrage am Rosenmontag. "Mir ist nicht gesagt worden, dass es einen Konflikt mit dem Kirchenvorstand zu geben scheint." Das habe er erst aus den Medien erfahren. Den Regionalbischof für München und Oberbayern, Christian Kopp, habe er vergeblich um ein persönliches Gespräch gebeten.

Der Dekan räumt zwar ein, dass es im April 2022 Meinungsdifferenzen zur Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen im Kirchenvorstand gegeben habe. Das betreffe aber nur einzelne Mitglieder. Das Gremium habe mehrheitlich dagegen entschieden. Die Arbeit in der Gemeinde sei seitdem weitergelaufen - von Gottesdiensten, Vorstandsklausuren bis Dienstbesprechungen.

Das gegen Soffel eingeleitete Verfahren ist kirchenrechtlich geregelt. Ein Kirchenjurist werde Gespräche vor Ort führen, um die Gründe für die gestörte Zusammenarbeit möglichst genau und objektiv zu verstehen, so der Pressesprecher der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Minkus. Es gehe aber nicht darum, festzustellen, wer schuld an der jetzigen Situation sei. Ein durch den Kirchenjuristen verfasster Bericht sei Grundlage für die Kirchenleitung eine möglichst sachgerechte Lösung zu finden.

Noch ist offen, wie lange das Verfahren dauern wird. Währenddessen wird Soffel keine dienstlichen Aufgaben in Bad Tölz ausüben. Ihn in seinen Funktionen vertreten sollen der bisherige stellvertretende Dekan, Pfarrer Florian Gruber aus Wolfratshausen, sowie die Pfarrer der Tölzer Gemeinde.

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