Ankommen in Bad Tölz:Singen aus vollem Herzen

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Auch der Ukrainische Kinderchor von Tetiana Vysokolian ist mit von der Partie. (Foto: privat/oh)

Beim Adventskonzert in der Tölzer Stadtpfarrkirche ist heuer auch ein ukrainischer Kinderchor dabei. Geleitet wird er von einer jungen Mutter aus Kiew, die nun in Kochel ihrer Berufung nachgeht.

Von Stephanie Schwaderer, Bad Tölz

Im südlichen Landkreis macht derzeit ein ungewöhnlicher kleiner Chor Karriere. Die jungen Sängerinnen und Sänger treten in rot-weißen Gewändern auf, die Mädchen mit dicken Blumenkränzen im Haar. Ihr Gesang ist nicht glasklar, aber kommt von Herzen. Und auch wenn die Worte für deutsche Ohren unergründlich sind, so wird doch deutlich: Hier geht es offenbar um die wesentlichen Dinge im Leben. Sogar das Bayerische Fernsehen war schon bei einer Chorprobe dabei - im derzeitigen Wohnzimmer von Tetiana Vysokolian, die mit strahlenden Augen und prägnanten Gesten Schwung in die Runde bringt.

Vysokolian ist Chorleiterin, Musik- und Tanzlehrerin. Zu Anfang des Jahres arbeitete sie noch in Kiew. Dann floh sie mit ihrer fünfjährigen Tochter und der Schwiegermutter vor den Bomben und dem Grauen. Nun lebt sie in Kochel am See - und geht dort ihrer Berufung nach. "Sie ist eine Meisterin des Netzwerkens", sagt Martina Reichl, Trainerin beim Programm Frau und Beruf in Bad Tölz. Sie hat Vysokolian vor einigen Monaten bei der Arbeit kennengelernt und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass der ukrainische Chor am Samstag, 10. Dezember, beim großen Adventskonzert in der Tölzer Stadtpfarrkirche mit von der Partie ist.

Auf den ersten Blick erscheint das Programm ganz traditionsgemäß: Mit vorweihnachtlichen Instrumentalstücken, Liedern und Texten wollen die Tölzer Sing- und Musikschule und die Pfarrei Maria Himmelfahrt das Publikum auf die Adventszeit einstimmen. Neben verschiedenen Ensembles der Musikschule haben Solisten und der Jugendchor der Pfarrei Beiträge vorbereitet. Die musikalische Gesamtleitung liegt in den Händen von Kirchenmusiker Christoph Heuberger und Musikschulleiter Harald Roßberger. Stadtpfarrer Peter Demmelmair wird verbindende Texte sprechen. Und dann stehen da eben noch "Perlen der Ukraine" auf dem Programm. "Die Idee stammt von Martina Reichl", sagt Roßberger. Sie habe ihn schon vor einiger Zeit darauf angesprochen, ob man die ukrainischen Kinder nicht einmal ins Programm einbauen könne. "Und da haben wir uns gedacht, im Advent würde das gut passen."

An öffentliche Auftritte dürften die rund 15 Kinder allmählich gewöhnt sein. In Schulen haben sie ebenso schon gesungen wie auf einem Boot im Kochelsee oder im Kreuzgang des Klosters Benediktbeuern. Die meisten sind mit ihren Müttern aus der Ukraine geflohen. Sie kommen aus Kiew, Lugansk, Cherson, Mariupol oder Odessa. Das Singen helfe ihnen, über die traumatisierenden Erlebnisse hinwegzukommen, sagt Vysokolian. Es lenke ab. Und schenke Freude. Sie übt mit ihnen nicht nur Lieder aus der Ukraine ein. Zu den Chorproben gehören auch Atem- und Konzentrationsübungen, ebenso wie lustige kleine Choreografien.

Nach dem Konzert in der Stadtpfarrkirche hätte Martina Reichelt gerne noch etwas für die ukrainischen Gäste organisiert. "Ein gemeinsames Kuchen- oder Plätzchenessen vielleicht", sagt sie. Aber dazu wird es nicht kommen. Der Grund: Tetiana Vysokolian und die Kinder müssen nach dem Konzert sofort aufbrechen. Zum nächsten Termin. So ist das, wenn man Karriere macht.

Musik zum Advent, Samstag, 10. Dezember, 16 Uhr, Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt, Bad Tölz, Eintritt frei, Spenden erbeten

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