Bad Tölz:Abfuhr für die Anlieger

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Im Streit über den Funkmast in Gaißach verhärten sich die Fronten: Die Forderung nach einem Planungsstopp verhallt am Runden Tisch.

Klaus Schieder

Der Sendemast auf Gaißacher Flur, der nahe des Tölzer Neubaugebiets am Oberen Griesfeld in die Höhe ragt, wird für den digitalen Behördenfunk aufgerüstet. Daran ließen die Vertreter der dem Innenministerium zugeordneten Projektgruppe Diginet beim Runden Tisch am Montag im Landratsamt keinen Zweifel aufkommen.

Knapp 1000 Tölzer und Gaißacher haben gegen den geplanten Funkmasten in Gaißach-Dorf unterschrieben. (Foto: Christian Endt)

"Wir müssen möglichst optimale Standorte auswählen, damit wir möglichst wenig Standorte haben", sagte Projektleiter Wolfgang Zacher zur Wahl des bereits mit 47 Sendeanlagen bestückten Masts, den der Bayerische Rundfunk betreibt. Ein Ausweichen auf den Blomberg lehnte Wolfgang Krüger von der Projektsteuerung ab. Er begründete dies mit Funklöchern, etwa im Tölzer Stadtgebiet. Der Gaißacher Mast sei "der beste und sinnvollste aus funktechnischer Sicht".

Auf Einladung der Kommunen Bad Tölz und Gaißach waren neben Stadt- und Gemeinderäten auch je drei Vertreter von Bürgerinitiativen, Polizei, Feuerwehren und Rettungsdiensten zu der Veranstaltung eingeladen. 790 Tölzer und 170 Gaißacher Bürger hatten im Vorfeld mit ihren Unterschriften einen sofortigen Planungsstopp für den Standort in Gaißach-Dorf gefordert. "Wir Anlieger haben das Recht auf körperliche Unversehrtheit", sagte Landwirt Andreas Dachs. "Wir müssen da leben, wir arbeiten da, wir können nicht wegziehen." Er forderte, den Analogfunk für Polizei und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben auszubauen.

Diese bisher verwendete Technik werde zwar bis zur kompletten Umstellung noch paar Jahre beibehalten, sterbe aber irgendwann, erwiderte Zacher. Gerhard Schusser vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd berichtete, dass die Polizei schon jetzt keine Analogfunkgeräte mehr kaufen könne, weil diese kaum noch produziert würden. Ersatzteile seien schwer zu bekommen, die Technik sei veraltet, sagte er. Dem widersprach Reiner Lohmann: "Es gibt sehr wohl Hersteller, die den Analogfunkbereich weiterentwickeln."

Kritik an der Tetratechnik für den Behördenfunk übte Johannes Schmidt. In den Niederlanden sei es zu Funkausfällen bis zu anderthalb Stunden gekommen, sagte er. "Das Geld, das hierfür verschwendet wird, könnten wir in Analogfunk oder eine alternative Technik stecken." Für Zacher ist dies eine müßige Debatte: Der Digitalfunk komme in Bayern, "das ist eine eindeutige politische Entscheidung."

Sorgen wegen einer möglichen gesundheitlichen Gefährdung äußerten mehrere Fragesteller. Die Auswirkungen der Tetratechnik seien noch nicht erforscht, so Rolf Müll. "Können Sie einer schwangeren Frau sagen, dass sie keinen Schaden durch Tetrafunk bekommt?", wollte Elisabeth Dachs wissen.

Er habe selber drei Kinder und wohne nahe mehrerer Funknetze, antwortete Krüger: "Ich bin davon überzeugt, dass das Ganze absolut problemlos ist." Die Sendeleistung eines Standorts liege bei 20 Watt, die eines Handys bei einem Watt. Direkt neben einer Tetrafunkanlage gebe es eine Spannung von 450 Millivolt, der Grenzwert liege bei 27 500 Millivolt. Zacher ergänzte, dass der zulässige Grenzwert am Gaißacher Mast zu 0,133 Prozent ausgeschöpft sei. Durch den Tetrafunk komme "ein Zehntel einer Mobilfunkanlage" hinzu.

Der Gaißacher Bürgermeister Nikolaus Trischberger (CSU) forderte die Projektgruppe Diginet auf, "zumindest den Versuch zu unternehmen", andere Standorte ernsthaft zu prüfen. Außerdem verlangte er zu eine Immissionswertprognose. Er halte nichts davon, "mit Ein-Zehntel-Geschichten zu arbeiten - ich erwarte konkrete Zahlen".

© SZ vom 12.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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