Gastronomie:Ein Ingwer-Spritz gegen den Totentanz

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Die Aperitiv- und Weinbar "Aurelia's" in der Tölzer Badstraße bietet Drinks und kleine Speisen in zwangloser Atmosphäre. Ihre Betreiber Aurelia und Maximilian Golba wollen damit eine Lücke in der Kurstadt schließen.

Von Petra Schneider

Das Tölzer Nachtleben ist ausbaufähig: Es gibt Restaurants, Wirtshäuser, ein paar Kneipen und den "Pistolero Club" für die Jüngeren. Aber Bars? Ziemlich mau. Für Leute, die in stilvollem Ambiente guten Wein oder einen Lavendel-Spritz probieren wollen oder die Lust auf eine Sauerteig-Focaccia haben, gibt es nun aber eine neue Location: Die Aperitif- und Weinbar "Aurelia's" in der Badstraße, die Aurelia Golba und ihr Mann Maximilian Mitte Oktober eröffnet haben.

Die beiden jungen Leute, sie 29 Jahre alt, er 32, sind ausgewiesene Hotel- und Gastroexperten. Aurelia Golba, die in Bad Tölz geboren ist und mit ihrem Mann hier lebt, hat im Lenggrieser Brauneck-Hotel eine Lehre gemacht, die Hotelfachschule in Garmisch-Partenkirchen absolviert und in Hotels in Spanien, der Schweiz und in England gearbeitet. Zurzeit ist sie als Personalleiterin für zwei Münchner Hotels zuständig. Ihr Mann Maximilian ist gelernter Koch, er hat unter anderem im "Das Tegernsee" gekocht und arbeitet nun als Kundenberater im Lebensmittelbereich. Aurelia will ihren Job in München im November aufgeben und sich ganz ihrem eigenen Lokal widmen. Die beiden stemmen das alleine, sie im Service, er in der Küche.

Warum sie ihren sicheren Job gegen das Risiko der Selbstständigkeit eintauscht? Sie habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, "selber was zu machen", sagt Aurelia Golba. Als das Lokal in der Badstraße zu pachten war, hätten sie spontan zugegriffen. Denn in Tölz sei abends viel zu wenig los. "Ab 18 Uhr ist hier Totentanz", findet sie. Diese Lücke will das junge Paar schließen. Mit einer guten Bar, "wo man mit Freunden nach Feierabend hingehen kann, ohne groß was essen zu müssen."

Die Lage der Weinbar zwischen Badeteil und Marktstraße sei gut und der Zeitpunkt richtig, finden die beiden. Denn nach den Corona-Lockdowns sei das Bedürfnis bei den Tölzern groß, endlich wieder auszugehen. "Die Leute brennen darauf, weil das jeder vermisst hat", ist Aurelia Golba überzeugt. Geöffnet ist ihr Lokal dienstags bis donnerstags von 17 bis 23 Uhr, freitags und samstags bis Mitternacht. Die Bar hat 50 Plätze drinnen und 30 auf der Terrasse. Mit Familie und Freunden haben sie das Lokal in dem denkmalgeschützten Gebäude, in dem ganz früher eine badische Weinstube und zuletzt das "Glockner's" war, renoviert und "einiges investiert", sagt Aurelia Golba. Leidenschaft, Herzblut, Geld - "man muss immer was investieren, damit es was wird". Das Ambiente ist geschmackvoll und behaglich: massive Altholzschiebetür beim Eingang, dunkler Holzlaminatboden, die Wände salbeifarben und anthrazit. Eine kleine Bar mit Stehtischen, geräumige Nischen, Holzmöbel, Kissen. Wenn man die beiden fragt, wofür das "Aurelia's" steht, dann müssen sie nicht lange überlegen: Qualität und Regionalität, das sei ihnen wichtig.

Das Brot für die "Brocaccias", die in der kleinen Küche mit Antipasti, Tomatensugo und Chorizo oder Schmand und Südtiroler Schinken belegt werden, kommt von der Bäckerei Detter aus Bad Tölz, die Wurst vom Thomahof aus Königsdorf. Auf der Karte stehen nur deutsche Weine und meist von Weingütern, die sie selbst besucht haben. Für die Drinks werden neben Gin und Wermut auch Edelbrände der Familie Schauer aus Oberfischbach verwendet, für die Aperitifs die angesagten Limonaden des Münchner Start-ups "Balis". Die Sirups für den Lavendel-, Zitrone-, und Ingwer-Spritz macht Aurelia selbst. Es gibt auch Bier vom Sappl-Bräu aus Holzkirchen, aber der Fokus liegt auf Wein, ausschließlich aus Deutschland. "Die Winzer hierzulande haben sich sehr entwickelt", sagt Maximilian Golba. Neuerdings gebe es vermehrt auch Winzerinnen, die interessante Weine produzierten. "Wir wollen den Leuten näher bringen, dass es nicht unbedingt der Merlot aus Italien sein muss", sagt er.

Die Preise sind angemessen; ein Glas Wein (0,2 Liter) kostet ab 6,80 Euro, die Brocaccias ab 7,90 Euro. Wenn sich alles eingespielt hat, wollen die beiden ihre Produzenten und Winzer einladen, damit sie für die Gäste Verkostungen und Weinproben anbieten. "Wenn man einen Bezug zu einem Produkt hat, dann hat man eine ganz andere Wertschätzung", sagt Aurelia Golba.

Wein & Aperitif Bar "Aurelia's", Badstraße 18, Bad Tölz

© SZ vom 03.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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